Es lief bereits die 90. Spielminute. Ein Tor hatte sich nicht mehr wirklich angebahnt - und doch brachte Maximilian Thiel den FC Erzgebirge Aue noch zum Jubeln, zwei Minuten nach seiner Einwechslung. "Es ist natürlich ein kurzer Arbeitstag gewesen heute", scherzte der Siegtorschütze nach dem Abpfiff vor den Mikrofonen von "Magenta Sport".
Was sein Trainer Pavel Dotchev ihm mit auf den Weg gegeben habe? "Er hat nur gesagt: ‚Maxi, wenn du den Ball kriegst, dann schieß ihn rein.' Und es ist natürlich eine schöne Geschichte, dass er so reingeht", sagte Thiel, für den es ein "Wahnsinns-Gefühl" gewesen sei, ausgerechnet vor der Fankurve den Treffer zu markieren. Vorausgegangen war dem Tor ein Fallrückzieher von Steffen Meuer, der wahrscheinlich nicht als Vorlage gedacht war. "Wenn Steffen den so verlängern wollte, dann war es natürlich ein Top-Assist. Ich muss nur noch einschieben."
3. Liga, 1. Spieltag
Beleme vergibt gute Chance - Dotchev kennt den Spieler gut
Dass es zuvor noch 0:0 stand, verdankte Aue auch Daouda Beleme, der es in einer ansonsten ereignisarmen zweiten Hälfte kurz zuvor verpasst hatte, die Ingolstädter in Führung zu bringen (86.). Angesprochen auf die Szene, begann Pavel Dotchev plötzlich aus dem Nähkästchen zu plaudern. Denn genau diesen Spieler hatten offenbar auch die Veilchen auf dem Zettel gehabt.
"Das hat er alles gut gemacht. Wenn er ihn reingemacht hätte, hätten wir das Spiel wahrscheinlich verloren", begann Dotchev mit einem Augenzwinkern. "Ich kenne den Spieler sehr gut, also wir waren selber an ihm interessiert. Ich habe mich mit ihm auch schon mal getroffen. Aber er hat sich für Ingolstdadt entschieden. Von daher weiß ich, dass das ein sehr guter Stürmer ist. Ich darf eigentlich nicht zu viel verraten, aber das habe ich gerade eben gemacht", so der 57-Jährige, der erleichtert war, dass der einzige Treffer des Tages letztlich auf der anderen Seite gefallen war.
Wir haben das Spiel generell 90 Minuten sehr gut gestaltet. Ich glaube schon, dass der Sieg absolut in Ordnung ist.
Pavel Dotchev
Insgesamt war der Fußballlehrer aber zufrieden mit dem Auftritt seiner Elf. "Wir haben das Spiel generell 90 Minuten sehr gut gestaltet. Ich glaube schon, dass der Sieg absolut in Ordnung ist und dass wir verdient gewonnen haben", sagte Dotchev. Dass das Tor ausgerechnet in der 90. Minute gefallen ist, sei umso schöner.
In der vergangenen Saison hatte Aue den Start völlig in den Sand gesetzt, rangierte nach neun Spieltagen gar auf dem letzten Platz. Nun ist immerhin der Grundstein für eine sorgenfreiere Saison gelegt. Überheblichkeiten will man sich dennoch sparen. "Wir haben ein hartes Jahr hinter uns. Jetzt haben wir wieder ein erstes Spiel gespielt und wir haben gesehen, wie eng es zugehen kann. Ingolstadt kann genauso die Führung erzielen, von daher glaube ich, darf man das hier nicht überbewerten", ordnete Thiel die drei Punkte zum Auftakt ein. "Die Dritte Liga ist eng, Jahr für Jahr."