Weltmeisterschaft

Deutschland ringt Frankreich nieder und steht im WM-Finale

Erstes Elfmeterschießen bei einer WM

Brutaler Schumacher wird zum Helden: Deutschland ringt Frankreich nieder und steht im Finale

Aus unterschiedlichen Gründen im Mittelpunkt: Harald "Toni" Schumacher.

Aus unterschiedlichen Gründen im Mittelpunkt: Harald "Toni" Schumacher. imago images/Sportfoto Rudel

Bei rund 35 Grad in Sevilla ergriff der amtierende Europameister zuerst die Initiative und schnürte die Franzosen teilweise hinten ein. Die Führung durch Littbarski, der drei Minuten zuvor mit einem direkten Freistoß nur die Latte getroffen hatte, fiel verdient: Aus 16 Metern schoss der Kölner einen geklärten Ball durch Ettoris Beine ins Tor (18.).

Schon bald agierte Frankreich aber auf Augenhöhe. Weil Bernd Förster Rocheteau im Strafraum gehalten haben soll, gab es einen Elfmeter, den Spielmacher Platini sicher verwandelte (28.). Es entwickelte sich ein munterer Schlagabtausch, in dem die Franzosen zwar spielerische Vorteile hatten, Deutschland aber vor allem körperlich überlegen war.

Nach Wiederanpfiff übernahmen jedoch Platini und Co. das Kommando, Rocheteau wurde ein Tor verweigert, weil er diesmal Bernd Förster gefoult haben soll (54.). Wenig später kam es zu einer äußerst unschönen Szene: DFB-Torwart Schumacher räumte den eingewechselten Battiston beim Rauslaufen brutal ab, was trotz krachender Kollision ungeahndet blieb. Der Franzose musste benommen abtransportiert werden.

Toni Schumacher springt in Richtung Patrick Battiston

Gleich kracht es, weit fernab des Balles: Toni Schumacher kollidiert mit Patrick Battiston. imago images/WEREK

Nach der Unterbrechung stürmten die Franzosen umso aggressiver, streckenweise waren sie nun die deutlich bessere Mannschaft. Der Stuttgarter Six ließ in der 78. Minute aber eine große Chance liegen, Amoros traf zu Beginn der Nachspielzeit nur die Querlatte (90.+1). Postwendend hatte jedoch auch Fischer den Siegtreffer auf dem Fuß (90.+3).

Rummenigge bringt die Wende

Das zweite Halbfinale ging in die Verlängerung, die frühzeitig entschieden zu sein schien: Tresor blieb nach einer Ecke ungedeckt und jagte den Ball volley in die Maschen (93.). Daraufhin wechselte Bundestrainer Derwall den angeschlagenen Rummenigge ein, wenig später stellte Giresse nach einem Konter mit einem herrlichen Außenristschuss allerdings auf 3:1 (99.).

Die Deutschen, denen Rummenigge neues Leben einhauchte, gaben sich trotz des Zwei-Tore-Rückstands nicht geschlagen und kamen durch einen artistischen Einsatz des Bayern-Stürmers zum 2:3 (103.). Kurz zuvor war Fischer schon ein regulärer Treffer nicht anerkannt worden (100.).

Umso sehenswerter meldete sich der Kölner in der zweiten Hälfte der Verlängerung zurück, per Fallrückzieher erzielte er das umjubelte 3:3 (108.). Der deutsche Siegtreffer in Form eines bitteren Eigentores wäre beinahe noch Tresor unterlaufen (118.).

Tore und Karten

0:1 Littbarski (18')

1:1 Platini (28')

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Frankreich
Frankreich

Ettori - Bossis, Janvion, Tresor , Amoros - Genghini , Giresse , Tigana, Platini - Rocheteau, Six

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Deutschland
Deutschland

Har. Schumacher - Stielike, K. Förster, B. Förster - Kaltz, Dremmler, Breitner, Briegel , Littbarski , Magath - K. Fischer

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Schiedsrichter-Team

Charles Corver Niederlande

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Spielinfo
Stadion Ramon Sanchez Pizjuan
Zuschauer 70.000
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Erstmals in der WM-Geschichte musste schließlich ein Elfmeterschießen die Entscheidung herbeiführen, in dem Libero Stielike zunächst zur tragischen Figur zu werden schien. Nach dessen Fehlschuss parierte Schumacher aber gegen Six und Bossis, woraufhin Hrubesch den entscheidenden Versuch verwandelte und Deutschland ins Finale gegen Italien schoss.