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"FIFA sind nur vier Buchstaben auf unserem Cover" - Hat der EA CEO das wirklich so gemeint?

Eine Analyse

"FIFA sind nur vier Buchstaben auf unserem Cover" - Hat der EA CEO das wirklich so gemeint?

Markige Worte vom EA CEO?

Markige Worte vom EA CEO? Bloomberg via Getty Images

"FIFA sind nur vier Buchstaben auf unserem Cover", "Die FIFA hindert uns ironischerweise eher noch dran, unser Franchise auszubauen", "Wir haben in den letzten 30 Jahren eine der größten Entertainment-Marken der Welt erschaffen und mit der FIFA zusammen einen Milliardenbetrag erzielt", "Ich würde sogar sagen, dass 'FIFA' eher für das Videospiel als den Verband steht".

Solche Aussagen sollen aus einer Vollversammlung bei EA im November stammen. Nun hätten anonyme Mitarbeiter das Ganze als Mitschriften an die Website "Video Games Chronicle" (VGC) durchgesteckt. Problematisch schonmal: VGC berichtet auf Englisch und die deutschen Übersetzungen sind stark verkürzt. So ungeheuerlich es klingen mag, wenn Wilson sagt: "FIFA sind eh nur vier Buchstaben auf unserem Cover", wird bei einem bloßen Lesen des VGC-Artikels sofort deutlich: Das hat er nicht gemeint.

Vielmehr stellt sich die Lage so dar, dass Wilson sich an seine Mitarbeiter gewandt hat, um das drohende und vielleicht schon beschlossene Ende der Partnerschaft mit der FIFA einzuordnen. "Ich würde behaupten - und das ist vielleicht etwas voreingenommen -, dass die Marke FIFA als Videospiel mehr Bedeutung hat als als Dachverband des Fußballs." Ist es dem EA CEO vorzuwerfen, dass er "voreingenommen" seine stärkste Marke lobt?

"Wir sehen das nicht als selbstverständlich an und versuchen, nicht arrogant zu sein. Wir haben wirklich hart daran gearbeitet, der FIFA klar zu machen, was wir für die Zukunft brauchen."

Nur vier Buchstaben auf der Schachtel?

Laut VCG führt er dann weiter aus und macht seinen Mitarbeitern Mut, ob der vielleicht entfallenden Lizenz:

"Was wir von der FIFA in einem Nicht-WM-Jahr bekommen, sind im Grunde nur die vier Buchstaben auf der Vorderseite der Schachtel, und das in einer Welt, in der die meisten Menschen die Schachtel gar nicht mehr sehen, weil sie das Spiel digital kaufen. In einem WM-Jahr erhalten wir natürlich Zugang zur Weltmeisterschaft, aber im breiteren Kontext des globalen Fußballs auf jährlicher Basis ist die Weltmeisterschaft zwar wichtig, aber nicht das Wichtigste. Wir haben 300 andere Lizenzen, die uns die Inhalte liefern, mit denen sich unsere Spieler am meisten und am intensivsten beschäftigen."

In anderen Worten: Verzagt nicht, wenn die FIFA nicht mehr dabei ist, verlieren wir zwar den Namen und die WM, nicht aber unsere 300 anderen Lizenzen.

Laut VGC ging er außerdem darauf ein, dass er seine Marke gerne weiterentwickeln möchte: Deals mit Sponsoren wie Nike, was unmöglich ist, da Adidas der derzeitige FIFA-WM-Ausrüster ist. Ferner neue Spielformen abseits des 11vs11, bei denen aber auch die FIFA blockiert.

EA: Kein Kommentar

kicker eSport hat umgehend bei EA angefragt und um eine Bestätigung der Aussagen und eine Einordnung im Bezug auf die FIFA-Lizenz gebeten. Die Antwort war schmallippig: Man wolle dazu keinen Kommentar abgeben. Interpretieren muss das jeder für sich. Ein Dementi von Wilsons Aussagen ist es jedenfalls nicht.

Holm Kräusche

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