David Bergner hatte nach dem gefeierten Drittliga-Aufstieg einen überschaubaren Saisonstart erlebt (nur ein Punkt aus vier Spielen) und zuletzt mit 1:3 beim Halleschen FC verloren. Im Pokal gegen Zweitligist Hamburg brachte der Chemnitzer Trainer Itter, Schoppenhauer und Garcia für Blumberg, Hoheneder und Marcelo Freitas. Außerdem hatte er selbstbewusst angekündigt: "Wir sind so motiviert."
Hamburgs Coach Dieter Hecking hatte sich derweil mit den vier Zählern aus zwei Ligaeinsätzen zufrieden gezeigt und vor allem das 4:0 beim 1. FC Nürnberg mehrmals lobend hervorgehoben. Deswegen gab es auch keinen Grund, an seiner Aufstellung etwas zu ändern - lediglich Kapitän Hunt musste mit Leistenbeschwerden passen, Kinsombi rückte in die Startformation. Zu dieser gehörte auch Jatta. Hecking hatte sich nach dem Wirbel um die Identität des Gambiers voll hinter seinen Schützling gestellt.
Dudziak nagelt die Kugel an den Pfosten
Was Hecking nicht gefallen haben dürfte, waren die ersten 45 Minuten im Sachsenland. Denn der HSV dominierte zwar in Sachen Ballbesitz und Passspiel, im vorderen Spieldrittel fehlte es Kittel, Jatta, Dudziak & Co. aber komplett an Ideen. Eine massierte Hintermannschaft der Himmelblauen mit konsequenter Zweikampfführung kaufte außerdem dem komplett in der Luft hängenden Hinterseer den Schneid ab und ließ keinerlei Lücken aufreißen.
Die Folge war eine für beide Torhüter (Heuer Fernandes und Jakubov) nahezu beschäftigungslose erste Halbzeit. Einmal sollte der frühere Bundesliga-Dino trotzdem gefährlich werden: Nach einer schnell und erfolgreich vorgetragenen Passfolge fand sich Dudziak im Rückraum und feuerte den Ball an den rechten Pfosten (37.). Es blieb somit beim 0:0.
DFB-Pokal am Sonntag
Bozic bringt den HSV ins Hintertreffen
Auch im zweiten Abschnitt zeichnete sich viele, viele Minuten dasselbe Bild: Der HSV schob an, verzeichnete reichlich Ballbesitz und kam ständig bis ans vordere Spieldrittel. Dort fehlte es allerdings nach wie vor an Kreativität. Und dann kam auch noch Pech auf der anderen Seite hinzu: Van Drongelen warf sich gerade noch in einen gefährlichen Kracher von Bonga, wehrte wohl mit dem oberen Rücken ab - und trotzdem zeigte Schiedsrichter Robert Kampka auf den Punkt. Den äußerst diskutablen Elfmeter verwandelte Bozic sicher ins linke untere Eck zum lautstark umjubelten Chemnitzer 1:0 (57.).
Eleganter Fein, eleganter Hinterseer
Die Antwort des Favoriten folgte aber zügig: Mit Nachdruck schob der Gast an, ließ den Ball laufen, drängte die Hausherren zurück - und am Ende ließ Hinterseer einen tollen Fein-Pass kurz vor dem Tor von der Brust abprallen und traf aus der Drehung links oben ins Eck (62.).
Jetzt wird's wild: Kopfballtor, Freistoßtreffer, Elfmeter?
Richtig Auftrieb verlieh das dem HSV jedoch nicht, im Gegenteil: Bei einem Chemnitzer Eckball in Minute 68 standen Jung sowie Hinterseer schlecht und ließen Langer am Ende zum 2:1 einköpfen. Doch auch davon wusste sich der HSV zu erholen: Kittel schoss einen direkten Freistoß unter die Querlatte, Keeper Jakubov kam nicht mehr hin. Es stand somit 2:2 - und am Ende ging die Partie in die Verlängerung. Warum? Weil die Hanseaten eine späte Druckphase nicht mehr in ein 3:2 ummünzen konnten - und weil es nach einem Kontakt zwischen Itter und Leibold keinen Elfmeter für den Hamburger SV gab (90.).
Eine große Leistung und am Ende Enttäuschung: Der Chemnitzer FC hat sich gegen den Hamburger SV gut verkauft. imago images
Reddemann verzweifelt - und Fein versenkt
In der Verlängerung, wo unter anderem auch die Joker Jairo und der 18-jährige Engländer Amaechi (kam von Arsenals U 23) mitwirken durften, drückte der HSV der Partie den Stempel auf. Joker Narey (98.) und Jairo (103.) verzeichneten Möglichkeiten vor dem Seitenwechsel, ehe nochmals Jairo kurz vor Beginn des Elfmeterschießens genauso scheiterte (120.) wie CFC-Kapitän Müller auf der anderen Seite (120.+1).
Beim Thriller vom Punkt zeigte der unterklassige Klub aus dem Sachsenland dann Nerven. Mit Schoppenhauer und Reddemann vergaben gleich zwei CFC-Akteure vom Punkt, während auf der anderen Seite lediglich Narey vergab. Am Ende war Fein der Schütze, der mit seinem Treffer zum 6:5 das Weiterkommen für seine Farben sicherte.
Beide Teams sind am kommenden Freitag schon wieder gefordert: Der in dieser Spielzeit weiterhin sieglose Chemnitzer FC empfängt um 19 Uhr den 1. FC Magdeburg. Bereits eine halbe Stunde früher erwartet der HSV Bochum im Volksparkstadion.