Champions League

Champions-League-Reform ab 2024: UEFA-Boss Ceferin platzt der Kragen

Italienische Klubs wollen über Beteiligungen zusätzlich absahnen

CL-Reform 2024: UEFA-Boss Ceferin platzt der Kragen

Will weiterhin die volle Kontrolle über die Champions League: UEFA-Präsident Aleksander Ceferin.

Will weiterhin die volle Kontrolle über die Champions League: UEFA-Präsident Aleksander Ceferin. picture-alliance

Innerhalb von nur sechs Jahren haben sich die Einnahmen der Champions League mehr als verdoppelt auf über zwei Milliarden Euro pro Saison. Das Geld reicht vielen hoch verschuldeten Klubs vornehmlich in Südeuropa noch immer nicht. Sie drohen unverändert mit der Gründung einer Super League; als "Kompromiss" soll nun ab 2024 eine erneute Reform der Champions League mit einer Erweiterung von 32 auf 36 Starter und einem neuen Modus mit 225 statt aktuell 125 Spielen erfolgen.

Europaweit machen Fußballfans mobil. Unter diesem Eindruck vertagte die Exekutive der UEFA ihre ursprünglich für Mittwoch dieser Woche geplante Entscheidung auf den 19. April.

Jetzt kracht es auch richtig zwischen UEFA und einigen Topklubs. Letztere haben eine Gesellschaft gegründet, die sich mit um die Vermarktung des Wettbewerbs kümmern will, und, bedeutend folgenschwerer: an der sich Vereine beteiligen können. Das Ziel ist offensichtlich: Über eine Beteiligung wollen Klubs wie die AC Mailand und Juventus Turin zusätzlich Gelder abschöpfen.

Wer hat die Kontrolle: UEFA oder ECA?

Bei diesem Vorstoß platzte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin während einer der zahlreichen Videokonferenzen der vergangenen Tage der Kragen. Ceferin hat längst erkannt, dass es den Topvereinen, allen voran in Italien, im ersten Schritt darum geht, der UEFA teilweise die Kontrolle zu entziehen, um in einem zweiten Schritt das Geschäft allein in die Hand zu nehmen.

Die Reform wird mit hoher Wahrscheinlichkeit am 19. April verabschiedet werden. Selbst wenn DFB-Vizepräsident Rainer Koch als Mitglied der UEFA-Exekutive gegen das Vorhaben stimmen sollte. Offenkundig geht es nur noch um einige Details. Zum Beispiel um die Frage, ob künftig mit zehn Gruppenspieltagen in den Wettbewerb gestartet wird. Das favorisiert die Klubvereinigung ECA. Der Verband der Europäischen Ligen (EL), dem auch die DFL angehört, hält maximal acht Gruppenspieltage für möglich, was gegenüber dem bisherigen Modus zusätzlich 64 Spiele in der Champions League bedeuten würde. Der Einfluss der EL ist allerdings geringer als jener der ECA; unumwunden gibt dies EL-Präsident Lars-Christer Olsson zu.

UEFA-Generalsekretär Theodore Theodoridis war sichtlich nervös als Gast der Videokonferenz der European Leagues zu Beginn dieser Woche. Er äußerte Verständnis für die Wünsche der Ligen, sagte aber auch: "Wir müssen jetzt zuerst einen neuen Modus finden. Und erst danach können wir uns die Solidaritätszahlungen anschauen."

Eine leichte Erhöhung der Zahlungen für die kleineren Klubs, die nicht europäisch spielen, von vier auf fünf Prozent der Gesamteinnahmen steht zur Diskussion. EL-Vertreter argwöhnten nach der Videokonferenz, dass es auch der UEFA vorrangig um die Großen in Europa geht.

Watzke positioniert sich klar gegen Super League

Auch innerhalb der Bundesliga gibt es unterschiedliche Meinungen. Im kicker-Interview Anfang des Jahres sagte Hans-Joachim Watzke zur Gefahr, dass europäische Topvereine eine Super League gründen wollen: "Alles, was getan werden kann, um das Konzept der Champions League - möglicherweise in einem etwas anderen Format - aufrechtzuerhalten, muss deshalb auch getan werden. Darum werbe ich in meiner Funktion als Vorstandsmitglied der ECA: Aber in diesem Kreis sitzen auch andere, denen die eigene Liga nicht so wichtig ist, die die Fußballkultur nach deutschen Maßstäben nicht wertschätzen. Ich bin aktuell in die Diskussionen um eine Super League nicht involviert. Denn diejenigen, die sie wollen, die trauen mir eh' nicht." Ein klarer Schuss speziell gegen die extrem verschuldeten Topklubs in Italien.

Als Watzke diese Aussagen tätigte, stand das sogenannte Schweizer Modell für den künftigen Modus der Champions League noch nicht fest. Vor wenigen Tagen sagte der BVB-Boss den Ruhr Nachrichten: "Der entscheidende Punkt, warum ich für das Schweizer Modell eintrete, ist, dass es in meinen Augen der einzige Weg ist, um eine Super League der internationalen Topklubs zu verhindern."

Der entscheidende Punkt, warum ich für das Schweizer Modell eintrete, ist, dass es in meinen Augen der einzige Weg ist, um eine Super League der internationalen Topklubs zu verhindern.

Hans-Joachim Watzke

Fernando Carro, Vorsitzender der Geschäftsführung von Bayer Leverkusen, argumentiert ähnlich, spricht bei der geplanten Reform von einem "annehmbaren Kompromiss", über den "eine geschlossene Super League für Europas Elite zunächst vom Tisch" wäre.

Zockerei um noch mehr Geld - Fans bleiben ungehört

Die Fußballfans scheinen in der Zockerei um noch mehr Geld für die Großen kein Gehör zu finden. "Das wirtschaftliche Hasardspiel wird noch angeheizt", heißt es in einer Stellungnahme von "Pro Fans". Die Kluft zwischen armen und reichen Vereinen wird noch größer werden. Ohne Schuldenbremse!

Trotz der Entwicklung der zurückliegenden sechs Jahre mit einer Verdoppelung der Einnahmen in der Champions League sind zum Beispiel in der italienischen Serie A die Schulden der Vereine aktuell auf einem Rekordniveau von 2,8 Milliarden Euro Schulden angekommen.

Rainer Franzke