Das Schwimmen im kalten Wasser ist Alexander Meyer gewohnt. In seiner erst kurzen Zeit als Nummer 2 von Borussia Dortmund hat er gefühlt bereits Seepferdchen-, Bronze- und Silber-Abzeichen gemacht. Als langjähriger Zweitligakeeper absolvierte er seit Sommer unter anderem sein Debüt in der Champions League, drei weitere Partien in der Königsklasse und schaffte am Freitag das Bravourstück, innerhalb kürzester Zeit von der Rolle als Bankangestellter zum meistbeschäftigten Mann im Stadion zu wechseln.
"Bravourös" nannte Kapitän Marco Reus die Leistung von Meyer beim 1:0-Sieg gegen RB Leipzig: mit dem Fuß überlegt und konstruktiv im Spielaufbau und in seiner Kernkompetenz da, wenn er gefragt war. So rette der Ex-Regensburger in der 69. Minute stark gegen den freistehenden André Silva und stand bei Emil Forsbergs Distanzschuss tief in der Nachspielzeit genau richtig. Dass sein Vordermann Nico Schlotterbeck Sekunden vorher einen Schuss von Timo Werner noch mit der Schulter von der Linie kratzte, rundete den Tag aus Dortmunder Sicht ab. "Das war ein schöner Abend", befand Meyer nach Spiel und lobte: "Wir haben leidenschaftlich Fußball gespielt und verteidigt. Ist einer überspielt, kommt der andere und hilft. Dass wir mit dem Ball was können, wissen wir."
Meyer: "Greg ist ein super Rückhalt, aber ich muss da sein, wenn ich gebraucht werde"
Möglicherweise steht ihm schnell ein weiterer einsatzreicher, im besten Falle ebenfalls schöner Abend bevor. Der so formstarke Stammkeeper Gregor Kobel hatte am Freitag beim Aufwärmen muskuläre Probleme und musste aufgrund der Möglichkeit einer schwereren Verletzung passen. Ob der Schweizer beim Abflug am Montag im Flieger nach London zum Champions-League-Achtelfinalrückspiel beim FC Chelsea sitzt, war am Sonntag noch offen. Wie viel Risiko wollen Verein und Spieler angesichts des sportlich und finanziell extrem wichtigen Spiels am Dienstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) gehen?
Meyer stünde auf jeden Fall parat. "Greg ist ein super Rückhalt, hat das bisher stark gemacht. Aber ich muss da sein, wenn ich gebraucht werde", erklärte er seine Rolle im Dortmunder Teamgefüge. Im wegweisenden Spiel beim FC Sevilla, das der BVB 4:1 gewann, war der 31-Jährige einer der Matchwinner (kicker-Note 1,5), bei Manchester City allerdings ließ er einen haltbaren Distanzschuss zum späten Ausgleich durch, Dortmund verlor sogar noch 1:2.
Kehl: "Wir werden leiden müssen"
Ob Kobel oder Meyer: In London wird es erneut ein hartes Stück Arbeit für den BVB. Ein Tor Vorsprung haben die Gäste im Gepäck, im Hinspiel stand der Schweizer Keeper schon oft genug im Mittelpunkt, das wird auch den Dortmunder Schlussmann an der Stamford Bridge erwarten. "Es wird eine brutale Partie, wir werden leiden müssen", erwartet Sportdirektor Sebastian Kehl.
Nicht nur die Anwesenheit von Kobel am Dortmunder Flughafen wird am Montag mit Spannung erwartet werden. Die Hoffnungen liegen beim BVB auch darauf, dass der gegen Leipzig wegen eines Schlags auf den Knöchel ausgefallene Donyell Malen wieder dabei sein kann, eine Chance ist vorhanden. Der nach dem Leipzig-Spiel etwas angeschlagene Marius Wolf wird wohl spielen können.