DFB-Pokal

Daten-Analyse: Was Kiel anders macht als andere Zweitligisten

Schlüsselfiguren Bartels und Wahl

Daten-Analyse: Was Kiel anders macht als andere Zweitligisten

Mit und gegen den Ball wichtig im Kieler System: Hauke Wahl (li.) und Fin Bartels.

Mit und gegen den Ball wichtig im Kieler System: Hauke Wahl (li.) und Fin Bartels. imago images/StatsBomb

Zum zweiten Mal nach 1941 steht Holstein Kiel im DFB-Pokal-Halbfinale. Vor 80 Jahren gab es ein 0:6 beim FC Schalke 04, diesmal geht es wieder ins Revier: Am heutigen Samstag (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) wartet Borussia Dortmund auf das Team, das in der 2. Runde Rekordpokalsieger Bayern München ausgeschaltet hat (6:5 i.E.).

Nicht nur dieses Pokalspiel aus dem Januar, sondern auch die gesamte Zweitligasaison zeigt die Stärken der Störche. Kiel kassiert mit seiner kompakt stehenden Defensive die wenigsten Tore im Unterhaus - 27 in 28 Spielen. Um die Kompaktheit zu gewährleisten, arbeiten alle Feldspieler mit, auch die Offensivleute. Dabei gilt es zwei Spieler hervorzuheben: Fin Bartels und Kapitän Hauke Wahl, beide auch Torschützen in der Partie gegen Bayern München, sowohl in der regulären Spielzeit als auch später im Elfmeterschießen.

Kein anderer Zweitligist aus den Top 5 verteidigt so tief wie Kiel

Insbesondere Bartels, eigentlich offensiver Außenspieler, zeigt, wie die Defensivarbeit unter Ole Werner laufen soll. Kein anderer Verein in den Top 5 der 2. Bundesliga verteidigt so tief wie die Kieler - im Schnitt 42,89 Meter (bei einer Spielfeldlänge von 100 Metern). Gerade in den derzeitigen Wochen, in denen Holstein jeden dritten Tag ein Pflichtspiel absolvieren muss, ist das ein sinnvolles Mittel, wie der Trainer vor der Partie in Nürnberg am "Sky"-Mikrofon bestätigt hatte: "Grundsätzlich haben wir unsere Lösungen, wenn wir auch mal tiefer verteidigen müssen."

Pressingaktionen von Fin Bartels: Je stärker das Rot (Blau), desto häufiger (weniger) Aktionen als der durchschnittliche Spieler auf seiner Position.

Pressingaktionen von Fin Bartels: Je stärker das Rot (Blau), desto häufiger (weniger) Aktionen als der durchschnittliche Spieler auf seiner Position. StatsBomb

Bei einer tief stehenden Mannschaft müssen auch die Offensivkräfte mitarbeiten, damit keine großen Lücken zwischen den Ketten entstehen. So verwundert es kaum, dass Bartels als angreifender Spieler viele Verteidigungsaktionen in der eigenen Hälfte aufweist. Nach dem Motto "Mit der Verteidigung gewinnt man Spiele" gehen die Störche in jede Partie, jeder der elf Spieler muss auf dem Feld seinen Beitrag dazu leisten.

Dennoch vernachlässigt Bartels nicht seine ursprüngliche Aufgabe - das Angreifen. Mit fünf Toren und sechs Vorlagen ist er nach Alexander Mühling der beste Kieler Scorer. Dabei zeigt sich, dass der Außenspieler vor allem im Strafraum zum Abschluss kommt. Von 26 ungeblockten Schüssen wurden nur zwei von außerhalb des Strafraums abgegeben. Vorne in guten Angriffspositionen und dennoch eifrig mit nach hinten arbeiten und das mit 34 Jahren: Bartels stellt sich in den Dienst der Mannschaft.

Viele Kieler Angriffe laufen zunächst über Wahl

In der stabilen Defensive der Störche ist Innenverteidiger Hauke Wahl der Fels in der Brandung. Der 1,89 Meter große Kapitän begeht dennoch kaum Fouls, nur 0,4 pro Spiel - unter allen Stammspielern der Liga ist das der Spitzenwert. Doch nicht nur in der Defensive ist Wahl, der wie Bartels eine KSV-Jugendvergangenheit hat, so wichtig.

Kiel steht nicht nur tief, sondern baut auch die Angriffe von hinten auf. Bemerkbar macht sich das schon beim Kieler Torwart Ioannis Gelios bzw. seinem Vertreter Thomas Dähne. Die durchschnittliche Abschlagslänge der Kieler Keeper beträgt 30,19 Meter. Kein anderes Team der Top 5 in der 2. Bundesliga hat eine so kurze durchschnittliche Passlänge seiner Schlussmänner.

Tiefe Verteidigungslinie, kurze Abschlagslänge - zwei auffällige Werte bei Holstein Kiel.

Tiefe Verteidigungslinie, kurze Abschlagslänge - zwei auffällige Werte bei Holstein Kiel. StatsBomb

Häufiger Anspielpunkt ist dabei auch Wahl, der im Schnitt 67 Pässe pro Partie spielt, die eine Genauigkeit von 86,7 Prozent aufweisen. Viele Angriffe laufen zunächst über den Kapitän, der eine wichtige Stütze im System von Ole Werner ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich Kiel als Team als sehr stark und schwer zu knacken präsentiert. Das ganze Team harmoniert in Werners taktischer Aufstellung. Aus einer kompakten, disziplinierten und gut organisierten Defensive heraus wird Punkt um Punkt erkämpft.

Die nächste Reifeprüfung erfolgt nun in Dortmund. Wer dem FC Bayern über 120 Minuten Paroli bieten kann, hat auch das Zeug, dem BVB ein Bein zu stellen und erstmals in der Vereinsgeschichte ins DFB-Pokal-Finale einzuziehen.

Franziskus Heyne