Jan Zimmermann, der Trainer von Germania Egestorf/Langreder, hatte den Klub in der vergangenen Spielzeit zum erstmaligen Regionalliga-Aufstieg geführt. Im Norden Deutschlands unterlagen die Niedersachsen allerdings zuletzt mit 0:1 gegen Drochtersen/Assel. Der damit verbundene Absturz auf Rang 15 mit nur drei Punkten auf der Habenseite sollte an diesem Nachmittag aber vergessen gemacht werden.
Julian Nagelsmann schickte nach einer ordentlichen Vorbereitung mit dem Ex-Darmstädter Wagner und dem Ex-Kölner Vogt lediglich zwei Neuzugänge von Beginn an aufs Felf. Der etatmäßige Kapitän Polanski fehlte mit Oberschenkelproblemen, ansonsten spielten unter anderem Kaderabek, Rudy, Schwegler oder der von Leicester inzwischen fest verpflichtete Kramaric.
Kramaric mit Glück, Rudy mit Präzision
Der TSG-Coach hatte vor dem ersten Pflichtspiel der Saison angegeben, dass er "mehr Druck als damals" verspüre, als er die Kraichgauer im Februar 2016 tief im Abstiegskampf steckend übernommen und zum Klassenerhalt geführt hatte. Sein aktuelles Team machte es ihm an diesem Tage aber leicht, mit dem Druck klarzukommen: Die TSG-Akteure kombinierten von Beginn an gefällig nach vorne, ließen mit präzisem Kurzpassspiel sowie etlichen Vorstößen über die Außen den Gegner laufen. Die logische Konsequenz gegen einen etwas überfordert wirkenden Regionalligisten: Tore - und zwar vier vor der Pause.
Tor 1: Nach einer Ecke von Uth köpfte zunächst der stark hochsteigende Schär den Ball Richtung Tor. Im Fünfmeterraum kam Kramaric heran und schoss sich - sichtlich überrascht - mit dem linken Fuß an den rechten. Von dort prallte das Leder schließlich zum 1:0 ins Netz (18.).
Tor 2: Rudy stand nach einem Angriff über Kaderabek und Uth, dessen Schuss zunächst abgeblockt wurde, rund elf Meter vor dem Tor viel zu frei - und feuerte den Ball präzise ins rechte untere Eck (21.).
Tor 3: Rudy eroberte den Ball stark im Egestorfer Aufbauspiel, ehe Uth perfekt für Kramaric durchsteckte und dieser frei vor Torwart Straten-Wolf cool blieb und ins rechte Eck einschob (32.).
Tor 4: Der ohnehin extrem auffällige Rudy, der als Schaltzentrale fungierte, bekam den Ball im Mittelfeld zurückgespielt und erkannte sofort den startenden Uth. Es folgte der perfekte Steilpass, der Spurt des Stürmers, ein Tanz um den Torwart und das hochverdiente 4:0 für Hoffenheim (43.).
DFB-Pokal, 1. Runde
Vom Regionalliga-Aufsteiger, der sich sichtlich bemühte, kam derweil fast gar nichts. Einmal aber schliefen die Hoffenheimer kurz. Die Folge: Beismann tauchte in der 24. Minute frei vor Baumann auf, schoss allerdings knapp rechts vorbei. Das hätte das 1:2 sein müssen (24.).
Viel los - doch kein Tor
Das Spiel war mit dem 4:0 nach 45 Minuten freilich längst entschieden, der zweite Durchgang verkam aber deswegen keineswegs zu einer überschaubaren Angelegenheit, in der 1899 Kräfte für den Bundesliga-Start schonte: Zunächst verschoss Uth einen Elfmeter (49.), dann verpasste Kramaric zweimal das 5:0 (50. und 52.), ehe Torwart Straten-Wolf einen Wagner-Kopfball wohl hinter der Linie erst aufnahm - der Treffer zählte jedenfalls nicht (54.). Auf der anderen Seite setzte Baar nach einem kapitalen Fehlpass von Baumann einen frechen Heber an die Querlatte (57.).
Mit der Gelb-Roten Karte für Dismer (61.) war die Luft dann aber raus aus dieser Begegnung. Die Niedersachsen igelten sich hinten ein und waren um Schadensbegrenzung bemüht, Auswechslungen nahmen dem Duell zusätzlich den Schwung. Immerhin: Der eingewechselte ehemalige Stuttgarter Rupp traf nach einem Abschluss aus der Drehung den linken Pfosten (67.).
Zwei Platzverweise sprach Schiedsrichter MArcel Schütz aus Worms beim Pokalspiel zwischen Hoffenheim und Egestorf aus. picture alliance
Die Schlussphase begann derweil mit einem weiteren Platzverweis - dieses Mal für 1899: Kaderabek sah nach einem rüden Einsteigen gegen Derr die Gelb-Rote Karte (72.). Nach zähem Geplänkel machte die TSG aber auch zu zehnt noch das halbe Dutzend voll: Kramaric schob nach Querpass von Joker Terrazzino ein (80.), Wagner wuchtete das Leder nach einer Flanke des ehemaligen Bochumers unter die Querlatte (90.) - und kassierte dafür aufgrund seiner polarisierenden Spielweise, unter anderem aufgrund eines kleinen "Ringkampfes" mit Dismer (54.), ein kleines Pfeifkonzert der heimischen Fans.
Am kommenden Samstag (14 Uhr) trifft Egestorf/Langreder in der Regionalliga Nord auf Meppen. Hoffenheim steigt am Sonntag (17.30 Uhr) gegen RB Leipzig in die neue Bundesliga-Saison ein.
Die Auslosung für die 2. Runde des DFB-Pokals findet am Freitagabend (zirka 22.45 Uhr, LIVE! bei kicker.de) nach dem Auftaktspiel der Bundesliga zwischen Bayern München und Werder Bremen statt.