Europa League

"Frechheit", "Schande" und "sehr ekelhaft": Leverkusener Frust über Roms Zeitspiel

Demirbay ist trotz Halbfinal-Aus "stolz"

"Frechheit", "Schande" und "sehr ekelhaft": Leverkusener Frust über Roms Zeitspiel

Leverkusens Kerem Demirbay sitzt bedient und gefrustet auf dem Rasen der BayArena.

Leverkusens Kerem Demirbay sitzt bedient und gefrustet auf dem Rasen der BayArena. IMAGO/Nordphoto

Den letzten europäischen Titel holte Bayer Leverkusen an einem 18. Mai (1988 gegen Espanyol Barcelona - 3:0 und 3:2 i.E.). Auf den Tag genau 35 Jahre später stand nach dem 0:0 im Halbfinal-Rückspiel in der Europa League gegen die AS Rom fest: Es wird vorerst auch der letzte europäische Titel für die Werkself bleiben.

Bayer schoss zwar 23-Mal aufs Tor (die Roma nur einmal), traf einmal die Latte - verzweifelte aber gerade in der Schlussphase trotz voller Offensive an der Spielweise der Roma. So scheiterte es nach dem 0:1 im Hinspiel eine Woche später also "an einem Tor", wie Kerem Demirbay bei RTL zusammenfasste. Außerdem habe "ein bisschen Glück" ebenfalls gefehlt - vor allem bei Moussa Diabys Schuss aus spitzem Winkel, der in der Anfangsphase an die Latte geklatscht war. Auch Demirbay selbst gab einige Schüsse ab und hatte in der zweiten Hälfte neben Serdar Azmoun (Schuss neben das Tor) die beste Chance seiner Mannschaft auf den benötigten Treffer. Den Distanzschuss des Mittelfeldspielers entschärfte Rui Patricio aber gerade noch.

Demirbay ist trotz des Ausscheidens stolz

Trotz der Niederlage und dem Verpassen des Finals war der 29-Jährige "stolz auf meine Jungs - auf jeden Einzelnen, der heute hier war im Stadion" - und sprach damit explizit die Leverkusener Fans an, die bereits einen Fanmarsch zur BayArena veranstaltet hatten und auch im Stadion für eine "unfassbare Kulisse" sorgten.

Am Ende half aber auch die Unterstützung von den Rängen nicht. Zum einen weil Bayer trotz sehr variablen Spiels die Kaltschnäuzigkeit fehlte und zum anderen weil die Roma in der Schlussphase alle zur Verfügung stehenden Mittel des Verteidigens nutzte - auch Zeitspiel.

Die Roma nimmt immer wieder Zeit von der Uhr

Immer wieder hatte ein Römer körperliche Probleme und saß auf dem Rasen. "Das gehört zum Spiel. Ich denke die Römer sind sehr, sehr erfahren mit einem sehr, sehr erfahrenen Trainer", versuchte Demirbay die Spielweise der Gäste zwar etwas zu relativieren, schob aber noch nach: "Es ist schade, in einem Halbfinale auf so einem Niveau, dass so eine Spielweise am Ende auch belohnt wird, ist sehr, sehr bitter für den Fußball."

Dennoch verabschieden sich die Leverkusener "erhobenen Hauptes" aus dem Wettbewerb. Auch dem Gegner müsse man Glückwünsche aussprechen - allerdings mit einem Aber: "Sie haben es am Ende sehr ekelhaft gemacht. Das muss man so auf den Punkt bringen."

Gefrusteter Rolfes macht seinem Ärger Luft

Geschäftsführer Sport Simon Rolfes fand deutlichere Worte: "Nach jedem Torschuss von uns lag einer von denen auf dem Boden und brauchte einen Arzt und das ist natürlich große Verarschung des Schiedsrichters." Auch über die achtminütige Nachspielzeit war Rolfes erzürnt: "Und wenn er dann nur acht Minuten Nachspielzeit gibt, finde ich das einen Witz. Bei der WM hatte jedes normale Spiel zehn Minuten Nachspielzeit." Nach Ansicht des ehemaligen Spielers hätte es aufgrund der Verzögerungen mindestens 20 Minuten oben drauf geben müssen.

FOOTBALL - EUROPA LEAGUE - LEVERKUSEN v ROMA

"Eine Schande": Hradecky über Nettospielzeit und "Mourinho-Fußball"

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Auch bei Nadiem Amiri saß der Frust tief: "Wir haben es nicht verdient auszuscheiden gegen eine Mannschaft, die mit Fußball nichts zu tun hat." Der eingewechselte Mittelfeldspieler fragte sich, "wie wir ausscheiden konnten, weil was die heute gespielt haben - und auch in Rom - das war wirklich eine Frechheit". Für Lukas Hradecky war es schlicht eine "Schande", dass auf Grund der Verzögerungen der Giallorossi die Nettospielzeit nach Ansicht des Keepers lediglich "25 oder 30 Minuten" betrug. 

"Auf der anderen Seite muss man einfach sagen, dass wir es nicht geschafft haben, über zwei Spiele ein Tor zu machen, auch wenn wir die Chancen hatten", erkannte Amiri am Ende aber auch das Hauptproblem der Werkself in den beiden Halbfinal-Spielen.

Und damit muss Bayer nach 2002 (1:2-Niederlage im Champions-League-Finale gegen Real Madrid) weiter auf das nächste europäische Endspiel warten. Die Roma hingegen steht nach dem Gewinn der Conference League 2022 am 31. Mai im zweiten Finale innerhalb eines Jahres.

sts

Bilder zur Partie Bayer Leverkusen gegen AS Rom