Handball

Handball-EM: Domagoj Duvnjak als Symbol für Leidensfähigkeit

Kiels Duvnjak würde gerne Deutschlands "Partycrasher" geben

Das Symbol für Leidensfähigkeit im Handball

Kroatiens Anführer: Domagoj Duvnjak vom THW Kiel.

Kroatiens Anführer: Domagoj Duvnjak vom THW Kiel. imago images

Aus Köln berichtet Maximilian Schmidt

Nach mittlerweile 15 Jahren in Deutschland sollte man meinen, Domagoj Duvnjak kenne seine Wahlheimat. Und doch überraschte ihn die Handball-EM noch einmal. "Ich bin eigentlich sprachlos. Es ist unglaublich, dass jede Halle ausverkauft ist, jedes Spiel ausverkauft ist", hatte Kroatiens Spielmacher nach dem Hauptrunden-Einzug seines Teams in der Mixed Zone der Mannheimer Arena erklärt: "Ich mag dieses Land, die Zuschauer hier sind handballverrückt."

Hauptrunde in Köln - 4. Spieltag

Das sind sie in Kroatien auch, wenngleich deren Anhänger hin und wieder - wie bei einem Becherwurf - über die Stränge schlagen. Rassistische Gesänge gegen Frankreichs Spieler waren in diesem Januar ein untolerierbarer Tiefpunkt. Der Großteil kroatischer Fans lebt seine Handball-Leidenschaft bei der EM allerdings respektvoll und friedlich aus.

Einer, dem sie besonders zujubeln, ist Duvnjak. Der Leitwolf im ansonsten recht jungen Team geht stets voran. Das ist man in Deutschland aber auch gar nicht anders von ihm gewohnt. 2009 war Duvnjak als 21-Jähriger zum HSV Hamburg in die Bundesliga gewechselt, machte die erfolgreichste Ära des Vereins mit - und prägte sie vor allem. 2011 wurde er mit den Hanseaten deutscher Meister, zwei Jahre später sogar sensationell Champions-League-Sieger.

Schwalb taufte ihn "Duracell-Dule"

Seit Sommer 2014 und damit schon fast ein ganzes Jahrzehnt spielt Duvnjak mittlerweile beim deutschen Rekordmeister in Kiel. Die Titelsammlung seitdem trägt immer auch seinen Namen. Der kroatische Spielmacher war dabei stets Paradebeispiel für Leidenschaft und unbändigen Willen, die ihn früh zu einem Publikumsliebling aufsteigen ließen. Vor allem aber steht er für Leidensfähigkeit. Duvnjak schleppt sich häufig unter Schmerzen über den Platz, kaum einer sieht so abgekämpft aus und ist gleichzeitig doch zu derartigen Weltklasse-Leistungen imstande.

Qualen gehören leider dazu.

Domagoj Duvnjak

"Ohne die Fähigkeit, sich quälen zu können, kannst du kein erfolgreicher Profi-Sportler sein. Qualen gehören leider dazu", sagte Duvnjak in "Bock auf Handball" einst. Das lebt er mit jeder Faser seines Körpers. Immer 100 Prozent, nicht zurückstecken. Nicht umsonst taufte ihn Martin Schwalb, sein Trainer aus Hamburger Zeiten, damals "Duracell-Dule". Ein häufig überstrapazierter Begriff passt bei ihm tatsächlich: "Dule ist ein Mentalitätsmonster. Sein Wille ist unbändig", erklärt Kiels Kreisläufer Hendrik Pekeler.

Gegen Deutschland am Mittwoch (20.30 Uhr) bestreitet Duvnjak, der zwei Partien bei diesem Turnier krankheitsbedingt verpasste, sein 54. EM-Spiel. Mit Zlatko Horvat (56) und Ivan Cupic (55) haben lediglich zwei Kroaten noch mehr Einsätze vorzuweisen. In puncto EM-Tore liegt Duvnjak 30 Treffer hinter Cupic (188) auf Rang zwei.

Vorbild mit 35 Jahren: "Ich versuche zu zeigen, dass das nur Sport ist"

Nun soll er also den "Partycrasher" ausgerechnet gegen Deutschland spielen? "Wir werden es zumindest versuchen", sagt Kiels Kapitän der "Handballwoche". Die "absurde Konstellation", in der den Kroaten eine Niederlage gegen Deutschland mit Blick auf die Olympia-Qualifikation hilft, blendet Duvnjak aus: "Wir sind Profisportler und werden alles tun, damit Kroatien gewinnt!"

Gerade für ihn seien Duelle mit Deutschland "immer etwas Besonderes". Der Welthandballer von 2013 hätte gerne eine Art "Endspiel" gegen das DHB-Team gehabt, doch Kroatien spiele "derzeit keinen guten und keinen erfolgreichen Handball", mache "zu viele Fehler" und sei vom "eigentlichen Leistungsvermögen ein gutes Stück weit entfernt".

Beim kroatischen Neuaufbau mache er mit seinen 35 Jahren gerne mit. "Ich will einfach diesen jungen Spielern helfen", sagt Duvnjak und fügt hinzu: "Ich versuche zu zeigen, dass das nur Sport ist. Handball macht Spaß. Die Jungs kämpfen. Für viele ist es nicht leicht, weil sie zum ersten Mal dabei sind. Aber ich genieße meine Rolle einfach - egal, ob ich sitze oder spiele."

"Die Kroaten dürfen gar nicht gegen uns gewinnen"

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