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"Die richtige Zeit für Risiko": Prandelli schlägt Juve ein Schnippchen

Die AC Florenz gewinnt nach langer Zeit wieder in Turin

"Die richtige Zeit für Risiko": Trainer Prandelli schlägt Urlaubs-Juve ein Schnippchen

Beste Laune nach dem Coup in Turin: Viola-Coach Cesare Prandelli und Fiorentina-Star Franck Ribery.

Beste Laune nach dem Coup in Turin: Viola-Coach Cesare Prandelli und Fiorentina-Star Franck Ribery. imago images

Hochemotional ging es zu am Dienstagabend, was ohnehin fest in der DNA der seit Jahrzehnten andauernden Fehde zwischen Juventus und Florenz verankert ist. Mitunter kochten die Emotionen gar über, etwa als Juan Cuadrado für ein übles Einsteigen glatt Rot sah oder sich Cristiano Ronaldo & Co. in manchen Szenen benachteiligt fühlten. Am Ende jedenfalls stand für den Gast aus Toskana ein 3:0 in den Büchern, was nicht nur die erste Niederlage für Meister Juve in dieser Saison bedeutete - sondern es war auch der erste Viola-Sieg in Turin seit dem 2. März 2008 (damals 3:2). Seither hatte es nämlich stolze zehn Niederlagen und zwei Remis für die Fiorentina gesetzt.

Trainer 2008 wie heute: Cesare Prandelli. Der ehemalige italienische Nationaltrainer war vor wenigen Wochen zurück zu den Violetten gekehrt, um an seine damals erfolgreiche Zeit anzuknüpfen (u.a. Halbfinale im UEFA-Pokal 2007/08 oder Champions-League-Achtelfinale 2009/10) - mit zunächst mäßigem Erfolg. Einem 0:1 gegen Aufsteiger Benevento zu seinem Start Ende November folgten ein 0:2 bei Tabellenführer Milan, ein 0:3 in Bergamo sowie drei 1:1-Unentschieden (CFC Genua, Sassuolo, Hellas). Die Folge: Die Abstiegssorgen wurden größer, weil dem Klub zuvor erst zwei Siege gelungen waren.

Nun führte Prandelli seinen Herzensverein ("Ich will Florenz wieder zurück nach oben bringen, dieses Team hat großes Potenzial") zum ersten Sieg unter seiner Verantwortung - was zugleich ein echter Coup war: 3:0 bei Meister Juventus.

Ängstlich sein? Nicht gegen Juve

Wie das gelungen ist? Mit viel Einsatz, frechen Angriffen - und, so Prandelli am späten Abend im Gespräch mit "Sky Sport Italia": "Wir haben viel riskiert heute, das war das richtige Spiel dafür. Denn wenn du gegen Juve ängstlich bist, dann wirst du früher oder später ein Tor kassieren. Also haben wir uns entschieden, dass das heute das richtige Spiel sei, um ins Risiko zu gehen." Und das sind die mit 14 Punkten weiterhin im Keller steckenden Toskaner: Franck Ribery trieb an, bereitete das frühe 1:0 vor, Martin Caceres räumte mit seinen Kollegen defensiv auf, ging in Zweikämpfen hart zur Sache und schob für Entlastungen stets mit an. Dem starken ehemaligen Juve-Profi (dreimal zu unerschiedlichen Zeiten bei der Alten Dame angestellt) glückte spät sogar das finale dritte Tor. Und auch die nötige Portion Glück bekam die Viola: Juan Cuadrado sah früh nach VAR-Eingriff die Rote Karte, während Borja Valero im zweiten Abschnitt Glück hatte, nicht mit Gelb-Rot vom Feld zu fliegen. Einen Elfmeter hätte es für Juventus auch geben können.

Pirlo kritisiert seine Spieler

Prandelli zeigte sich jedenfalls stolz auf seine Schützlinge: "Sie haben nicht nur Charakter bewiesen, sondern auch die Unverfrorenheit gezeigt, die ich von ihnen verlangt habe."

Attribute, die Prandellis Gegenüber und Prandellis früherer Nationalspieler Andrea Pirlo über seine eigenen Akteure nicht finden konnte - obwohl sein Team trotz frühem Rückstand Willen zeigte und einige Chancen herausspielte. Insgesamt aber viel zu wenig, so Juve-Coach Pirlo im Anschluss, der bei seiner Kritik sogar richtig deutlich wurde. Diese Niederlage zum Abschluss des Jahres 2020 - das nächste Spiel steigt erst wieder am 3. Januar gegen Udine - hinterlasse "einen bitteren Beigeschmack", so der seit Sommer installierte neue Turiner Trainer. "Wir sind das Spiel schlecht angegangen, haben die Einstellung, das Spiel um jeden Preis gewinnen zu wollen, vermissen lassen. Wir haben vielleicht schon an den bevorstehenden Urlaub, die Feiertage gedacht - und das darf nicht passieren. Das hilft uns aber dabei, solche Fehler in Zukunft nicht mehr zu machen."

CR7: "Wir sind Juventus!"

Cristiano Ronaldo, der sich via Instagram zu Wort meldete, pflichtete seinem Trainer bei: "Mit einem schlechten Auftritt, der weit weg von akzeptabel war, haben wir das Jahr 2020 beendet, ein ganz besonderes Jahr in vielen Bereichen. Leere Stadien, COVID-Protokolle, verschobene Spiele, lange Unterbrechungen und ein strikt getakteter Spielplan. Das ist aber keine Entschuldigung für irgendwas. Wir wissen, dass wir mehr investieren müssen, um besser zu spielen und um kontinuierlicher zu gewinnen. Denn wir sind Juventus!"

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