Erstmals seit 26 Jahren zwei Niederlagen nach drei Ligaspielen, erstmals seit 39 Jahren schon sieben Gegentore, dazu die höchste Heimniederlage in José Mourinhos Trainerkarriere: Doch es war nicht der Name des Portugiesen, den ein von Fans angeheuertes Flugzeug nach Manchester Uniteds Fehlstart und vor dem Gastspiel in Burnley am Sonntag auf einem Protestbanner über dem Stadion Turf Moor hinter sich herzog. "Ed Woodward - Spezialist im Versagen", lautete vielmehr die Aufschrift in Anspielung an Mourinhos berühmtes Schmähzitat über Arsene Wenger.
Am Pranger nach Tagen der Unruhe und denkwürdigen Pressekonferenzen also der einflussreiche Vizevorsitzende, der beim Rekordmeister für die Transferpolitik zuständig ist - und unter anderem vor einem Jahr den Mann verpflichtete, der United einen souveränen 2:0-Auswärtssieg in Burnley bescherte: Sturmtank Lukaku nahm mit seinem Doppelpack ein wenig Druck von Mourinho, der, so seine Selbstbeschreibung am Freitag, "einer der besten Trainer der Welt" sei und das auch unabhängig vom Saisonausgang bleiben werde.
Burnley macht es Matchwinner Lukaku viel zu leicht
"The Special One" hatte nach dem 0:3 gegen Tottenham den Fans öffentlichkeitswirksam lange applaudiert und wurde auch in Burnley rund um den Anpfiff mit Sprechchören gefeiert, die noch lauter ausfielen, als Lukaku nach Sanchez' Flanke unbedrängt zur 1:0-Führung eingeköpft hatte (27.).
Gegen den Überraschungssiebten der Vorsaison, der mit einem Punkt aus drei Spielen und dem frühen Europa-League-Aus noch schlechter gestartet war als United, reichte den in gewöhnungsbedürftigen, weil blassrosafarbenen Trikots gekleideten Gästen an diesem Tag eine ordentliche Leistung. In der 37. Minute ließ Lukaku bei einer Konterüberzahlsituation im Eins-gegen-eins mit Hart das 2:0 noch liegen, holte das aber per Abstauber schon sieben Minuten später nach. Ernsthafte Gegenwehr leistete Burnleys Defensive auch da nicht, Trainer Sean Dyche schäumte an der Seitenlinie. In der Offensive kam von seiner Elf überhaupt nichts.
Hart hält Pogbas Elfmeter - Joker Rashford fliegt nach zehn Minuten
Mourinho konnte es sich sogar erlauben, den starken Sanchez schon in der 61. Minute auszuwechseln. Doch das bereute er schon bald: Nicht unbedingt, weil Pogba per Foulelfmeter an Hart scheiterte (69.) - sondern weil der eingewechselte Rashford, der den Strafstoß herausgeholt hatte, zwei Minuten später glatt Rot sah! Nach einem Scharmützel mit Bardsley im Toraus ließ sich der 20-Jährige zu einem leichten Kopfstoß hinreißen und musste schon wieder runter.
Wir hätten heute sechs, sieben, acht Tore schießen müssen.
José Mourinho
Es folgte eine auf einmal wilde Schlussphase, in der vor allem Lukaku noch zwei exzellente Chancen auf seinen Dreierpack ausließ (nachdem er schon den Elfmeter nicht hatte schießen dürfen) und auch Burnley durch Joker Vokes dreimal zumindest am Anschlusstreffer schnupperte. Doch am verdienten Auswärtssieg änderte all das nichts mehr. "Wir hätten heute sechs, sieben, acht Tore schießen müssen", übertrieb Mourinho in seiner ersten Reaktion etwas, kritisierte nur Rotsünder Rashford als "naiven Jungen". "Ich kann mich an keine so komfortable Leistung erinnern wie in den letzten beiden Spielen." Tottenham also eingeschlossen.
Wie dem auch sei: ManUnited geht ohne weiteren Rückschlag in die Länderspielpause, danach steht die Reise nach Watford an - das schon sechs Punkte mehr auf dem Konto hat .
Vierter Sieg im vierten Spiel! Alles zu Watfords 2:1-Sieg gegen Tottenham lesen Sie hier...