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"Der Rückhalt aus dem gesamten MSV? Fehlanzeige!"

Kolumne von Ex-Nationalspielerin Verena Schweers

"Der Rückhalt aus dem gesamten MSV? Fehlanzeige!"

Enttäuscht: Für den MSV Duisburg und Verteidigerin Claire O'Riordan läuft die Saison alles andere als rund.

Enttäuscht: Für den MSV Duisburg und Verteidigerin Claire O'Riordan läuft die Saison alles andere als rund. imago images

Während die Top-Mannschaften schon mit der Kaderplanung für die kommende Saison starten, geht es bei den letzten Vier der Tabelle - mal wieder - um das Überleben in der Liga. Der MSV Duisburg, der SC Sand, der SV Meppen und der SV Werder Bremen müssen sich für die Rückrunde neu formieren und auf den langen Abstiegskampf vorbereiten. Wenn man sich die Punkteausbeute und die Außendarstellung dieser Teams anschaut, frage ich mich aber, was da noch kommen soll.

Der MSV konnte sich in der vergangenen Saison nur aufgrund des besseren Torverhältnisses gerade noch retten. Jetzt stehen sie mit nur drei Punkten aus zwölf Spielen auf dem letzten Tabellenplatz - eine konsequent schlechte Entwicklung. Die Duisburger konnten sich in den vergangenen Jahren vor allem durch ihre Mentalität in den engen Spielen gegen direkte Konkurrenten durchsetzen.

"... das war dann auch das höchste der Gefühle"

Diese Qualität scheint ihnen dieses Jahr abhandengekommen zu sein: kein Sieg in zwölf Spielen, dazu zweimal mal ein 0:0 im direkten Duell gegen Aufsteiger Meppen lassen nichts Gutes erhoffen. Und der Rückhalt aus dem Gesamtverein? Fehlanzeige! Die Mädels dürfen zwar ab und an in der Schauinsland-Reisen-Arena der Männer ran - das war dann aber auch das höchste der Gefühle.

Beim SC Sand wurde vor der Saison mit der Schweizerin Nora Häuptle die Wunschkandidatin des Sportlichen Leiters Sascha Reiß verpflichtet. Von ihr hat man sich an der Ortenau einiges erhofft. Ein wirklicher Plan ist allerdings nicht erkennbar: Nur sechs Punkte konnten die Sanderinnen auf ihrem Konto verbuchen - darunter ein etwas glücklicher Sieg gegen Frankfurt. Ansonsten stehen eine schmerzhafte Niederlage im direkten Duell mit Meppen und krachende Niederlagen gegen die Großen der Liga zu Buche. Ich bin gespannt, was sich die Verantwortlichen aus Sand für einen Ligaverbleib zurechtgelegt haben. Neuzugänge aus den USA und Dänemark sollen schon im Anflug sein. Ich glaube, es wird extrem eng!

Bei Meppen habe ich ein gutes Gefühl

Den ersten Nichtabstiegsplatz, also Platz 10, hat sich vor dem Start der zweiten Saisonhälfte überraschenderweise Aufsteiger Meppen gesichert. Die Meppenerinnen konnten vor allem in den ersten Spielen mit zwei Unentschieden gegen Duisburg und Potsdam auf sich aufmerksam machen. Auch generell schneiden die Mädels in den Spielen gut ab, knappe Niederlagen zeugen von guten Ansätzen. Gegen Bremen und Potsdam konnte man lange mithalten, musste sich jedoch durch Tore in den letzten Spielminuten geschlagen geben. Ärgerlich! Trotz alledem scheint der SV Meppen in der Bundesliga angekommen zu sein. Ich habe ein gutes Gefühl.

Von Werder erwarte ich langfristig mehr

Verena Schweers

Verena Schweers beleuchtet für den kicker die Lage im Frauen-Fußball. imago images

Ähnlich sehe ich die Situation bei Werder Bremen. Der letztjährige Meister der 2. Bundesliga ist nach einem Jahr Abstinenz zurück im Oberhaus - und dort direkt wieder im Abstiegskampf. Gegen die direkten Konkurrenten konnte man jeweils punkten, wenn auch nur knapp. Von einem so großen Verein wie Werder erwarte ich persönlich langfristig mehr als nur eine Pendelei zwischen Abstiegskampf in der 1. Liga und Aufstiegserfolgen im Unterhaus. Bremen hat eine gute Chance auf den Liga-Verbleib, aber nur, wenn sie auch in der Rückrunde die direkten Duelle gewinnen.

Das Tabellenmittelfeld musste Verluste hinnehmen

Im Mittelfeld der Liga haben sich die SGS Essen (8.) und der SC Freiburg (7.) einsortiert. Beide Teams hatten nach der vergangenen Saison einen enormen Umbruch zu verzeichnen. Essen hat mit Lena Oberdorf (VfL Wolfsburg), Turid Knaak (Atletico Madrid), Lea Schüller und Marina Hegering (beide Bayern München) vier Nationalspielerinnen auf einen Schlag verloren.

Auch Freiburg hat zwei Nationalspielerinnen abgegeben: Merle Frohms (Eintracht Frankfurt) und Klara Bühl (Bayern München). Beide Teams haben ihre Kader jeweils deutlich verjüngt. Auch Eintracht Frankfurt (6.) und Bayer Leverkusen (5.) gehören zum Mittelfeld der Liga. Ich würde mir wünschen, dass alle vier genannten Mannschaften es perspektivisch schaffen können, direkte Duelle gegen die Top-Klubs spannender zu gestalten, so dass ein stärkerer Wettbewerb im Oberhaus entsteht.

Verena Schweers

Verena Schweers hat in der Bundesliga für den SC Freiburg und die Top-Klubs VfL Wolfsburg und Bayern München gespielt. Unter anderem gewann sie je zweimal die Champions League und die deutsche Meisterschaft. Die Verteidigerin absolvierte zudem 47 Länderspiele für die DFB-Auswahl. Im Sommer 2020 beendete sie ihre aktive Laufbahn.