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WM 2022 Katar: Deschamps: "Sie sind nicht nur Messi, sondern ein starkes Team"

Lob für Thuram - Upamecano und Rabiot vor Rückkehr

Deschamps warnt vor Messis neuer Rolle - und will eine Frage nicht beantworten

Nach dem Sieg gegen Marokko im Gespräch: Antoine Griezmann (li.) und Trainer Didier Deschamps.

Nach dem Sieg gegen Marokko im Gespräch: Antoine Griezmann (li.) und Trainer Didier Deschamps. Getty Images

Aus Katar berichtet Oliver Hartmann

Zu Beginn der K.-o.-Runde wirkte der kollektive Jubelsprung, mit dem Frankreichs Nationalspieler nach einem Sieg ihrer überschaubaren Schar an mitgereisten Anhängern die Aufwartung machen, noch etwas ungelenk. Inzwischen haben sie diesen "Formationstanz" immer besser einstudiert, wie die Bilder nach dem umkämpften 2:0 gegen Marokko und erneuten Einzug ins WM-Endspiel belegen.

Das Traumfinale zwischen dem Titelverteidiger und Herausforderer Argentinien, das seit Diego Maradonas Krönung 1986 und damit seit 36 Jahren auf den dritten WM-Titel wartet, ist perfekt. Und damit auch das Duell zwischen Kylian Mbappé, Frankreichs 23-jährigem Superstar, und Lionel Messi, der mit 35 seine wohl letzte Chance auf den ersehnten Gewinn des World Cups nutzen will. "Wir haben Argentinien gesehen, wir wissen, wie sie spielen. Sie sind nicht nur Messi, sondern ein starkes Team", sagte Mittelfeldspieler Antoine Griezmann und versicherte: "Wir werden gut vorbereitet sein."

Er ist natürlich einer der besten Spieler auf der Welt und in einer herausragenden Form

Didier Deschamps über Lionel Messi

Auch Trainer Didier Deschamps blickte bereits auf das Finale und die Aufgabe gegen Messi. "Er ist natürlich einer der besten Spieler auf der Welt und in einer herausragenden Form. Und er spielt jetzt in einer anderen, offensiveren Rolle als vor vier Jahren." Damals, bei der WM in Russland, hatte Frankreich das Achtelfinale gegen Argentinien mit 4:3 gewonnen, weil Messi in dieser Partie überhaupt nicht zur Geltung kam. "Wir werden auch diesmal versuchen, seine Kreise einzuengen und seinen Einfluss aufs Spiel zu begrenzen. Aber das werden die Argentinier auch bei einigen unserer Spieler versuchen", so Deschamps.

Frankreich gegen Marokko, das war das Duell des Weltmeisters gegen den ersten Vertreter des afrikanischen Kontinents in einem WM-Halbfinale. Und das war auch Aufeinandertreffen der Grande Nation gegen die einstige Kolonie, nur dass vor dem Anpfiff im Al-Bayt-Stadium die Rollen vertauscht schienen. Im weiten Rund der mit knapp 70.000 Fans gefüllten Arena dominierte das marokkanische Rot und die Gesänge der Nordafrikaner, die maximal 4000 französischen Schlachtenbummler wirkten da wie eine kleine, unscheinbare und praktisch nicht vernehmbare Kolonie.

WM 2022 - Halbfinale

Griezmann lobt Marokko

Doch die Kräfteverhältnisse auf dem Platz zeigten nach der frühen Führung durch Linksverteidiger Theo Hernandez schnell in die gegenteilige Richtung. "Das frühe Tor hat uns die Dinge erleichtert", sagte Griezmann. Zugleich zollte er dem Gegner großes Lob für den offenen Kampf: "Marokko hat mich beeindruckt, sie haben in der zweiten Halbzeit etliche Möglichkeiten herausgespielt."

Wie schon beim 2:1 gegen England im Viertelfinale zeigte Frankreich einen pragmatischen Fußball, der nicht auf Spektakel, sondern auf das Ergebnis ausgerichtet ist. Oder, wie es Deschamps formulierte: "Es war kein einfacher Sieg. Wir haben unsere Qualität, unsere Erfahrung und unseren Teamspirit auf den Platz gebracht."

Upamecano und Rabiot im Finale wohl wieder fit

Im Finale rechnet Deschamps auch wieder mit den angeschlagenen Dayot Upamecano und Adrien Rabiot. "Dayo wird fit sein, und auch Adrien sollte verfügbar sein." Im früheren Leipziger Ibrahima Konaté und dem ebenfalls erst 23-jährigen Youssouf Fofana fand der Coach in seinem Kader ebenbürtigen Ersatz. Ein ganz persönliches Erfolgserlebnis feierte zudem der nachnominierte Frankfurter Stürmer Randal Kolo Muani, der nach seiner Einwechslung mit der ersten Ballberührung sein erstes Länderspieltor erzielte und mit dem 2:0 die Partie praktisch entschied.

Coman nicht bei 100 Prozent

"Kingsley Coman kam im letzten Spiel, aber er war diesmal nicht bei 100 Prozent. Deshalb habe ich mich für Kolo Muani entschieden, er war die beste Wahl an diesem Tag für die Einwechslung", begründete Deschamps die Hereinnahme des Frankfurters. Zudem lobte er den ebenfalls eingewechselten Gladbacher Marcus Thuram: "Als er hereinkam, hat er ein sehr gutes Spiel gemacht."

Überrascht wirkte Deschamps am Mittwochabend nur, als die Rede auf Karim Benzema kam. Nach spanischen Medienberichten plant der Weltfußballer, der vor Turnierbeginn wegen einer Oberschenkelverletzung abgereist war, zum Finale nach Katar zu reisen. Darauf angesprochen sagte Deschamps mit einem Lächeln: "Ich möchte die Frage nicht beantworten."

Oliver Hartmann

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