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Der SV Gonsenheim hat die Regionalliga im Blick

Kapitän Bektasevic geht von Bord

Der SV Gonsenheim hat die Regionalliga im Blick

Der SV Gonsenheim (blau, hier im Sommer im Test gegen die U 19 der TSG Hoffenheim) ist aktuell erster Verfolger von Eintracht Trier.

Der SV Gonsenheim (blau, hier im Sommer im Test gegen die U 19 der TSG Hoffenheim) ist aktuell erster Verfolger von Eintracht Trier. IMAGO/Avanti

Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar

Der Kapitän geht von Bord: Mit Damir Bektasevic hat der SV Gonsenheim in der Winterpause einen langjährigen Leistungsträger verloren. Als "absoluten Verlust, menschlich wie sportlich" stuft Trainer Anouar Ddaou den Weggang des Mittelfeldspielers ein, der sich aus privaten Gründen dem Verbandsligisten SG Walluf angeschlossen hat. Fünf weiteren Abgängen (Adil Fellahi, Aschref Ben Hazaz, Kaito Shimoda, Lirion Aliu, Hady Kallo) stehen die Verpflichtungen von Bartlomiej Ciolak, Cem Demir und Bertan Tepedibi gegenüber.

Ebenfalls fest zum Kader zählen nun auch Bennett Kruse und Enis Coric aus der eigenen U 19. Beide kamen im ersten Teil der Saison schon zu Einsätzen - und haben ihren Teil zur starken Bilanz des Oberligisten beigetragen. Gonsenheim hat zwar mit 22 Punkten Rückstand kaum noch Chancen, Spitzenreiter Eintracht Trier einzuholen, dafür aber gute Aussichten, sich für die Aufstiegsspiele zur Regionalliga zu qualifizieren. Marvin Bylsma spricht von einer "hervorragenden Saison" und "idealen Ausgangssituation": "Wenn drei starke Mannschaften wie Trier, Worms und Koblenz von oben runterkommen, ordnet man sich gedanklich erstmal dahinter ein. Daher sind wir total zufrieden", sagt der Sportvorstand des Tabellenzweiten.

Lizenz-Unterlagen eingereicht

Der Klub aus dem großen Mainzer Stadtteil (ca. 25.000 Einwohner) hat sich mittlerweile zum Aufstiegsanwärter und potenziellen Regionalligisten gemausert. Schon im Vorjahr wurden die Lizenz-Unterlagen für die vierthöchste Liga eingereicht, Gleiches ist auch 2024 geplant. "Wenn ich sehe, dass wir mit Traditionsvereinen um die oberen Plätze spielen, ist das etwas Tolles. Wir sind ambitioniert und wollen uns weiterentwickeln", betont Bylsma, der die Jugendarbeit als "Prunkstück" bezeichnet: Die Teams der U 19, U 17 und U 15 spielen jeweils in der Regionalliga. Zudem kooperiert der Oberligist mit dem Nachwuchsleistungszentrum Eintracht Frankfurts. Beim Bundesligisten ausgebildete Akteure, denen der Sprung nach ganz oben verwehrt bleibt, könnten so den Weg nach Mainz finden; die größten Gonsenheimer Talente lockt auf der Gegenseite die Aussicht auf Bundesligafußball am Main.

"Der Verein hat sich in allen Bereichen weiterentwickelt und ist viel professioneller geworden", sagt Coach Ddaou, der einst selbst als Trainer in der Eintracht-Jugend wirkte. Nach der dreimonatigen Winterpause - ein Punktspiel absolvierte sein Team zuletzt am 2. Dezember 2023 (4:0 beim FV 07 Diefflen) - startet der Zweite mit einem Auswärtsspiel beim FC Cosmos Koblenz (3. März). Unter anderem stehen auch noch drei Partien gegen Wormatia Worms an: beide Ligaduelle sowie die Neuauflage des im alten Jahr mit einigen Nebengeräuschen abgesagten Pokalhalbfinals. Hier locken der DFB-Pokal und damit eine überregionale Bühne, die es mit etwas Losglück ermöglichen könnte, zumindest für einen Tag aus dem Schatten des omnipräsenten FSV Mainz 05 zu treten.

Schwacher Zuschauerschnitt

Spannende Zeiten also für den SV Gonsenheim - und umso erstaunlicher, dass sich durchschnittlich nur um die 100 Zuschauer bei Heimspielen einfinden. "An den sportlichen Leistungen liegt es nicht", sagt Bylsma, "das Problem haben alle Mainzer Vereine im Amateurbereich." Bei ihm habe sich allmählich der Eindruck verfestigt, "dass Mainz keine Fußballstadt ist".

Tatsächlich ist der Klub auf Regionalligakurs, in der Zuschauertabelle aber Letzter - ein ernüchternder Gegensatz für die Gonsenheimer Verantwortlichen. Und so sind Trainer Ddaous Worte durchaus als Lockruf für potenzielle Fans zu verstehen: "Wir haben einen sehr guten Unterbau, wir binden viele junge Akteure ein. Und wir spielen einen attraktiven, erfolgreichen Fußball."

Steffen Schneider

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