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Eliot Muteba: Der Arjen Robben vom Valznerweiher

Führt die Torjägerliste mit zwölf Treffern an

Eliot Muteba: Der Arjen Robben vom Valznerweiher

Eliot Muteba durfte am Wochenende gegen Memmingen auch erstmals die Kapitänsbinde für eine kurze Zeit übernehmen.

Eliot Muteba durfte am Wochenende gegen Memmingen auch erstmals die Kapitänsbinde für eine kurze Zeit übernehmen. 1. FC Nürnberg

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Sucht man nach einem anschaulichen Beispiel, um das Phänomen einer Leistungsexplosion zu erklären, Nürnbergs Eliot Muteba eignet sich hervorragend als Testimonial. War der 20-Jährige in der Vorsaison meist Ergänzungsspieler, der ohne einen einzigen eigenen Treffer blieb, führt er aktuell mit bereits zwölf Toren gemeinsam mit Teamkollege Julian Kania die Torjägerliste der Regionalliga Bayern an.

Den Grund dafür kann der wuselige Flügelstürmer ziemlich genau benennen: "In dieser Saison darf ich auf der linken Seite spielen, auf der ich mich am wohlsten fühle. Hier kann ich mit meinem starken rechten Fuß besser nach innen ziehen. So fällt es mir leichter, Tore zu schießen." So ein wenig wie früher Arjen Robben - nur spiegelverkehrt.

Pedro Narciso Eliot

Bis Sommer war der linke Flügel fest von 22-Tore-Mann Leonardo Vonic gebucht. Aber mit dem Wechsel des Kroaten zu Rot-Weiss Essen wurde der Weg frei für den 1,69-Meter kleinen Muteba, der durch den Linksruck merklich aufblüht. Der Knoten platzte gleich im zweiten Saisonspiel. Beim 3:0 in Memmingen glückten dem Rechtsfuß zwei Tore. Vor allem der zweite Treffer ist Muteba noch in guter Erinnerung. Den sehenswerten Schuss von der Strafraumkante ins rechte Kreuzeck kürt der Goalgetter zum schönsten seiner bisher zwölf Saisontreffer. Mit seiner Schnelligkeit, seinem Trickreichtum bei Eins-gegen-eins-Situationen und seinen raffinierten Dribblings treibt der Techniker die gegnerischen Abwehrreihen in schöner Regelmäßigkeit zur Verzweiflung.

Für Verwirrung sorgen übrigens auch Mutebas drei Vornamen. Während er in den offiziellen Aufstellungen des Bayerischen Fußballverbandes unter Pedro Narciso firmiert, führt ihn der 1. FC Nürnberg als Eliot Muteba. "Offiziell heiße ich Pedro Narciso Eliot", erklärt der pfeilschnelle Stürmer. "Aber Eliot, eigentlich mein dritter Name, war schon immer mein Rufname. So möchte ich auch genannt werden."

Fußballerfamilie Muteba

Das fußballerische Talent konzentriert sich in der Familie Muteba übrigens nicht alleine auf Eliot. Von seinen fünf Brüdern spielen drei weitere auch höherklassig. Der älteste Bruder Daniel (23) wechselte im Sommer vom TSV Buchbach zu Rot-Weiß Erfurt. Der 15-jährige Elias steht bei der U 16 des FC Bayern München unter Vertrag. Isaac (16), derzeit vereinslos, lief bis Sommer noch für den österreichischen Klub SV Ried auf. Mit allen dreien verbindet Eliot ein enges Verhältnis. "Wir tauschen uns jede Woche über unsere Spiele und die Situation in den Vereinen aus. Und es wäre mein Traum, mit ihnen in derselben Mannschaft zu spielen."

Muteba träumt auch von einer Karriere als Nationalspieler. Und obwohl er vor einigen Jahren schon einmal zur U 15 des DFB berufen wurde, würde er am liebsten eines Tages in den Farben der "Palancas Negras", der angolanischen Nationalmannschaft, auflaufen. Seine Eltern sind vor mehr als 20 Jahren aus dem Staat im Südwesten Afrikas in die Nähe von Pfarrkirchen gezogen, wo Eliot auch zur Welt kam. "Angola ist mein Vaterland. Ich habe immer noch viele Verwandte dort", erklärt der 20-Jährige, der sowohl die deutsche als auch die angolanische Staatsbürgerschaft besitzt.

Eliot Muteba

Eliot Mutebas erster Auftritt bei den Profis im Testspiel gegen den TSV Buch. IMAGO/Zink

Kurzfristig will er aber natürlich seine Karriere in Nürnberg vorantreiben. Im Gegensatz zu einigen seiner Teamkollegen in der U 23, die regelmäßig bei den Profis mittrainieren, gehört Muteba fest zur Trainingsgruppe des Regionalligateams. In der letzten Länderspielpause Mitte Oktober durfte er bei einem Testspiel des Nürnberger Zweitligakaders gegen den Landesligisten TSV Buch eine Halbzeit Profiluft schnuppern, als er für Lukas Schleimer eingewechselt wurde. Der bekennende Fan des ehemaligen französischen Nationalspielers Djibril Cissé (42) sieht seine nähere Zukunft aber bei der U 23, mit der er sich voll identifiziert. So übernahm er am Sonntag gegen Memmingen die Kapitänsbinde von Niklas Jahn nach dessen Auswechslung.

Die angestrebte Marke an Saisontreffern gibt Muteba nicht Preis. Sein internes Ziel bis zur Winterpause verrät er indes schon: "Ich hatte mir vor Saisonbeginn vorgenommen, bis Jahresende zwölf Mal zu treffen." Hinter dieses Ziel kann er schon mal einen Haken machen. Und wenn er weiter so erfolgreich in Robben-Manier vom linken Flügel in die Mitte zieht, könnte sich der Traum vom Profifußball tatsächlich erfüllen. Vielleicht kommt dann auch ein Anruf von Angolas "Palancas Negras", den schwarzen Antilopen. Die nötige Schnelligkeit bringt Muteba jedenfalls mit.

Martin Bauer

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