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Ein "historischer Abend" mit rosa Elefant

Kein Erfolgserlebnis vor Rekordkulisse

Ein "historischer Abend" mit rosa Elefant

Manuela Zinsberger machte beim Gegentor keine gute Figur.

Manuela Zinsberger machte beim Gegentor keine gute Figur. GEPA pictures

Die Mehrzahl der 10.051 Zuschauer im Viola Park werden noch Manuela Zinsbergers Großtaten von der EURO 2017 in Erinnerung gehabt haben, für die ihr ihre damalige Teamkollegin Lisa Makas den Spitznamen "Rocket" verpasste - und dann das. Schon nach fünf Minuten sorgte ausgerechnet die Arsenal-Torfrau, die sich 2021/22 mit 13 "clean sheets" in der Women's Super League den "Golden Glove" verdiente, für einen Stimmungsdämpfer, als sie bei einem nur leicht abgescherzelten Kopfball von Wendie Renard daneben griff. Die Reaktion des Publikums war großartig. In der Folge wurde die 27-Jährige auch für leicht gehaltene Bälle mit viel Applaus bedacht, was ihr wohl geholfen hat, schnell ihre alte Sicherheit zurückzugewinnen.

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Eher fragwürdig war der Umgang mit dem Patzer nach dem Schlusspfiff. Im "ORF" thematisierten Elisabeth Tieber und Lisa Makas entschuldigend das Handspiel von Verena Hanshaw, das erst zum Freistoß geführt hatte, aus dem der Treffer resultierte. Die ersten Online-Spielberichte vermieden eine genaue Beschreibung des Gegentores und selbst Teamchefin Irene Fuhrmann sprach zwar von einem "dummen Fehler", schien aber mehr den Umgang der Abwehr mit Renard zu meinen als Zinsberger, von der sie nur gehofft hätte, "dass sie den Ball doch noch irgendwie über die Latte lenkt." Das wiederum wäre bei diesem hüfthohen Ball ein echtes Kunststück gewesen.

Rosa Elefant

Auch in der Mixed Zone stand neben der knallgelben Torfrau lange Zeit ein rosa Elefant herum. Manuela Zinsberger gestand zwar selbstbewusst wie eh und je, dass es ihr angesichts der Stimmung und des Zuschauerrekords, "da bin i ganz ehrlich, die Ganslhaut" aufgezogen hätte, auf das Gegentor ging sie aber erst auf das Nachhaken eines Journalisten näher ein, der die unvermeidliche Frage doch wagte.

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"Klar, bitte immer nachhaken", blieb die Torfrau auch in dieser Situation souveräner als die übrigen Beteiligten, "ich reflektiere es noch 20 Mal. Ich glaube, es hat eh jeder im Stadion gesehen, ich muss einfach meinen Körper hinter den Ball bringen. Es war kein schwerer Ball, aber es ist blöd gelaufen, weil ich meinen Körper nicht dahinter gekriegt hab." Der feuchte Rasen mag eine Rolle gespielt haben, aber auch daran werde sie arbeiten. "In England ist es ja oft genug nass."

Die Liga halten

"Bitter, dass wir aufgrund dieses Tores verloren haben", sah Irene Fuhrmann viel Positives an diesem "historischen Abend", mit dem Österreichs Frauenfußball in "ein neues Zeitalter" eingetreten sei. Nicht nur wegen der Zuschauerkulisse. "Der Spielcharakter war ganz ein anderer" als in früheren Begegnungen mit Frankreich, das in der FIFA-Rangliste Platz fünf einnimmt. "Das war keine reine Abwehrschlacht mehr, aufgrund der zweiten Hälfte hätten wir uns den Punkt heute mehr verdient als in Oslo", wo Österreich zum Auftakt der Nations League ein 1:1 geholt hatte. "Nach vorne müssen wir uns noch mehr trauen, dann können wir solche Spiele in Zukunft auch gewinnen", sah auch Barbara Dunst trotz der Niederlage einen großen Schritt in die richtige Richtung.

"Es wird ein Kraftakt werden, aber wir haben in einer sehr schweren Gruppe das ambitionierte Ziel, die A-Liga zu halten", so Fuhrmann. Ihre Einschätzung, dass jeder jedem Punkte wegnehmen kann, hat sich im Parallelmatch bestätigt, in welchem Portugal gegen Norwegen 3:2 siegreich blieb. Die Teamchefin hofft nun, dass die 10.051 Zuschauer kein einmaliges Erlebnis bleiben und das Nationalteam auch im nächsten Spiel am 27. Oktober in Altach gegen Portugal wieder auf die Unterstützung von den Rängen bauen kann.

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