WM

England steht im WM-Finale: "Fühlt sich an wie ein Märchen"

Nach souveränem Auftritt gegen Australien

England steht im WM-Finale: "Fühlt sich an wie ein Märchen"

Die Erfolgstrainerin und eine ihrer Torschützinnen: Sarina Wiegman (r.) feiert mit Ella Toone und England den Einzug ins WM-Finale.

Die Erfolgstrainerin und eine ihrer Torschützinnen: Sarina Wiegman (r.) feiert mit Ella Toone und England den Einzug ins WM-Finale. Getty Images

Sie hat es wieder getan: Sarina Wiegman steht zum vierten Mal in Serie im Finale eines großen internationalen Turniers. Als würde die 53-Jährige nicht nur dadurch schon Geschichte schreiben, nein, sie vollbrachte dieses Kunststück auch noch mit zwei verschiedenen Teams.

Bei der Europameisterschaft 2017 führte die Niederländerin ihr Geburtsland zuhause zum Titel und scheiterte zwei Jahre später im WM-Finale erst in der Verlängerung an den USA. Im September 2021 übernahm Wiegman dann das Traineramt bei den Engländerinnen, coachte die Lionesses bei der EM im eigenen Land direkt zum Titel und nun, etwas mehr als ein Jahr später, ins Endspiel dieser Weltmeisterschaft. 

"Ein Moment, den wir uns schon so lange gewünscht haben"

Trotz ihres Final-Dauerabos konnte es die Niederländerin nach Abpfiff selbst kaum glauben: "Wir haben das Finale erreicht, das ist unglaublich!" Diese Aussage dürfte ein jeder Fan sofort unterschreiben, schließlich geht das englische Fußballmärchen weiter. Nach dem so lang ersehnten ersten Titel im vergangenen Sommer stehen die Lionesses jetzt nicht nur erstmals in ihrer Geschichte in einem WM-Finale, sondern schaffen das auch als erstes englisches Fußballteam seit 1966.

"Ich glaube, das ist ein Moment, den wir uns schon so lange gewünscht haben", erklärte eine überglückliche Millie Bright. "Jetzt diese Gelegenheit zu haben, ist fantastisch. Was für ein unglaubliches Halbfinale." Vor 75.784 größtenteils australischen Zuschauerinnen und Zuschauern waren die Engländerinnen in Sydney lange das klar überlegene Team und ließen die Matildas kaum zur offensiven Entfaltung kommen.

Einzig Sam Kerr schaffte es mit ihrem Traumtor aus 25 Metern, die englische Abwehrreihe um Kapitänin Bright zu überwinden und Mary Earps ein Tor einzuschenken. Ärgerlich für die Engländerinnen und Wiegman, aber auch keine Überraschung für die 53-Jährige: "Australien hat im gesamten Turnier wirklich eine unglaubliche Arbeit geleistet und bei Sam Kerr hat man heute ja gesehen, warum sie der Star des Teams ist. Aber als gesamte Mannschaft sind sie einfach wirklich gut und es ist schwer, gegen sie zu spielen." 

Mit Mentalität, Kaltschnäuzigkeit und Wiegman zum Erfolg

Und dennoch schaffte es ihr Team, das "wirklich schwere Spiel" gegen die Matildas und gefühlt ganz Australien zu gewinnen. Das Erfolgsrezept? Kaltschnäuzigkeit. Also genau das, was Wiegman beim knappen 1:0-Erfolg über Haiti zum Turnierstart noch in ihrer Mannschaft vermisst hatte. "Wir wollten den Ball unter allen Umständen aus dem eigenen Netz halten und wollten unbedingt gewinnen. Wir haben uns an unseren Plan gehalten, und der hat wieder funktioniert."

Denn auch wenn Australien nach dem Ausgleich phasenweise richtig Druck machte, waren es die Engländerinnen, die die Tore schossen: Nach einem Fehler in der australischen Defensive brachte Lauren Hemp die Lionesses wieder in Führung (71.) und steckte kurz vor Spielende fein durch auf Alessia Russo, die mit dem 3:1 alles klar machte. Zwei Treffer ganz nach Wiegmans Plan - und Resultat einer unglaublichen Einstellung. "Ich habe es schon eine Million Mal gesagt: Die Mentalität dieser Mannschaft ist etwas, das ich noch nie gesehen habe", erklärte Bright und fügte an: "Das kommt von Sarina."

Diese gab sich aber wie immer ganz bescheiden und stellte die Leistung ihres Teams in den Vordergrund. "Ich habe keine Ahnung, wie ich das gemacht habe. Ich fange einfach an zu arbeiten", antwortete sie auf eine Frage zu ihrer historischen Trainerleistung und wurde dann doch noch etwas sentimental: "Die Chance, als Trainer zweimal ins Finale zu kommen, ist etwas ganz Besonderes. Ich nehme nie etwas als selbstverständlich hin, aber ich fühle mich wie in einem Märchen oder so."

Ein Märchen, was am kommenden Sonntag sein krönendes Ende finden könnte. Im Finale (12 Uhr, LIVE! bei kicker) geht es für die Engländerinnen gegen Spanien - ein spielstarkes Team, gegen das Wiegman aber sicher wieder einen Plan haben dürfte. 

kon