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kicker-Kolumne von Andreas Möller zur WM 2022 in Katar

WM-Kolumne von Andreas Möller

Flick bleibt: Ein Neuanfang ist das nicht

Er bleibt Bundestrainer: Hansi Flick.

Er bleibt Bundestrainer: Hansi Flick. IMAGO/Ulmer/Teamfoto

Wer wagt jetzt noch eine Prognose über den neuen Weltmeister? Nach diesem Favoritensterben in Katar, nach dem sensationellen Einzug der Marokkaner in das Halbfinale. Kommt es zur Neuauflage des Endspiels von 2018 zwischen Weltmeister Frankreich und Kroatien? Dann wäre der Traum von Weltstar Lionel Messi beendet, einmal in seiner großartigen Karriere den WM-Pokal in den Händen zu halten. Bei allem Respekt vor den anderen Halbfinal-Teilnehmern: Messi hat über fast zwei Jahrzehnte den Weltfußball geprägt, ihm wäre dieser Titel absolut zu gönnen.

Buenos Aires oder Marrakesch. Wüsste man es nicht besser, könnte man vermuten, dass diese WM in den Hauptstädten von Argentinien oder Marokko stattfinden. Unglaublich, welche enthusiastischen Fanmassen diese Mannschaft in Doha anfeuern. Wie völkerverbindend der Fußball ist, zeigte sich auf dem Weg Marokkos ins Halbfinale. Ganz Afrika und alle Araber drücken nun den "Löwen vom Atlas" die Daumen. Trotz der vielen politischen Konflikte zwischen einigen Nationen in diesen Regionen.

Deutschland fehlen zwei, drei Spieler von Weltklasse

Christian Streich pflichte ich absolut bei. "Im Kollektiv kann man vieles machen", hat er gesagt und zur deutschen Mannschaft ausgeführt: "Deshalb wäre es umso wichtiger gewesen, wenn die Mannschaft gemeinsam verteidigt hätte." An dieser Stelle hatte ich bereits nach der Niederlage gegen Japan im ersten Gruppenspiel ausgeführt, dass die Grundlage für jeden Erfolg in der Defensivarbeit liegt. Deutschland fehlen aktuell zwei, drei Spieler von Weltklasse. Umso wichtiger ist es, als starkes Kollektiv aufzutreten, in dem die Mannschaft besser verteidigt.

WM-Kolumne von Weltmeister Andreas Möller.

WM-Kolumne von Weltmeister Andreas Möller.

Hansi Flick bleibt Bundestrainer. Da lässt sich nicht von einem Neuanfang sprechen. Wer auch immer Sportdirektor ist, allein entscheidend ist der Trainer in allen Fragen um die Mannschaft. Gleich ob bei der Nationalmannschaft oder in einem Klub.

Und dazu gehören über Training, Taktik, Aufstellung eben auch die Wahl des WM-Quartiers, die Entscheidung über die "Teilnahme" der Lebenspartner und Kinder der Spieler bis hin zu Darstellungen der Mannschaft außerhalb ihrer originären Aufgaben wie zum Beispiel die "Hand-vor-den-Mund-Aktion" vor dem Spiel gegen Japan.

Der Trainer war, ist und bleibt die entscheidende Person. Hansi Flick zieht aus dieser WM hoffentlich seine Lehren. Was den künftigen Sportdirektor betrifft, muss der Bundestrainer auf jeden Fall in die Entscheidungsfindung eingebunden werden. Er muss seinem künftigen Partner absolut vertrauen können. Nur das ergibt Sinn.

Andreas Möller (55) bestritt insgesamt 85 Länderspiele, wurde mit der deutschen Nationalmannschaft 1990 Weltmeister und 1996 Europameister. In der Bundesliga absolvierte er 429 Spiele für Frankfurt, Dortmund und Schalke, zudem stand er bei Juventus Turin unter Vertrag. Mit Dortmund war er zweimal Deutscher Meister, größter internationaler Erfolg auf Vereinsebene war der Gewinn der Champions League mit dem BVB im Jahr 1997.

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