Es war eine Klasse-Aktion. Eine, für die in den 1980er Jahren ein Torhüter aus der ungeliebten Nachbarschaft berühmt war. In der 63. Minute des 3:2-Siegs gegen Stuttgart schleuderte Torhüter Matej Kovar einen abgefangenen Eckball von der Strafraumgrenze aus mit voller Wucht in den Lauf des kurz vor der Mittellinie lauernden Florian Wirtz. Ein Abwurf in bester Toni-Schumacher-Qualität: scharf wie ein Pass, präzise, gut getimt, der Bayer eine Großchance beschert.
Hätte Stuttgarts Maximilian Mittelstädt am Ende den Schuss von Wirtz nicht kurz vor dem Tor per Grätsche geklärt, Kovar wäre gefeiert worden für seine Künste als spielmachender Torhüter. Doch so kratzte der Leverkusener Cup-Keeper, der in der Europa League und seit der 2. Runde auch im DFB-Pokal immer statt der Nummer 1 Lukas Hradecky zwischen den Pfosten steht, nur an dem Status des Pokal-Helden.
So wie der 23-Jährige, der im Sommer für fünf Millionen Euro Ablöse von Manchester United kam, sich zuvor auch unfreiwillig um die Rolle des Deppen beworben hatte, als er in der ersten halben Stunde zweimal mit seinen Pässen nur VfB-Spieler als Abnehmer fand. Besonders in der 25. Minute hatte der als fußballerisch stark geltende, weil sehr ruhig mit dem Ball agierende Torhüter Glück, als Stuttgarts Atakan Karazor die daraus resultierende Schusschance aus 16 Metern nur zu einem Roller nutzte.
Hradecky-Kritiker dürften nun objektiver hinschauen
Nachdem vor dem Stuttgarter 1:2 von Chris Führich Leverkusens Sechser Robert Andrich das Zuspiel des Keepers gut 20 Meter vor dem eigenen Tor nicht hatte verarbeiten können, stellte sich sogleich die Frage, ob Kovars Pass denn präzise genug war. Schließlich musste Andrich sein rechtes Bein schon weit strecken für die Ballannahme, die schließlich misslang.
Doch Sünder Andrich nahm den Neuen nach dem Spiel komplett aus der Schusslinie. "Kovar hat mich auch gefragt, aber es war absolut mein Fehler, ganz klar. Das geht auf meine Kappe", erklärte der Mittelfeldspieler.
Die erste echte Bewährungsprobe von Kovar, der in der 78. Minute einen Undav-Schuss gut entschärfte, war also eine mit Licht und Schatten. Okay, aber eben nicht ohne Fehler. Und wird den Blick manchen Kritikers von Kapitän und Stammkraft Hradecky vielleicht etwas objektivieren.
Werden dem finnischen Nationaltorhüter, der eine sehr konstante Saison spielt, doch gerne Fehler im Spiel mit dem Fuß unter die Nase gerieben - von denen sich Kovar gegen Stuttgart gleich zwei erlaubte.