Int. Fußball

FC Chelsea: Cole Palmers Abend der Superlative

Pochettino übt deutliche Kritik

Chelseas kindischem Verhalten zum Trotz: Palmers Abend der Superlative

Streit um den Elfmeter: Cole Palmer schnappt sich den Ball.

Streit um den Elfmeter: Cole Palmer schnappt sich den Ball. IMAGO/Colorsport

Beinschuss, Doppelpass mit Mitspieler Nicolas Jackson, Abschluss mit links ins lange Eck - Tor. Cole Palmer eröffnete das Montagabendspiel in der Premier League im Palmer-Style. Sein erster Treffer in Minute 13 war ein weiteres Beispiel dafür, wie leicht es dem erst 21-Jährigen aktuell fällt, Tore in der wohl besten Liga der Welt zu erzielen. Die Mischung aus Raffinesse, Schnörkellosigkeit und leichter Arroganz war auch für den FC Everton zu viel - die Toffees gingen an der Stamford Bridge baden.

Weil Palmer auch in der Folge nicht aufzuhalten war, per Kopf auf 2:0 stellte und Jordan Pickford nach dessen Fehlpass anschließend auch noch aus 30 Metern düpierte - mit dem "schwächeren" rechten Fuß. 16 Minuten lagen zwischen Palmers erstem und drittem Treffer, die er allesamt mit unterschiedlichen Körperteilen erzielte. Der perfekte Hattrick also, nebenbei der schnellste dieser Art in der Geschichte der Premier League. Dieser Rekord, zuvor aufgestellt von Aston Villas Tommy Johnson, hatte 29 Jahre bestand. Palmer unterbot die Bestzeit aber um entspannte neun Minuten.

Auf den Spuren von Drogba

Auch in die vereinseigenen Geschichtsbücher trug sich Palmer ein, nach Didier Drogba wurde der Sommerneuzugang von Manchester City zum erst zweiten Spieler, der einen Dreierpack in zwei Heimspielen in Folge erzielte. Zuvor gelang ihm das vor knapp zwei Wochen beim dramatischen 4:3 gegen Manchester United - ebenfalls ein Abend voller Bestmarken.

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Ein Blues-Rekord gehört Palmer aber nun auch höchstselbst, der offensive Mittelfeldspieler wurde zum ersten Chelsea-Spieler, der in sieben Premier-League-Partien an der Stamford Bridge in Folge traf. Palmers Höhenflug dürfte allmählich auch Erling Haaland ins Schwitzen bringen, denn der Engländer ist mit seinem ehemaligen Teamkollegen in der Torschützenliste gleichgezogen.

Palmers 20. Saisontreffer, dem zwischenzeitlichen 5:0, ging jedoch ein Scharmützel voraus, das dem eigentlich perfekten Abend der Blues eine Delle verpasste. Palmer, natürlich, holte im zweiten Durchgang einen Elfmeter heraus. Um die Ausführung stritten sich anschließend Noni Madueke und Jackson wie zwei Schulkinder auf dem Pausenhof. Mitspieler griffen ein, beruhigten die beiden Streithähne. Madueke schien sich durchgesetzt zu haben, mit Palmer stand der etatmäßige Elfmeterschütze aber noch auf dem Platz. Folglich schnappte sich der Mann des Abends den Ball, was weder Madueke noch Jackson begrüßten. Letzterer musste von Palmer und Kapitän Conor Gallagher gar per Schubser entfernt werden.

"Das ist inakzeptabel"

Palmer verwandelte sicher, setzte seine 100-Prozent-Quote vom Punkt auch im neunten Anlauf fort. Die vorausgegangenen Szenen blieben jedoch Gesprächsthema Nummer eins, was auch Mauricio Pochettino zu einem klaren Statement nach der Partie veranlasste. "Was passierte, ist ein Jammer", so der Argentinier, der deutlich machte, dass Palmer der etatmäßige Schütze sei, sich dieses Standing auch verdient habe. "Ich bin sehr verärgert über diese Aktion, damit senden wir ein schlechtes Image nach außen. Ich möchte mich bei den Fans entschuldigen, das ist inakzeptabel", lauteten Pochettinos klare Worte.

Es war eine Szene, die Tief blicken ließ in die Gefühlswelt der Blues - trotz immens hoher Ausgaben in den vergangenen Transferperioden spielt Chelsea eine enttäuschende Saison. Platz 10 in der Liga ist nach wie vor zu wenig für die eigenen hohen Ansprüche, ein Titel ist für die Londoner aber weiterhin möglich - am Samstag (18.15 Uhr) steigt das Halbfinale im FA Cup bei Manchester City. Für die Blues bleibt zu hoffen, dass sich Palmer auch im Etihad noch zuhause fühlt.

tso