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Drei Traumtore als Geschenk: Kassa entzückt den Hünfelder SV

Der beste Torjäger der Hessenliga kommt von einem Aufsteiger

Drei Traumtore zum Geburtstag: Kassa entzückt den Hünfelder SV

Jemal Kassa und sein Hünfelder SV lassen in der Hessenliga derzeit aufhorchen.

Jemal Kassa und sein Hünfelder SV lassen in der Hessenliga derzeit aufhorchen. IMAGO/Oliver Vogler

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Viel besser als Jemal Mohamedadem Kassa kann ein Fußballspieler seinen eigenen Geburtstag wohl kaum feiern: Als der Offensivmann des Hünfelder SV am 23. September 26 Jahre alt wurde, stand er im Hessenliga-Duell gegen den SC Waldgirmes auf dem Platz - und zelebrierte diesen Tag auf ganz besondere Weise. Nach 90 mitreißenden Minuten auf der Rhönkampfbahn hieß es 8:2 für Aufsteiger Hünfeld, Kassa waren dabei gleich drei Traumtore gelungen: Zweimal hatte er sich in spektakulären Dribblings gleich gegen mehrere Gegenspieler durchgesetzt und anschließend getroffen. Das schönste Tor des Tages hatte er per Fernschuss fast von der Mittellinie erzielt.

Torjäger-Gen neu entdeckt

Jener Tag war das i-Tüpfelchen auf ein Halbjahr, das er als "das stärkste seiner Karriere" bezeichnet. Mit 16 Toren aus 20 Spielen führt Kassa die Torschützenliste der Hessenliga an - und das, obwohl er beim amtierenden Meister der Verbandsliga Nord nicht im Sturmzentrum, sondern auf der Zehn agiert und in seiner bisherigen Laufbahn nicht unbedingt als Torjäger bekannt war. Seit 2011 lebt der gebürtige Eritreer in Deutschland. Der beim 1. FC Kaiserslautern ausgebildete Rechtsfuß erzielte in 84 Oberliga-Partien (Pfeddersheim, Pirmasens, Morlautern) zwölf Tore - ein Wert, den er in der aktuellen Saison schon nach 15 Spieltagen übertroffen hat.

In der Rückwärtsbewegung hat er noch Luft nach oben. Da drücken wir aber auch mal ein Auge zu.

Mario Rohde (Abteilungsleiter Hünfelder SV) über die kleinen Probleme bei Kassa

"Jemal hat eine wahnsinnige Qualität. Es macht Spaß, ihm zuzuschauen", sagt Mario Rohde. Kritik übt der Hünfelder Abteilungsleiter nur in einem Bereich: "In der Rückwärtsbewegung hat er noch Luft nach oben. Da drücken wir aber auch mal ein Auge zu." Klug stellte Rohde einen Kader zusammen, der im Sommer Verbandsliga-Meister wurde und in der Hinrunde zeitweise sogar die Tabelle der Hessenliga anführte. In die Winterpause ging der HSV als Sechster, mit sieben Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Friedberg. "In der Verbandsliga haben wir schon mehr als 100 Tore geschossen. Offensiv haben wir einige Granaten", sagt Kassa. Neben ihm zeigten sich Marcel Trägler (zehn Tore), Maximilian Fröhlich (neun) und Karlo Vidovic (sechs) ebenfalls treffsicher.

Abschied derzeit nicht denkbar

"Bei uns arbeiten alle zusammen. Einen Spieler allein hervorzuheben, fällt mir schwer", betont Trainer Johannes Helmke. Mit einer Ergänzung: "Obwohl Jemal natürlich ein außergewöhnlicher Spieler ist." Nach einem Gespräch versetzte Helmke den 1,70 Meter großen und 60 Kilo leichten Dribbler von der offensiven Außenposition in die Mitte - ein Schachzug, der voll aufging, zumal Kassa die neue Liga zusätzlich beflügelte. "In der Verbandsliga standen viele Mannschaften gegen uns hinten drin. In der Hessenliga wollen viele Fußball spielen, dadurch haben wir mehr Platz", sagt der 2022 von der SG Barockstadt gekommene Edeltechniker.

Längst dürfte er auf dem Notizzettel so manches Regionalligisten stehen. "Dass Begehrlichkeiten entstehen, ist normal", sagt Mario Rohde. "Ich gehe aber davon aus, dass Jemal uns erhalten bleibt." Und auch Kassas Worte klingen nicht nach Abschied: "Der HSV ist ein sehr familiärer Verein. Ich wurde hier vom ersten Tag an sehr gut aufgenommen und fühle mich wohl." Beide Seiten wissen, was sie aneinander haben: Der auf einen starken Zusammenhalt bauende Aufsteiger und sein außergewöhnlicher Einzelkönner, der sich im ruhigen Hünfelder Umfeld voll entfalten kann.

Steffen Schneider

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