Die Frage musste erlaubt sein, ob Neapels aufgebotene Truppe die Aufgabe auf der Mittelmeerinsel Sardinien auf die leichte Schulter nahm. Denn vom Start weg war beim Kellerkind Cagliari Calcio nichts Berauschendes aus süditalienischer Sicht zu sehen - und das, obwohl der Klub doch mit einem Auswärtssieg von Rang 3 an Meister Inter und Tabellenführer Milan vorbei auf Platz 1 hüpfen konnte.
Immerhin zogen di Lorenzo (10. Minute) und auch Mario Rui (34.) mal aus der Distanz ab, um so mal Keeper Cragno herauszufordern. Alles in allem war das aber zu wenig, um zu einem Sieg zu kommen. Ohne die verletzten Akteure wie Kapitän Insigne oder auch Lozano fehlte es über weite Strecken an Kreativität und Durchschlagskraft gegen einen motivierten, zweikampfstarken und bissigen Gegner.
Cagliaris Spieler kamen in den ersten 45 Minuten zwar auch nicht entscheidend vor den Kasten, ein 0:0 als Halbzeitstand reichte den Sarden aber vorerst.
Schmeichelhaftes Ende dank Osimhen
Vorerst deswegen, weil sich das von Walter Mazzarri trainierte Cagliari nach dem Seitenwechsel gar noch mutiger zeigte - und immer mehr richtigen Offensivdrang entwickelte. Deiola mit einem Schuss aus bester Lage rechts vorbei (53.) verpasste zunächst zwar das 1:0, in Minute 58 war die verdiente Führung aber hergestellt. Ein Schlenzer von Pereiro hüpfte im Fünfmeterraum einmal auf und ging links unten rein, weil sich SSC-Schlussmann Ospina komplett verschätzte.
Ospina war es aber auch, der ein wirklich schwaches und offensiv kaum existentes Napoli im Spiel hielt - mit einer bärenstarken Parade nach einem Kopfball aus nächster Nähe (60., Joao Pedro) und mit gleich zwei tollen Taten gegen Joker Marin (jeweils 86.).
Und genau das sollte der Grundstein für das am Ende sehr, sehr schmeichelhafte Remis sein. Denn der eingewechselte Ex-Wolfsburger Osimhen besorgte doch tatsächlich noch nach Mario-Rui-Flanke per Kopfball das 1:1 (87.). Über dieses Ergebnis mussten die Partenopei wirklich froh sein am Ende, auch wenn sie zugleich sicher mächtig enttäuscht waren. Als turmhoher Favorit angereist hatte es die Truppe von Luciano Spalletti nicht verstanden, den Außenseiter zu bespielen und den anvisierten Spitzenplatz in der Serie A zu erobern.
Kuriose Randnotiz dazu: An diesem 26. Spieltag fuhr so keiner der Top-6-Klubs in Italiens Oberhaus einen Dreier ein. Es gab ausschließlich Niederlagen (Meister Inter, Atalanta) und Unentschieden (Milan, Neapel, Juventus, Lazio).