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Francos Old Boys

Starkes Lebenszeichen der "Ü30"

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Die "Oldies" richteten es gegen die Republik Moldau

Die "Oldies" richteten es gegen die Republik Moldau GEPA pictures

Am Freitag hat Christopher Trimmel noch ziemlich alt ausgesehen, als er gegen Israel vor dem Tor zum 1:2 unnötig einen Eckball verschuldete, den er dann auch noch unglücklich zum Torschützen verlängerte. Am Montag ließ sich das Alter des Burgenländers in Diensten der Union Berlin auch nicht verbergen - aber aus einem erfreulichen Grund. Da traf Trimmel in seinem 20. Länderspiel mit exakt 34 Jahren, sieben Monaten und 20 Tagen zum ersten Mal für Österreich. So alt war noch kein ÖFB-Teamspieler bei seinem Premierentor!

WM-Qualifikation

Aber der Tattoo-Künstler war auch davor schon für eine ÖFB-Kuriosität gut, als er 2019 nach fast zehnjähriger Teampause ein Comeback schaffte. Seither hat der gelernte Stürmer, den Peter Pacult bei Rapid zum Rechtsverteidiger umfunktionierte, noch 17 Länderspiele abgespult. Eine Marke, die ihm keiner mehr zugetraut hätte - auch wenn diese erst durch die Verletzung von Stefan Lainer begünstigt wurde. Letzterer ist hoffentlich bis zu den WM-Play-offs im März wieder zurück, denn auch wenn Christopher Trimmel immer alles was er hat in die Waagschale wirft, gegen die großen Kaliber ist es mitunter zu wenig.

Dabei ist Trimmel noch um eineinhalb Jahre jünger als sein gestriges Pendant auf der linken Abwehrseite - Andreas Ulmer. Der Salzburg-Kapitän durfte als Alaba-Ersatz zum 30. Mal im ÖFB-Team ran. Seine Teampause dauerten nicht ganz so lang wie jene Trimmels, er hatte sein Teamdebüt aber ebenfalls bereits 2009 unter Didi Constantini gegeben, zum Stamm gehört er aber erst wieder seit 2017. Damit zählt Ulmer zur seltenen Spezies von ÖFB-Nationalspielern, die den Großteil ihrer Länderspiele als Über-30-Jährige absolvierten - in seinem Fall sind es 27 von 30.

Die ÖFB-Noten zum 4:1-Sieg gegen die Republik Moldau

Mister Doppelpack

Ebenfalls zu den älteren Semestern gehört bereits Marko Arnautovic, dessen 32. Geburtstag auch schon fast ein halbes Jahr zurück liegt. Trotzdem war er gegen die Republik Moldau als Kapitän wieder das Um und Auf in der Offensive, erzielte das frühe 1:0 und aus einem Elfmeter das 3:0. Sein erster Triplepack im Team blieb dem Bologna-Legionär zwar weiterhin versagt, immerhin baute er aber seinen Doppelpack-Rekord aus. Schon zum achten Mal jubelte Österreich über zwei Arnautovic-Tore in einem Spiel, das hatte selbst Toni Polster nicht geschafft, obwohl ihm der "Doppelpack" (als sechsfachem ÖFB-Doppel-Torschützen) sogar zum Mittelnamen geworden war. Insgesamt hat der Rekord-Torschütze aber immer noch zwölf Tore Vorsprung, wohingegen "Arnie" die 34 Tore des Zweitplatzierten Hans Krankl schon im Visier hat. Ein Detail dazu: Krankl hat als Ü30-Stürmer nur noch vier Länderspiele bestritten und kein Tor mehr erzielt, Arnautovic hat jenseits des 30ers bereits zehn Mal zugeschlagen - und wird es hoffentlich noch öfter tun.

Mit seinen drei Toren in den letzten beiden Spielen des Jahres hat "der Herr Magister", wie er von vielen Fans liebevoll genannt wird, auch noch Christoph Baumgartner und Sasa Kalajdzic als Top-Torschützen des Jahres 2021 abgelöst. Die beiden Rekonvaleszenten haben im abgelaufenen Länderspiel-Jahr vier Mal getroffen, Arnautovic kam noch auf sechs Treffer und ist damit zum fünften Mal Österreichs Jahresbester.

Rekord-Sieger "Drago"

Und noch ein Ü-30-Spieler hat - zumindest ein statistisches - Highlight gesetzt: Der 30-jährige Aleksandar Dragovic feierte in seinem 98. Länderspiel den 50. Sieg. Diese Marke hatte vor ihm noch kein ÖFB-Teamspieler erreicht. Andi Herzogs Rekord von 103 Länderspielen sollte sich nächstes Jahr noch ausgehen, obwohl der Crvena-Zvezda-Verteidiger sein bisheriges Stammleiberl an Philipp Lienhart zu verlieren droht. Perfekt wäre es, könnte "Drago" seinen 100er mit der geschafften WM-Qualifikation feiern.

Horst Hötsch