Englands Trainerin Hope Powell nahm gegenüber dem überzeugenden 2:0 gegen Japan drei Änderungen vor und schickte Faye White, Williams und Yankey für Bradley, Asante und Clarke auf den Rasen.
Auf der anderen Seite brachte Frankreichs Coach Bruno Bini nach dem 2:4 gegen Deutschland gleich fünf Neue - und rotierte damit wieder zurück auf die Startelf des Kanada-Spiels (4:0). Mit einer Ausnahme: Deville stand für Sapowicz im Tor, die nach ihrer Notbremse gegen Bajramaj mit Rot vom Platz geflogen war. Vorne ruhten die Hoffnungen auf Delie und ihrer Superbilanz: 23 Jahre, 23 Länderspiel, 23 Tore.
Fast hätte es bei bestem Wetter in Leverkusen schon nach 15 Sekunden geklingelt: Smith sprintete in einen Steilpass, umkurvte Deville an der Strafraumgrenze und scheiterte mit ihrem Abschluss aus spitzem Winkel nur an Georges' Bein. Ein Paukenschlag - der nicht hielt, was er versprach. Zwar wirkte Frankreich gegen die weitgehend kompakten Engländerinnen spielerisch besser und übernahm bald das Kommando auf dem Platz, hohes Tempo und echte Chancen blieben jedoch selten. Thiney (25.) und Necib (29.) scheiterten aus der Distanz, sonst mangelte es hüben wie drüben an vielem. Einzig möglicher Pausenstand: 0:0.
Eine Drehung, ein Schlenzer - Jill Scott mit der Führung
Nach dem Seitenwechsel jedoch nahm die Partie endlich Fahrt auf. Erst verzog Delie aus hervorragender Position nur ganz knapp (48.) - dann führte plötzlich England! Jill Scott, die bisher wohl beste Britin bei diesem Turnier, versetzte mit einer einfachen Körperdrehung Viguier und Lepailleur und schlenzte das Leder aus halblinker Position mit rechts über Deville hinweg in die Maschen (59.).
Das Viertelfinale im Überblick
Erst in der Schlussphase rafften sich die zunächst lange gelähmten Französinnen noch einmal auf - und starteten eine fulminante Schlussoffensive, während England nicht mehr aus der eigenen Hälfte kam: Die eingewechselte Thomis scheiterte aus spitzem Winkel an Bardsleys starker Parade (85.), Lepailleur mit ihrem Kopfball an Ellen White, die artistisch auf der Linie rettete (86.). Bussaglia war es schließlich, die das Tor zur Verlängerung aufstieß: Die "Three Lionesses" bekamen den Ball am eigenen Strafraum nicht weg, und so schlenzte Bussaglia das Leder vehement aus 20 Metern ins linke Kreuzeck (88.).
Den Schwung konnte Frankreich in die Verlängerung trotz dauerhafter optischer Überlegenheit nicht mitnehmen - obwohl England quasi nur noch zehnt war: Während Powell schon dreimal gewechselt hatte, humpelte Smith nur noch - und bereitete nach Bardsleys Abschlag trotzdem die dicke Chance zur Führung vor: Ellen White versagten vor Deville jedoch die Nerven - Außennetz (103.). Einige Krämpfe und Fehlpässe später hieß es: Elfmeterschießen!
Frankreich lässt sich nicht beirren
England startete perfekt: Die angeschlagene Smith verwandelte wuchtig, Bardsley parierte gegen Abily. Doch die Nerven machten den "Three Lionesses" noch einen Strich durch die Rechnung - aus elf Metern kennt man das von der Insel. Rafferty schoss vorbei, Faye White an die Oberkante der Latte, und bei den Französinnen brachen alle Dämme. Zum ersten Mal steht die "Equipe Tricolore" in einem WM-Halbfinale - es ist der bisher größte Erfolg in ihrer Geschichte. Nun warten am Mittwoch (18 Uhr) in Mönchengladbach die USA oder Brasilien.