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Aris Saloniki | Darida: "Ich bin schon immer viel gerannt"

Ehemaliger Bundesliga-Profi spielt für Aris Saloniki

Darida im Interview: "Ich bin schon immer viel gerannt"

Griechenland ist die neue sportliche Heimat: Ex-Bundesliga-Profi Vladimir Darida.

Griechenland ist die neue sportliche Heimat: Ex-Bundesliga-Profi Vladimir Darida. DeFodi Images via Getty Images

Hallo Herr Darida, wissen Sie vielleicht, wer aktuell den Bundesliga-Rekord in Sachen Laufleistung in einem Spiel mit 14,65 Kilometern hält?

Schwere Frage, ich hatte mal einen Rekord aufgestellt. Ich weiß aber nicht mehr genau, ob es diese Zahl war.

Richtig, Sie halten ihn immer noch. Aber nun die schwierigere Frage: Wer steht auf Platz zwei?

Da muss ich lange überlegen und würde wahrscheinlich dennoch falsch liegen, wer ist es denn?

Auch Sie.

Echt? Das zeigt, dass ich oft sehr viel gerannt bin (lacht). Die Laufstärke hat mich in der ganzen Karriere begleitet, damit konnte ich immer meinen Teams helfen.

"Die Topteams spielen richtig guten Offensivfußball"

Laufen Sie in Hellas auch so viel oder ist es eher nicht nötig?

Doch, es ist ziemlich nötig. Durch den Grunddurchgang und die folgenden Play-offs spielen die fünf, sechs Topteams mindestens vier Mal in der Saison gegeneinander. Dadurch sind es mindestens 20 Spiele auf hohem Niveau. Die Topteams hier spielen richtig guten Offensivfußball. In der Liga werden die Laufzahlen nicht genau erfasst, doch unser Staff und die Analysten erfassen unsere GPS-Messdaten. Sie sagen immer, der Trainer soll mich stets aufstellen und nicht auswechseln, weil dadurch unser Mannschaftsdurchschnitt höher liegt.

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Obwohl Sie erst im Winter nach Hellas wechselten, wurden sie nach nur 21 Einsätzen (mit fünf Toren und sechs Assists) in die Elf der Saison gewählt.

Ich bin von Anfang an gut ins Team reingekommen. Es hat sofort gepasst. Ich war selbst überrascht, dass alles so gut funktioniert hat. Der Klub hat enormes Vertrauen in mich gehabt und ich konnte frei aufspielen. Generell wird hier offensiver und mit weniger Taktik gespielt. Das alles kam mir wohl zugute.

Meister AEK lockte Darida

Und brachte Ihnen im Sommer ein Angebot von Meister AEK?

Es gab das Interesse, doch unser Klubchef wollte auf die Konditionen nicht eingehen. Nach zwei, drei Tagen war das Thema erledigt, ich wurde gefragt und war mit dieser Entscheidung einverstanden. Meine Familie und ich fühlen uns hier sehr wohl. Wir sind froh, hier zu sein und Thessaloniki ist eine wunderschöne, lebenswerte Stadt.

Griechischer Pokal

Ausgerechnet besagtes AEK hat Ihr Klub Aris letzte Woche im Pokal ausgeschaltet. Peilen Sie nun den ersten Pokaltitel seit 1970 an?

Wir haben uns nach zwei Remis (Anm. d. Red.: 0:0 und 1:1) im Elfmeterschießen durchgesetzt, aber das gehört im Pokal dazu. Wir spielen nun im Viertelfinale gegen den Zweitligisten Niki Volou, danach wäre der Sieger aus OFI gegen Panetolikos der Gegner. Wie sehr sich unsere Fans nach dem Finale sehnen, merkt man jeden Tag und überall. Der Druck ist groß. Aris stand zuletzt 2010 im Finale, damals waren 30.000 Fans ins Athener Olympiastadion gereist. Solche Bilder sind ein Traum für den ganzen Klub.

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Also konzentrieren Sie sich mehr auf den Pokal?

Letztlich ja, denn über die Liga gibt es drei Tickets für Europa und unser Abstand ist schon groß. Der Pokalsieg würde auch ein europäisches Ticket bedeuten. Im Sommer haben wir die Chance verpasst, uns für die Gruppenphase der Europa Conference League zu qualifizieren. Dies könnten wir nachholen. Und natürlich vorher einen Titel holen.

"... schließlich war ich fast ein Jahrzehnt in Deutschland"

Zuletzt noch eine Frage: Wie eng verfolgen Sie die Bundesliga oder das Geschehen in Ihren Ex-Klubs?

Wann immer es geht, ich versuche insbesondere die Spiele von Hertha und Freiburg zu verfolgen. Aber auch die Bundesliga generell, da kenne ich ja auch noch genug Leute. Was letztens bei der Hertha passiert ist, tut mir so leid. Vor allem, dass ein junger Mensch (Präsident Kay Bernstein, Anm. d. Red.) so einfach über Nacht verstirbt, ist tragisch. Im letzten Jahr waren meine Familie und ich in Berlin im Urlaub, da konnte ich Leute aus meiner Zeit wiedersehen. Schließlich war ich fast ein Jahrzehnt in Deutschland, da kann der Kontakt zu vielen Menschen nicht abreißen.

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