3. Liga

Dotchev beklagt Schiedsrichter-Kommunikation: "Wenn das Spiel läuft, sind wir keine Menschen mehr"

Aues Trainer sieht binnen zehn Sekunden Gelb-Rot

Dotchev beklagt Schiedsrichter-Kommunikation: "Wenn das Spiel läuft, sind wir keine Menschen mehr"

Musste von der Tribüne aus die letzten Minuten verfolgen: Pavel Dotchev.

Musste von der Tribüne aus die letzten Minuten verfolgen: Pavel Dotchev. IMAGO/osnapix

Vor allem in der zweiten Halbzeit ging es bei der Punkteteilung zwischen Arminia Bielefeld und Erzgebirge Aue emotional hoch her, es gipfelte in der Gelb-Roten Karte für den doch eigentlich so stoischen Pavel Dotchev. Binnen weniger Sekunden zeigte Schiedsrichter Florian Lechner dem Auer Trainer die Ampelkarte, was vor allem nach Abpfiff für Gesprächsbedarf sorgte.

Dotchev und die Blitz-Ampelkarte

"Ich habe 70 Minuten kein Problem gehabt mit dem Schiedsrichter. Dann habe ich mich beim zweiten Gegentor beschwert, Sijaric wurde gefoult, das ist aber nicht gegeben worden", schilderte Dotchev am Mikrofon von "MagentaSport" seine Sicht der Dinge. "Im Gegenzug kassieren wir das 2:2. Da habe ich reklamiert, aber nicht unverschämt, und er hat mir sofort ohne irgendeine Kommunikation Gelb gezeigt. Dann habe ich mich weggedreht und etwas gesagt, was ich nicht sagen durfte, nämlich 'Hau ab'. Da möchte ich mich an dieser Stelle entschuldigen."

Nach geübter Selbstkritik fand Dotchev jedoch noch weitere Worte zum Schiedsrichter. Dem Trainer zufolge wollte er sich nach Abpfiff mit Lechner versöhnen, der ihm aber die kalte Schulter zeigte: "Ich war nach dem Spiel auf dem Platz und wollte mich beim Schiedsrichter entschuldigen, er ist an mir vorbeigelaufen und hat mich komplett ignoriert. Das finde ich eigentlich schade, als Trainer darf man nichts mehr sagen", ärgerte sich Dotchev. "Das sind Emotionen. Ich will das Thema jetzt nicht so hochpushen, denn letztendlich sind wir es, die die Konsequenzen tragen. Ich möchte mich nochmal für die zweite Gelbe Karte entschuldigen, die erste verstehe ich überhaupt nicht."

Mit 50 Jahren Erfahrung habe ich schon ein bisschen Ahnung von Fußball.

Pavel Dotchev

Trotzdem beklagte Dotchev die fehlende Kommunikation und Aufarbeitung solcher Vorfälle mit dem DFB: "Ich würde es mir wünschen, aber ich glaube nicht, dass bis jetzt die Kommunikation zwischen Vereinen und Schiedsrichter stattfindet", erklärte der Trainer. "Ich sage es mal so: Ich bin jetzt 58 Jahre alt, habe bis ich 37 war selbst Fußball gespielt. Ich pfeife jede Woche vier Trainingsspiele und bin Trainer seit 20 Jahren. Ich bin auch mehr oder weniger Schiedsrichter, ich habe ein Gefühl für viele Sachen. Mit 50 Jahren Erfahrung habe ich schon ein bisschen Ahnung von Fußball. Dann werde ich schon manchmal etwas sagen, was auch Hand und Fuß hat, das ist jetzt nicht aus der Luft gezogen. Ich verstehe auch das man Fehler macht, ich habe auch Fehler gemacht heute. Ich habe die Nerven verloren in der Sekunde, das tut mir wirklich leid. Wir sind Menschen und machen alle Fehler, aber es sind so viele Sachen." Der Coach erinnerte an die emotionale Schweigeminute für den kürzlich verstorbenen Regensburger Profi Agyemang Diawusie vor Anpfiff, um dies mit dem Umgang während der Partie zu kontrastieren: "Wenn das Spiel läuft, sind wir keine Menschen mehr."

Auch Kniat ratlos

Im Übrigen fand Dotchev auch in Bielefeld-Coach Mitch Kniat einen Verbündeten, der sich am "MagentaSport"-Mikrofon zur Szene äußerte: "Ich habe das selbe Thema mit dem Schiri gehabt zur Halbzeit. Wer Pavel persönlich kennt, der weiß, dass man ihm nie eine Gelb-Rote Karte geben muss, weil er vom Typ ein ganz lieber und feiner ist. Ich habe es nicht verstanden, da müssen sie mal eher den Schiri fragen", zeigte sich Kniat ratlos.

lpe