Handball

Handball-EM: Kentin Mahé über kroatischen Becherwurf

Der "kölsche" Franzose sieht sein Team "nicht im Flow"

Mahé über kroatischen Becherwurf: "Das waren sicher nicht die hellsten Birnen"

Aufreger in der Schlussphase: Die französische Bank wurde von einem Becher beworfen.

Aufreger in der Schlussphase: Die französische Bank wurde von einem Becher beworfen. Sascha Klahn

Aus Köln berichtet Oliver Bitter

Als "Wohnzimmer" würde er die Kölner Arena nicht bezeichnen, aber aus etlichen Schlachten kennt Frankreichs Rückraum-Stratege Kentin Mahé den aktuellen Spielort natürlich ganz genau. Zudem verbrachte der 32-Jährige große Teile seiner Jugend ganz in der Nähe, spielte lange Jahre in Dormagen, später in Gummersbach, Hamburg und Flensburg.

Hauptrunde in Köln - 1. Spieltag

"Sehr positive Erinnerungen" habe er an Köln, natürlich auch mit dem ungarischen Top-Team Veszprem, wo er noch bis Saisonende unter Vertrag steht. Mit dem jüngsten Auftritt der Franzosen, die immerhin Kroatien knapp bezwangen, war er allerdings nicht rundum einverstanden.

"Wir haben zwar die volle Punktzahl, aber das war eher ein Schritt zurück", merkte Mahé ganz kritisch an. "Wir haben gegen die Kroaten nie in den Flow gefunden. Es gab ganz sicher bessere Spiele von uns."

Kritik auf ziemlich hohem Niveau, denn nach dem deutschen Team haben die Franzosen in den Kroaten eben den nächsten starken Kontrahenten aus dem Weg geräumt. "Vielleicht ist es unsere Tiefe im Kader. Wir können am Ende immer noch nachlegen und haben viel Erfahrung, wir lassen uns nicht verrückt machen."

"Den Ball unter das Trikot stecken"

Dann gelte es auch mal, quasi "den Ball unter das Trikot zu stecken", wie Mahé schmunzelnd erzählt, also lange Ballpassagen, den Rhythmus des Gegners brechen, "wir bleiben in jedem Fall kühl im Kopf".

Dafür sorgt natürlich auch die Präsenz von Nikola Karabatic, seit Donnerstagabend Rekordtorschütze bei Europameisterschaften und für Mahé "nach wie vor einer der krassesten Athleten, die ich kenne. Seine Wahnsinnseinstellung ist der Grund, warum er mit knapp 40 noch auf diesem Niveau spielt und uns quasi durch das ganze Spiel trägt." Frankreichs Handball-Legende stehe immer noch für "eine unglaubliche Qualität in Abwehr und Angriff, mit seinem Charisma ist er natürlich ein großes Vorbild".

Die haben gemerkt, die kriegen uns wieder nicht.

Kentin Mahé über kroatische Fans

Bewältigen die Franzosen am Samstag auch die nächste Aufgabe gegen Island mit Bravour, machen sie einen großen Schritt Richtung Halbfinale. "Das wird wieder ein extrem intensives Spiel", vermutet Mahé, "Island geht viel ins Eins-gegen-eins und kommt trotz der Niederlage gegen Deutschland mit viel Selbstvertrauen. Mit Island hatten wir, soweit ich mich erinnere, eigentlich immer Probleme."

Schnell abgehakt war für den Routinier übrigens eine Szene in der zweiten Halbzeit, die zunächst auf den Rängen für reichlich Unruhe gesorgt hatte. "Drei oder vier besoffene Fans haben Ärger gemacht und einen Becher geworfen, die haben gemerkt, die kriegen uns wieder nicht", erzählt Mahé. "Das waren sicher nicht die hellsten Birnen, aber solche Sachen kennt man auch aus Kroatien. Da fliegen auch mal Sachen auf die Platte."

Die Franzosen ließen sich jedenfalls auch dadurch nicht irritieren - und gehen als einziges Team mit der vollen Punktzahl in den nächsten Spieltag am Samstag in Köln.

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