Frankreich hat verdient, aber mit Mühe, gegen eine biedere kroatische Mannschaft 2:1 gewonnen und damit das Traumfinale am Sonntag gegen Brasilien perfekt gemacht. Es war keine überragende Leistung der Franzosen, die nach zwei Verlängerungen hintereinander nicht den vollen Elan zeigen konnten, aber spielerisch und läuferisch dennoch dem Deutschland-Bezwinger überlegen waren. Beide Mannschaften starteten mit exakt der gleichen Formation wie im Viertelfinale, wobei die Kroaten lediglich eine taktische Umstellung zwischen Bilic und Simic vornahmen. Wie schon gegen die Deutschen beschränkten sie sich vom Anpfiff weg auf die Defensive, verstärkten diese jedoch zeitweise bis zur totalen Mauertaktik. Weil beide Mannschaften total im Raum standen, entfiel auch die übliche Pärchenbildung, was allerdings dem Spiel nur spärlich zugute kam. Die Franzosen versuchten, vor allem über den wie immer äußerst agilen Zidane als Spielmacher, die Kroaten unter Druck zu setzen. Wie jedoch in den meisten Begegnungen bei dieser WM zeigte es sich auch im Halbfinale lange Zeit, daß sie über keine Strafraumspieler verfügen. Auf der anderen Seite entsprangen Chancen für die Kroaten mehr oder minder Zufallsprodukten. Wie verwandelt begannen beide Mannschaften die zweite Hälfte, denn das Blitztor durch Suker nach Traumpaß von Asanovic ergab ein völlig neues Spiel, zumal die Franzosen den Siegestaumel der Kroaten und einen Fehler des unachtsamen Boban durch Thuram postwendend zum Ausgleich nutzten. Mit verstärktem Druck suchten die Gastgeber nun eine frühe Entscheidung. Doch es dauerte bis zur 70. Minute, ehe Thuram nach Doppelpaß mit Henry das erlösende 2:1 diagonal ins lange Eck gelang. Ein völlig unnötiger Nasenstüber von Blanc gegen Bilic, den der Schiedsrichter spontan mit der Roten Karte ahndete, brachte die Franzosen per Unterzahl noch einmal in Bedrängnis. Doch die Kroaten bewiesen anders als gegen Deutschland, daß sie nicht in der Lage waren, spielerisch entscheidende Akzente zu setzen. Aus St. Denis berichten Rainer Holzschuh, Wolfgang Tobien, Hardy Hasselbruch und Harald Kaiser