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Club-Talent Loune: Ein Kämpfer mit Weitblick

In Weinzierls Visier

Club-Talent Loune: Ein Kämpfer mit Weitblick

Will den Sprung in den Zweitliga-Kader schaffen: Club-Talent Ali Loune.

Will den Sprung in den Zweitliga-Kader schaffen: Club-Talent Ali Loune. IMAGO/Beautiful Sports

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Nürnbergs U 23 spielt bisher eine begeisternde Saison in der Regionalliga Bayern und steht zurecht auf Tabellenplatz 4. Klar, denkt der Außenstehende dabei sofort an die großartige und talentierte Club-Offensive um 14-Tore-Mann Leonardo Vonic und die filigranen Techniker Jermain Nischalke (beide 19) und Bryan Kayo (20), die beide bereits mit Profiverträgen für ihre Leistung belohnt wurden. Einer, der weniger auffällig ist, aber ebenso einen gehörigen Anteil am fränkischen Regionalliga-Höhenflug der letzten Monate hat, ist Ali Loune. Der 20-Jährige verleiht dem Nürnberger Spiel im defensiven Mittelfeld die nötige Stabilität und leitet in dieser Saison die wichtigen Umschaltmomente meistens direkt ein.

Das ist längst keine Selbstverständlichkeit, war Loune doch erst im Sommer 2021 von der U 19 der Frankfurter Eintracht an den Valznerweiher gewechselt. Dort biss er sich allerdings auf Anhieb in die Stammelf und war aus dieser als Sechser oder Achter fortan nicht mehr wegzudenken. Und das bei herausfordernden Startbedingungen für den damals 19-Jährigen. "Ich hatte nach der langen Corona-Pause wenig Spielpraxis", erinnert er sich und fügt an: "Hinzu kam das neue Umfeld. Deshalb sollte ich erst mal ein Gefühl für den Herrenfußball und die Regionalliga bekommen, was mir ganz gut gelungen ist." Getrieben von seinem extremen Ehrgeiz imponierte der gebürtige Hanauer in seinen 32 Einsätzen in der Debütsaison (30 davon von Beginn an) durch kompromissloses Zweikampfverhalten. Apropos: Einzig seine drei Platzverweise mit Gelb-Rot verhinderten noch mehr Einsätze in jener Spielzeit 2021/22.

Spielverständnis verbessert

In der aktuellen Saison hat sich der Deutsch-Marokkaner nun noch einmal weiterentwickelt, hat sein Spielverständnis verbessert und blieb trotz gleichbleibender Zweikampfstärke bisher noch ohne Gelbe Karte in der laufenden Saison. "Ich habe viel gearbeitet und dank meines Trainers Cristian Fiel einen Riesensprung gemacht", betont der Mittelfeldmotor. Besonders der 42-jährige Fiel attestiert dem Nachwuchsakteur zuletzt immer wieder eine hervorragende Entwicklung und Einstellung. Für Loune ist dies eine weitere Motivation und die Bestätigung für seinen Fleiß.

Auch weil sich sein Aktionsradius zuletzt in offensivere Gefilde erweitert hat - dazu kommt die erhöhte Torgefahr. Blieb Loune in der Vorsaison noch ohne eigenen Treffer, traf der Rechtsfuß in bisher 17 Regionalligapartien bereits viermal. Drei Tore davon erzielte er von außerhalb des Strafraums. "Meine Schusskraft zählt zu meinen Stärken", weiß Loune. "Wenn ich den Ball richtig treffe", sagt er, "dann ist das schon eine Waffe." In der Tat. Seine Schusskraft ist ein bewährtes Mittel, das der Youngster schon jetzt mit großer Präzision einzusetzen weiß. Die Würzburger Kickers - sowohl im Hin- als auch im Rückspiel vor der Winterpause - und Bayern München II waren die Leidtragenden des Nürnberger Präzisionsschützen.

In den Spielen vor der Winterpause wurde der Mittelfeldspieler wegen Personalknappheit in die Innenverteidigung beordert. Für ihn ist das kein Problem - im Gegenteil. "Ich fühle mich auf der Sechs sehr wohl, freue mich aber auch, dass ich auf anderen Positionen etwas mitnehmen kann", betont Loune, der aktuell wegen einer Achillessehnenentzündung in der langen Spielpause leicht ausbremst wurde.

Eine fußballverrückte Familie

Es ist für den Kämpfer aber kein Grund, Trübsal zu blasen. Denn auch in der Familie, mit der er während der Pause viel Zeit verbringt, drehte sich schon immer alles um das runde Leder. Vater Kassem betreibt in Hanau eine Fußballschule, in der Ali und seine beiden jüngeren Brüder Mehdi und Adam ausgebildet wurden. Mehdi (18) zählt als Local Player zum Profikader von Eintracht Frankfurt, der 16-jährige Adam spielt in der U 17 des Europa-League-Siegers. "Wir sind alle fußballverrückt", erzählt Ali. "Wenn wir mal eine Einheit machen, dann duellieren wir uns gerne."

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Loune besitzt sowohl die deutsche als auch die marokkanische Staatsbürgerschaft. Bis zur U 20 bekam er regelmäßige Einladungen für die U-Nationalteams der Nordafrikaner. Entsprechend hat er bei der WM in Katar mit dem Überraschungshalbfinalisten mitgefiebert. "Ich war vom ersten Spiel an voll dabei und bin sehr stolz darauf, was die Marokkaner geschafft haben", betont er.

Und nicht nur das. Im Kader der "Löwen vom Atlas" stand mit Abdelhamid Sabiri (5 WM-Spiele) ein Akteur, der einst beim FCN den Sprung zum Profi geschafft hat und aktuell für Sampdoria Genua in der Serie A spielt. Der Profifußball, das ist auch das klar formulierte Ziel von Loune. Und erste Berührungspunkte gab es bereits. Nürnbergs Cheftrainer Markus Weinzierl holte das Talent in der ersten Phase der Wintervorbereitung regelmäßig zum Training der Zweitligaprofis und setzte ihn auch in den Testspielen gegen 1860 München und Erzgebirge Aue ein.

Auch wenn das Trainingslager im türkischen Belek sowie die weitere Vorbereitung ohne Loune stattfand, habe er die Rückmeldung bekommen, dass er im Training der Profis einen guten Eindruck hinterlassen hat. "Jetzt hoffe ich, dass ich wieder eine Chance erhalte", gibt sich Loune, dessen Vertrag noch bis Sommer läuft, kämpferisch. Denn ja, Kämpfen zählt definitiv zu seinen Stärken.

Martin Bauer

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