Sevillas Trainer Julen Lopetegui nahm nach dem 2:1-Halbfinalsieg über Manchester United eine Veränderung vor: Der Ex-Gladbacher de Jong, gegen United Siegtorschütze gewesen, durfte anstelle von En-Nesyri in der Sturmspitze agieren.
Bei den Italienern vertraute Inter-Coach Antonio Conte erwartungsgemäß seiner Halbfinal-Elf, die Schachtar Donezk mit 5:0 bezwungen hatte.
Ab die Post
Das Europa-League-Finale hielt vom Anpfiff weg, was es rein von den Namen her im Vorfeld versprochen hatte. Nach nicht einmal zwei Minuten lag Reguilon nach einem vermeintlichen Ellbogenschlag d'Ambrosios am Boden. Doch das war erst der Warmmacher, denn keine 120 Sekunden später kochten auf der anderen Seite die Gemüter hoch: Am Ende eines italienischen Konters bekam Diego Carlos den bulligen Lukaku trotz intensiver Bemühungen einfach nicht vor dem Sechzehner gestoppt, ein Tritt auf den Fuß im Strafraum brachte letztlich die frühe Chance für Inter auf den Führungstreffer. Lukaku trat selbst an und traf überzeugend ins linke Eck (5.).
Die Andalusier, die ihren sechsten Europa-League-Titel anstrebten, hatten noch jede Menge Zeit für eine Antwort. Und genau auf diese musste man nicht lange warten: Auf dem rechten Flügel ließen die Mailänder die Spanier kombinieren und störten auch Jesus Navas bei der folgenden Flanke nicht. Im Zentrum löste sich de Jong zum richtigen Zeitpunkt und köpfte wuchtig zum 1:1 ein (12.).
Ex-Gladbacher de Jong schnürt Doppelpack in Köln
Die Akteure auf dem Rasen boten dem neutralen Zuschauer keine Pause. Im Mittelfeld gab es knackige Zweikämpfe - und ansonsten ging die Post ab in Richtung der beiden Tore. Nach knapp 20 Minuten hätte sich dann auch beinahe die Abfolge des 1:0 wiederholt, doch Martinez wurde am Ende des Schnellangriffs im gegnerischen Strafraum fair vom Ball getrennt. Auf der anderen Seite blieb de Jong Sevillas erster Zielspieler bei hohen Bällen. Zumeist hatte die Inter-Abwehr auch die Kopfballhoheit, nicht aber so in der 33. Minute: Nach einer gefühlvollen Freistoßflanke nickte erneut de Jong den Ball gefühlvoll und präzise über Handanovic hinweg ins Tor (33.). Spiel gedreht.
Hüben Kopfballtor, drüben Kopfballtor: Inter machte es nur drei Minuten später den Andalusiern nach, der erfahrene Godin köpfte nach Brozovics Flanke an den Fünfmeterraum wuchtig in die Maschen (36.). Und noch immer hatte Schiedsrichter Makkelie nicht zur Halbzeit gepfiffen: Ocampos prüfte in der Nachspielzeit noch Handanovic per Kopfball. Inters 36 Jahre alte Routinier entschärfte (45.+2) - Pause.
Mit demselben Personal, gleicher Intensität in den Zweikämpfen, aber auch mit etwas weniger Tordrang startete der zweite Durchgang. Weder Gagliardinis Versuch (52.), noch der von Suso (54.) kamen zu den Torhütern durch.
Der Ausgleich zum 2:2: Diego Godin trifft per Kopf. Getty Images
Mehr Taktik - Lukaku als doppelter Pechvogel
Sevilla spielte weiterhin sehr diszipliniert und organisiert und stellte Inter damit vor spielerische Probleme. Auch die Momente, in denen Mailand ins Gegenpressing ging, löste die Lopetegui-Elf in der Regel gekonnt. Auf der anderen Seite verteidigten auch die Italiener eng am Mann und standen meist sicher. Selbsterklärend, dass sich die taktischen Herangehensweisen im zweiten Durchgang auf die Anzahl der Torchancen auswirkte.
Erst in der 65. Minute wurde es erstmals wieder brenzlig, weil Sevilla einmal unsortiert stand und Lukaku nach Barellas Zuspiel schier freie Bahn hatte: Noch leicht bedrängt kam er Belgier mit seinem Abschluss aus 16 Metern aber nicht an Bono, der sich überragend breit machte, vorbei. Noch bitterer wurde es für den belgischen Angreifer allerdings knapp zehn Minuten später, als er in der Folge eines Sevilla-Freistoßes den Fallrückzieher Diego Carlos' unbeabsichtigt ins eigene Tor abfälschte und die Andalusier damit wieder in Führung brachte (74.). Dieses 2:3 wurde letztlich auch als Eigentor gewertet.
Inters Neue sorgen gleich für Tohuwabohu - Sechster Titel für den FC Sevilla
Inter-Coach Conte reagierte prompt und schickte mit Eriksen, Sanchez und Moses drei frische Offensivkräfte aufs Feld. Die beiden letzten waren auch sofort im Mittelpunkt, als sie in einer unübersichtlichen Szene jedoch nicht an Bono und dem auf der Linie klärenden Koundé vorbeikamen (82.).
Doch ansonsten stand Sevillas Abwehr über den kompletten Platz bombenfest, obwohl die Italiener mittlerweile alles auf eine Karte setzten. Aber sie kamen trotz sechsminütiger Nachspielzeit nicht mehr ins letzte Drittel und erst recht nicht mehr zu Abschlüssen, sodass die Spanier zum sechsten Mal die Europa League (beziehungsweise den Vorgängerwettbewerb UEFA-Cup) gewannen.
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