Bundestrainer Joachim Löw veränderte seine Startelf im Vergleich zum letzten Länderspiel, dem 1:0 in England auf sieben Positionen. Neuer, Jansen, Großkreutz, Lahm, Schweinsteiger, Özil und Klose begannen für Weidenfeller, Schmelzer (beide Bank), Westermann, Sven und Lars Bender, Reus und Kruse. Damit begannen satte sechs Münchner Akteure. Die frisch nominierten Ginter, Mustafi und Hahn nahmen vorerst ebenfalls auf der Reservebank ihren Platz ein. Hamburgs Sturmtank Lasogga verletzte sich hingegen im Abschlusstraining (Muskelverhärtung im Oberschenkel). Chiles Coach Jorge Sampaoli setzte unter anderem auf Vidal (Juventus Turin) im Mittelfeld und Sanchez (FC Barcelona) im Angriff.
Dauerthema Klose
Sturmhoffnung Klose äußerte sich nochmals vorab zu seiner persönlichen Lage. Der Eindruck, er sei in Italien bei Lazio Rom häufig verletzt, sei falsch - 19 Partien und sechs Tore in dieser Spielzeit unterstreichen dies: "Den Rhythmus habe ich nicht verloren. Meine Beine sind da, und das ist für mich ausschlaggebend." Zwei Rekorde hat der gebürtige Pole für seine Nationalmannschaftskarriere noch auf dem Zettel: Mit 68 Toren war er vorab noch gleichauf mit Gerd Müller, mit dem er sich dennoch "nie, nie, nie" vergleichen würde. Beim Endturnier in Brasilien könnte der ehemalige Bayern-Angreifer (14 Tore) außerdem noch Ronaldo überholen, der 15 WM-Treffer aufweisen kann.
Von Klose und der restlichen Angriffsabteilung war vom Anpfiff weg allerdings extrem wenig zu sehen. Die Südamerikaner nämlich begannen mit einem furiosen Pressing, setzten dabei auch stets Schlussmann Neuer unter Druck. Gerade Vidal spulte dabei zahlreiche Extrameter ab. Großchancen wurden mit dem hohen Tempo allerdings auch nicht geboren, auch wenn sich die Südamerikaner stark bis an die Strafraumkanten vordribbelten. Sanchez sorgte zum Beispiel bei Jansen und Mertesacker für Beinknoten (7.). Mitunter befand sich Deutschland gehörig unter Druck. Ein Eckball landete im Zentrum beim völlig blanken Vidal, der scharf auf die rechte Ecke köpfte. Dort jedoch stand Kapitän Lahm, der auf der Linie zu klären wusste (9.).
Götzes Kaltschnäuzigkeit
Aus dem Nichts warf dann der DFB-Express die ersten Kohlen in den offensiven Heizofen: Schweinsteiger bekam das Leder vor dem Strafraum, spielte im Zentrum Özil an. Der drehte sich, und steckte glänzend für Götze durch. Der Münchner hob das Spielgerät am Ende knochentrocken über Torhüter Herrera (16.). Acht Minuten später war Löw zudem schon zum ersten Wechsel gezwungen: Der schwache Jansen verletzte sich nach einer Grätsche, für ihn kam Schmelzer (24.). Vidal scheiterte kurz darauf an Neuer per Drehschuss (26.). Doch mehr und mehr fand die Offensivabteilung der Hausherren ins Spiel, verdiente sich die Führung im Nachhinein. Die Gelegenheit auf das 2:0 folgte auf dem Fuß: Özil brachte den Klärungsversuch nach einer Ecke von Kroos nämlich wieder in die heiße Zone. Dort stellte sein Arsenal-Vereinskollege Mertesacker den Körper rein, sodass Götze ans Leder kam. Der Münchner schlug einen Haken, um final das lange Eck anzuvisieren. Das Spielgerät segelte aber knapp am Torerfolg vorbei (34.).
Kroos leitete kurz vor der Pause zudem beinahe das 1:1 mit einem fatalen Fehlpass ein. Aranguiz stand nach dem guten Konter der Chilenen final nach einem Heber von rechts von Sanchez frei vor Neuer, knallte das Leder aber ans Außennetz (44.).
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Es "scheppert"
Der zweite Durchgang, den Löw ohne Klose und dafür mit Schürrle begann, startete fast schon mit einem Paukenschlag der Gastmannschaft. Wieder machten die Südamerikaner gehörig Druck, drängten die Deutschen zeitweise mit allen elf Männern in die eigene Hälfte. Aranguiz strauchelte vor dem Abschluss frei vor Neuer aber unerklärlicherweise (47.). Und die DFB-Elf? Die agierte ideenlos, produzierte zu viele Abspielfehler - das rief Trainer Löw auf den Plan, der mehrfach angesäuert von der Seitenlinie gestikulierte. Die Südamerikaner hingegen suchten und fanden stets ihre Ankerpunkte Vidal und Sanchez. Beinahe mit Erfolg: Letzterer tanzte rechts im Strafraum Mertesacker aus, legte nach hinten ab für Vargas. Der Angreifer knallte schließlich drauf und fand die Querlatte. Neuer wäre machtlos gewesen (61.).
Zum Haare raufen: Bundestrainer Joachim Löw zeigt sich vom Spiel seiner Elf nicht sonderlich beeindruckt. getty images
Der mittlerweile hochverdiente lag mehr und mehr in der Stuttgarter Luft. Vidal und Sanchez verbuchten weitere starke Chancen (69. und 70.). Bemerkenswert: Die Chilenen versuchten sich gerade bei Ecken in vielen verschiedenen Varianten, mit denen sie Löws Teams oftmals deutlich überraschten.
Die Schlussphase, die durch einige Wechsel relativ zäh verlief, begann. Schweinsteiger verzeichnete hier immerhin mal einen Abschluss (81.). Joker Podolski machte nach seiner Einwechslung außerdem direkt mal Druck auf Torwart Herrera, der den Ex-Kölner nur noch anschießen konnte. Doch von der Brust des Angreifers tropfte das Spielgerät ins Toraus (84.). Dennoch: Für diesen Einsatz gab es vom Publikum Applaus. Das war's aber dann auch, immerhin feierte Ginter noch seine Länderspielpremiere.
Deutschland trifft nun am 13. Mai auf Polen.