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Herbert Burdenski: Der erste Fußballheld nach dunklen Zeiten

Zum 100. Geburtstag von Herbert Burdenski

Der erste Fußballheld nach dunklen Zeiten

Hätte heute seinen 100. Geburtstag gefeiert: Herbert Burdenski.

Hätte heute seinen 100. Geburtstag gefeiert: Herbert Burdenski. picture alliance / nordphoto

Auf den ersten Blick liest sich diese Bilanz nicht sonderlich bemerkenswert: Zwei Tore erzielte Herbert Burdenski in fünf Länderspielen für Deutschland zwischen 1941 und 1951. Unterbrochen wurde seine Karriere wie die so vieler anderer durch den Zweiten Weltkrieg. Wer weiß, was sonst möglich gewesen wäre für den Mann, der an diesem Donnerstag seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Geschichte geschrieben hat "Budde" - Vater des Bremer Torwartidols Dieter Burdenski - aber trotz aller historischen Widrigkeiten. Beziehungsweise gerade im Zusammenhang mit diesen.

Im ersten Länderspiel nach dem Krieg erzielte der Mittelfeldakteur per Strafstoß den 1:0-Siegtreffer gegen die Schweiz. Dieser 22. November 1950 in Stuttgart markierte für viele nicht weniger als einen (weiteren) Akt der Wiederaufnahme Deutschlands in die internationale Staatengemeinschaft. Und der Name Herbert Burdenski wurde bundesweit zum Synonym für einen neuen sportlichen Stolz.

Länderspiel, 1950

Entdeckung und Teamkollege des großen Schalkers Ernst Kuzorra

Als Zwölfjähriger hatte Burdenski beim Gelsenkirchener Stadtteilklub Erler SV 08 mit dem Fußballspielen begonnen, schon ein Jahr später schloss er sich 1935 dem großen FC Schalke an. Entdeckt worden war er bei Schulmeisterschaften von Ernst Kuzorra, der sich parallel zu seiner Spielerkarriere bei den Königsblauen auch mit um die Nachwuchsarbeit kümmerte. Mit dem fast 17 Jahre älteren Vereinsidol spielte Burdenski dann von 1940 und 1943 zusammen in der Ersten Mannschaft der Knappen - und gewann als Teil des berühmten "Schalker Kreisels" 1940 und 1942 zweimal die Deutsche Meisterschaft. Sein Länderspieldebüt feierte Burdenski am 5. Oktober 1941 beim 6:0 gegen Finnland in Helsinki unter Trainer Sepp Herberger.

Assauer, Reck, Rost und Özil traten in seine Fußstapfen

Während des Krieges war Burdenski in Ostpreußen stationiert, dort 1943/44 eine Saison lang für den VfB Königsberg am Ball. 1949 zog es den gelernten Kaufmann aus beruflichen Gründen in die Hansestadt Bremen. Dort spielte Burdenski noch fünf Jahre für den SV Werder - und begründete damit eine lange Tradition von prominenten Akteuren, die auf Schalke wie in Bremen tiefe Spuren hinterließen.

Es folgten große Namen wie Rudi Assauer, Oliver Reck, Frank Rost, Ailton, Mladen Krstajic, Fabian Ernst oder Mesut Özil. Und nicht zuletzt: Sohn Dieter, der 1950 in Bremen geboren wurde, aber nach der Rückkehr der Familie im Ruhrgebiet aufwuchs und seine ersten Bundesligaspiele für Schalke absolvierte. Ehe "Budde junior", nach der kurzen Zwischenstation Arminia Bielefeld, von 1972 bis 1988 eine Torhüter-Ära an der Weser prägte.

Sprößling Dieter Burdenski blieb selbst als Nationalspieler noch "der Sohn von …"

Trotz der übermächtigen Konkurrenten Sepp Maier und Toni Schumacher überholte Dieter Burdenski mit zwölf A-Länderspielen seinen Vater klar. Blieb allerdings, wie er sich erinnert, "selbst nach mehreren Jahren in der Bundesliga immer noch: der Sohn von …". Als Trainer coachte Herbert Burdenski in den 60er und 70er Jahren unter anderem RW Essen, Borussia Dortmund, Union Solingen, den Wuppertaler SV - sowie in der Saison 1975/76 Werder Bremen mit dem eigenen Filius zwischen den Pfosten.

Eine Zeit, auf die Dieter Burdenski mit gemischten Gefühlen zurückblickt: "Das war sehr kompliziert. Immerhin gab es kein Gerede, er würde mich bevorzugen, ich war als Nummer 1 komplett unumstritten. Aber in der Kabine war ich ziemlich isoliert. Die Gespräche verstummten oft, wenn ich dazu kam. Da war mir schon klar: Es ging um den Trainer."

Rot-Weiß Lüdenscheid in der Saison 1978/79 markierte Herbert Burdenskis letzte Station als Fußballcoach. Danach fungierte er bis kurz vor seinem Tod im September 2001 rund zwei Jahrzehnte lang als Aufsichtsratsmitglied des FC Schalke, ebenso wie sein 2014 verstorbener Sohn Joachim. "Schalke", sagt Dieter Burdenski über seinen Vater, "war seine große Liebe". Die Liebe zum Fußball und eine große Portion Talent gab er familienintern über Generationen weiter. Dieters Sohn Fabian Burdenski (30), Mittelfeldspieler wie der Großvater, ist derzeit für den Regionalligisten FSV Frankfurt aktiv. Der Name Burdenski bleibt im kollektiven Fußball-Gedächtnis also aus vielerlei Gründen präsent.

Thiemo Müller