Champions League

Hillringhaus über Bayerns 2:6 in Kopenhagen: "Ein Sauhaufen"

Gerry Hillringhaus über Bayerns 2:6 in Kopenhagen

"Ein Sauhaufen! Ich hätte ausrasten müssen"

Verlor im Oktober 1991 mit dem FC Bayern mit 2:6 in Kopenhagen: Torhüter Gerry Hillringhaus.

Verlor im Oktober 1991 mit dem FC Bayern mit 2:6 in Kopenhagen: Torhüter Gerry Hillringhaus. imago/WEREK

Herr Hillringhaus, Kann dem FC Bayern an diesem Dienstag beim FC Kopenhagen etwas Ähnliches passieren wie Ihnen 1991?

Niemals! Sie werden nichts anbrennen lassen und gewinnen. Die Klasse stimmt sowieso, auch die Moral, wie das 2:2 nach 0:2-Rückstand beim Spitzenspiel in Leipzig gezeigt hat.

Eigentlich hatten wir lauter gute Fußballer, aber es war ein Sauhaufen, noch dazu ohne Konzept.

Gerry Hillringhaus

Wie sind Ihre Erinnerungen an jenen Oktobertag 1991?

Eigentlich hatten wir lauter gute Fußballer, aber es war ein Sauhaufen, noch dazu ohne Konzept. Die erste Halbzeit war noch okay, wir gingen durch Mazinho sogar in Führung und mit einem 1:1 in die Kabine. Dann brach es über uns herein. Dabei hatten wir genügend Chancen, hätten mehr Tore schießen können. Nach hinten waren wir dagegen desolat.

Wer sich die Highlights auf Youtube anschaut, bekommt Mitleid mit Ihnen. Bis auf die Mitschuld an einem Gegentor wurden Sie brutal im Stich gelassen.

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Symptomatisch war die Szene, als Hans Pflügler nach seiner Einwechslung mit der ersten Aktion einen zu kurzen Rückpass spielte und ein Gegner allein auf mich zulief. Aus heutiger Sicht sage ich: Ich hätte mich mehr artikulieren, ausrasten müssen wie später Oliver Kahn. Stattdessen habe ich mich zurückgenommen und nicht in der Position gesehen, das Spiel rumzureißen. Von Spielern wie Thomas Berthold, Thomas Strunz, Pflügler oder dem jungen Stefan Effenberg hätten diese Impulse kommen müssen.

Der FC Bayern befand sich in einer schweren Krise, Sören Lerby war kurz zuvor als Trainer installiert worden, die Saison endete auf Platz 10. Im UEFA-Cup kam nach dem 1:0-Sieg im Rückspiel das frühe Aus.

Mir ist heute noch unverständlich, wie man Jupp Heynckes ohne einen adäquaten Ersatz entlassen konnte. Das kann sich ein Klub wie der FC Bayern nicht leisten. Lerby war ein super Typ, als Spieler sensationell. Als Trainer hatte er jedoch keinerlei Erfahrung und übernahm gleich diese undankbare Aufgabe.

Die beiden Duelle 1991

Sie rückten nach dem Kreuzbandriss von Raimond Aumann ins Tor.

Es war damals sehr einfach, die Gegentore auf den Torwart zu schieben, da wurde viel auf meine Person abgewälzt. Vielleicht hätte Aumann zu seiner Glanzzeit den ein oder anderen Ball gehalten, verhindern hätte er das Debakel in Kopenhagen auch nicht können.

Mit den sechs Gegentoren haben Sie Geschichte geschrieben, nie zuvor und danach bekam der FC Bayern in einem Europapokalspiel so viele.

Das ist so lange her und mir heute total wurscht. Natürlich war es einzigartig, aber das war es auch, als die Bayern mal mit 0:1 im Pokal gegen Vestenbergsgreuth verloren haben. So etwas kann passieren.

Stehen Sie beim SV Bad Heilbrunn mit Ihren 61 Jahren noch immer im Tor in der Landesliga?

Wir sind leider in die Bezirksliga abgestiegen. Ich bin Torwarttrainer, dazu die Nummer 2. Eine Partie habe ich bestritten, die wir leider mit 0:2 verloren haben. Dazu trainiere ich noch die Jugend. Käme ein Angebot als Torwarttrainer aus dem bezahlten Fußball, würde ich ernsthaft darüber nachdenken.

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