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Rene Ebert nimmt beim ATSV die Arbeit auf

Turbulente Woche bei den Erlangern

"Das ist ein blutjunges Team, das Gas geben will": Ebert nimmt beim ATSV die Arbeit auf

Nicht mehr in der Landesliga: René Ebert coacht ab sofort eine Klasse höher.

Nicht mehr in der Landesliga: René Ebert coacht ab sofort eine Klasse höher. imago images/Zink

Bayernliga Nord

Es liegt eine turbulente Woche hinter dem ATSV Erlangen und seinem Abteilungsleiter Jörg Markert - dabei hatte sich dieser Verlauf noch am Wochenende zuvor nicht angedeutet. Zwar blieb man beim 0:2 im Derby beim SC Eltersdorf zum vierten Mal in Folge auswärts sieglos, doch da die Heimbilanz stimmte, war man in der Universitätsstadt aus sportlicher Sicht zufrieden.

Dennoch verkündete Trainer Christopher Hofbauer am Montag seinen Abschied und setzte die Erlanger damit unter Zugzwang. "Wir haben noch versucht, ihn zu überreden", berichtet Abteilungsleiter Jörg Markert, "doch das ist uns nicht gelungen. So wirklich wissen wir die Gründe ehrlicherweise auch nicht - nur, dass es nicht am Verein oder der Tabellensituation liegt. Wir waren unsererseits ja ebenso zufrieden, trotz der nicht mehr ganz so positiven Ergebnisse zum Schluss."

Ebert sagte schnell zu

Immerhin wurde der Bayernligist schnell fündig und konnte sich die Zusage von René Ebert sichern, der den benachbarten Landesligisten Baiersdorfer SV vorzeitig verlässt und sich dem ATSV anschließt. "Es mag vielleicht nicht fair sein unter der Saison zu gehen, ehrlicherweise wollte ich diese Chance aber unbedingt wahrnehmen", erklärt der neue Trainer seine Beweggründe für den Wechsel, "ich wurde von der Entwicklung selbst überrascht. Der erste Anruf kam, als ich auf dem Weg zum Training nach Baiersdorf war. Am Mittwoch habe ich mich persönlich mit Jörg Markert getroffen und nach Rücksprache mit meiner Familie dann zugesagt. Natürlich musste ich in Baiersdorf noch um Freigabe bitten, dort konnte man meine Beweggründe aber verstehen und wollte mir keine Steine in den Weg legen. Am Donnerstag habe ich meinen Entschluss der Mannschaft mitgeteilt - das war nach fast fünf Jahren im Verein nicht ganz so einfach und auch etwas emotional."

Dass Ebert in Baiersdorf jedoch keine verbrannte Erde hinterlässt, zeigt die Tatsache, dass er seine Ära am Sonntag mit dem Auswärtsspiel in Herzogenaurach beenden durfte. 1:1 endete das Derby nach einem späten Baiersdorfer Treffer, sodass Ebert den Aufsteiger auf Rang neun übergibt.

Ein Polster nach hinten

In etwas tieferen Tabellengefilden beginnt für den Coach die neue Aufgabe beim ATSV; die Erlanger liegen derzeit auf dem 13. Tabellenplatz, der den direkten Klassenerhalt in der Bayernliga bedeuten würde. "Für uns gilt es in den sieben Spielen vor der Winterpause erstmal, so viele Punkte wie möglich zu sammeln, um bestenfalls ein kleines Polster nach hinten aufzubauen", gibt Ebert die Marschroute vor.

Rein sportlich besteht in der kurzen Zeit freilich wenig Möglichkeit, eigene Ideen einzubauen - viel eher geht es um Feinjustierung bereits bestehender Abläufe und ein Kennenlernen der Mannschaft. "Ich habe das Spiel des ATSV in Eltersdorf zufällig gesehen und natürlich das 3:3 am Wochenende gegen Cham, daher konnte ich schon ein gewissen Eindruck gewinnen", erzählt Ebert, "das ist ein blutjunges Team, das Gas geben will und kann. Das passt zu mir - als Trainer gehe ich definitiv mit Leidenschaft voraus und verlange der Truppe einiges ab. Gleichzeitig setze ich auf eine enge Bindung zu den Jungs, sodass man mir vertrauen und über alles reden kann. Auch fußballerisch steckt viel Potenzial in der Truppe, die oft nach einer spielerischen Lösung sucht. Das passt ebenso. Ich möchte, dass wir Fußball spielen und den Gegner unter Druck setzen. Allerdings will ich nicht zu viel vorab ausgeben, sondern muss die Jungs in dieser Woche erstmal kennenlernen. Schließlich müssen wir auch das spielen, was die Truppe hergibt."

Leidenschaft und Intensität

Viel Zeit zur Eingewöhnung bleibt nicht - bereits am Freitag gastiert die DJK Ammerthal in Erlangen. "Zum Gegner habe ich ehrlichweise noch keine Informationen, werde aber noch eine Spielanalyse vornehmen. Und den ein oder anderen Kontakt aus der Bayernliga habe ich von früher noch. Und dann schauen wir mal, wo wir dem Gegner Schmerzen zufügen können", schmunzelt Ebert in Bezug auf das Duell mit dem Tabellensechsten, "es wird jedoch definitiv darauf ankommen, welche Leidenschaft und Intensität wir auf den Platz bringen können."

Nimmt sich die Mannschaft bereits nach der kurzen gemeinsamen Zeit ein Vorbild am Trainer, sollte zumindest das Thema Einsatzbereitschaft beim Debüt des neuen Coaches kein Problem darstellen.

Simon Russ

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