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NFL: Die "Steagles", ein Weihnachtsmann - und das beste Spiel

Ungewöhnliche Geschichten aus der Historie der Philadelphia Eagles

Die "Steagles", ein Weihnachtsmann im Kreuzfeuer - und das beste Spiel, das keiner sah

Edelfans, ein mutiger Weihnachtsmann - und ein Field Goal ins Nichts.

Edelfans, ein mutiger Weihnachtsmann - und ein Field Goal ins Nichts. Getty Images

Für 2500 Dollar in die NFL

Die Eagles gingen aus einem Team namens "Frankford Yellow Jackets" hervor, das 1931 pleite ging. Eine Investorengruppe erwarb 1933 deren NFL-Lizenz - für 2500 Dollar.

Als die Eagles zu den "Steagles" wurden

Viele junge Männer wurden im zweiten Weltkrieg eingezogen, die Teamgrößen in der NFL schrumpften bedenklich. Während zum Beispiel die Cleveland Rams den Spielbetrieb einstellten, fusionierten 1943 die Eagles mit den Pittsburgh Steelers. Die "Phi-Pit Eagles-Steelers" waren geboren - oder auch die "Steagles", wie das Team schnell im Volksmund genannt wurde. Sie existierten aber nur ein Jahr, dann trennten sich die Wege wieder.

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Adler gegen den Krebs

Als im Jahr 1971 die Tochter von Philadelphias Tight End Fred Hill an Leukämie erkrankte, riefen die Eagles zu Spenden auf. Die Aktion war so erfolgreich, dass sie unter dem Titel "Eagles fly for Leukemia" zur Tradition wurde. Laut der Website sind inzwischen über 12 Millionen Dollar zusammengekommen. Hills Tochter Kim gewann übrigens den Kampf gegen den Krebs.

Der Fog Bowl, oder "das beste Spiel, das keiner gesehen hat"

Im Dezember 1988 traten die Eagles in den Divisional-Play-offs gegen die Chicago Bears an - ein Spiel, das Geschichte schrieb. Aufgrund eines Wetterphänomens zog zur Pause auf einmal dichter Nebel in Chicago auf, die erste Hälfte war noch bei strahlendem Sonnenschein über die Bühne gegangen. Die Sichtweite betrug zehn bis 15 Meter, bizarre Szenen waren die Folge.

Legendär ist der Dialog der beiden TV-Kommentatoren. "Cunningham wird werfen oder laufen. Er wird zum vierten Mal gesackt. Moment mal …", sagte Verne Lundqvist. "Er ist den Ball noch losgeworden, Verne", entgegnete Experte Terry Bradshaw. Lundqvist: "Muss wohl so sein. Er hat ihn zu jemandem gespielt. Wir wollen das nicht auf die leichte Schulter nehmen, aber es ist eigentlich unmöglich für uns, das Feld zu sehen."

Beide Coaches lehnten aber einen bei der NFL ohnehin nicht üblichen Spielabbruch ab. Die Bears gewannen 20:12, in Hälfte zwei gab es nur noch zwei Field Goals (nicht) zu sehen. Die Partie ging folgerichtig als "das beste Spiel, das keiner gesehen hat" in die Annalen ein.

Als Nick Foles einen Pass fing

Super Bowl LVII

"You want Philly Philly?", fragte Nick Foles seinen Trainer. Nach kurzem Zögern sagte Doug Pederson: "Yeah, let's do it". Es war DIE Szene beim Super Bowl LII im Februar 2018. Kurz vor Ende des zweiten Viertels beim Stand von 15:12 packte Philadelphia gegen New England einen Trickspielzug namens "Philly Special" oder auch "Philly Philly“ aus. Quarterback Foles rückte rechts versetzt hinter seine O-Line und Cener Jason Kelce snappte den Ball direkt zu Running Back Corey Clement. Clement leitet ihn weiter zu Tight End Trey Burton, der das Ei zu einem weit offenen Foles passte - Touchdown. Quarterback Foles wurde damit zum ersten Spieler in der Geschichte des Super Bowls, der einen Touchdown-Pass sowohl warf als auch fing. Noch nie zuvor übrigens hatte Foles - auch nicht im College - einen Pass gefangen. Die Eagles gewannen das Spiel mit 41:33 und somit ihren ersten Super Bowl.

Weihnachtsmann unter Beschuss

Berühmt-berüchtigt sind die Fans. Als sich im Oktober 1999 Dallas-Receiver Michael Irvin schwer verletzte, wurde das von den Eagles-Fans auf den Tribünen gefeiert. Im Gedächtnis geblieben ist auch der sogenannte "Santa Claus Incident" aus dem Dezember 1968. Im letzten Saisonspiel gegen Minnesota trat ein "Weihnachtsmann" in der Pause auf. Die Fans bewarfen den Mann namens Frank Olivo mit hunderten Schneebällen, auch Bierflaschen sollen geflogen sein.

Santa Claus nahm es mit Humor: "Du bekommst nichts zu Weihnachten", rief er einem Fan zu. Als Wiedergutmachung sollte Olivo bei einer Mannschaftsfeier nochmal als Weihnachtsmann auftreten, doch er lehnte ab. Übrigens ist es in Philadelphia seitdem ausdrücklich nicht mehr erwünscht, dass sich Fans als Weihnachtsmann verkleiden, sollte bei Spielen von Philadelphia Schnee liegen …     

0:56 und zwei Wunder

Die Eagles haben mehrere Erzrivalen, doch die intensivste Rivalität besteht zwischen ihnen und den New York Giants. In 181 Partien gewann Philadelphia 92, 87-mal waren die Giants erfolgreich (zwei Spiele endeten remis). Ihr allererstes NFL-Spiel bestritten die Eagles übrigens auch gegen das Team aus New York, am 15. Oktober 1933. Philadelphia verlor mit 0:56.

Unvergessen sind aber auch das "Miracle at the Meadowlands" 1978 und das "Miracle at the New Meadowlands" 2010 in New York. Die Eagles gewannen beide längst verloren geglaubte Partien bei den Giants auf dramatische und mitunter kuriose Art und Weise. 

Sylvester Stallone

Er ist es wirklich: Sylvester Stallone posierte 2003 im Lincoln Financial Field als "Rocky" - und dann nie wieder. Getty Images

Das "verkehrte" Logo

Das Logo der Eagles hat einen politischen Hintergrund. In Anlehnung an das Blue-Eagle-Logo der National Recovery Administration (ein Kernstück der New-Deal-Politik von Präsident Franklin D. Roosevelt) nannten die damaligen Besitzer ihre neue Franchise die Philadelphia Eagles. Das Logo hat noch eine Besonderheit. Sämtliche NFL-Logos sind nach rechts ausgerichtet. Nur das der Eagles nicht.

Auch Rocky ist Eagles-Fan

Seit 1999 ist jedes Heimspiel der Eagles ausverkauft, auf der Warteliste für Saison-Abos stehen zigtausende Namen. Das Franchise hat auch so manchen Edel-Fan. Dazu gehören der in Philadelphia geborene "Prince of Bel Air" Will Smith, Pink, Carl Lewis, Bradley Cooper, Bryan Cranston, Taylor Swift - und natürlich Sylvester Stallone, dessen "Rocky Balboa" ja aus Philadelphia stammt. Vor jedem Heimspiel wird das "Rocky Theme" im Lincoln Financial Field gespielt. Stallone geht aber nicht mehr ins Stadion - aus Aberglaube. Bei seinem Besuch damals verloren die Eagles 0:17 im erst kurz zuvor eingeweihten Stadion. Er wolle nicht der Pechvogel sein, im Sinne von: "Jedes Mal, wenn Rocky anwesend ist, dann verlieren wir."

Christoph Laskowski

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