Nordost

Borgmann: "Wir spielen mit den besten Fußball in der Liga"

Cottbus-Kapitän im Interview

Borgmann: "Wir spielen mit den besten Fußball in der Liga"

Hoch in die 3. Liga soll es nach Möglichkeit für Axel Borgmann und den FC Energie Cottbus gehen.

Hoch in die 3. Liga soll es nach Möglichkeit für Axel Borgmann und den FC Energie Cottbus gehen. IMAGO/Fotostand

Mehr zur Regionalliga Nordost

Spiegelt Tabellenplatz 1 die Leistungen in der Hinrunde korrekt wider, Herr Borgmann?

Ja. Weil wir speziell im zweiten Teil der Hinrunde gezeigt haben, dass wir mit unserer Art des Fußballs absolut das Potenzial haben, um auf Platz 1 zu stehen. Von Platz 1 nach der Hinrunde kannst du dir zwar nichts kaufen. Aber es sieht trotzdem schön aus.

Energie hat in den vergangenen 13 Pflichtspielen nur eine einzige Niederlage kassiert. Was hat die Mannschaft in diesen Spielen besser gemacht als noch am Saisonanfang, als der Klub mit vier Punkten aus den ersten drei Partien startete?

Wir haben im Laufe der Zeit das System des Trainers immer besser verinnerlicht. Es ist völlig normal, dass es am Anfang noch nicht so gut lief. Weil wir speziell in der Offensive viele neue Spieler hatten. Diese Abläufe zu lernen, geht nicht mal eben durch eine Powerpoint-Präsentation.

Was macht dieses System so anspruchsvoll?

Es ist sehr laufintensiv und auf viel Ballbesitz ausgerichtet. Das sind viele komplexe Abläufe. Wir wollen nicht nur einfach den Ball lang nach vorn hauen, obwohl das in der Regionalliga manchmal auch erfolgreich ist. Ich behaupte, wir spielen mit den besten Fußball in der Liga.

Ist die Mannschaft möglicherweise aber für die Gegner ausrechenbar?

Das ist eine Sache der Sichtweise. Einerseits ja, weil die Gegner wissen, wie wir am liebsten spielen. Andererseits verschaffen wir uns mit dieser Spielweise auch Respekt. Außerdem haben wir gezeigt, dass wir flexibel sein können. In Erfurt haben wir dem Gegner ganz bewusst den Ball überlassen. 75 Minuten lang waren wir damit erfolgreich, auch wenn es am Ende nicht zum Sieg (2:2, Anm.d.R.) gereicht hat. Wir haben genug Spielintelligenz im Team, um die Taktik bei Bedarf wechseln zu können.

Podcast
Podcast
#10: Aberglaube, Risiken und Tabletten: Verletzungen
41:33 Minuten
alle Folgen

Blicken wir voraus auf 2023. Wer sind aus Ihrer Sicht die größten Konkurrenten um die Meisterschaft?

Chemnitz hat sich nach einer schlechten Phase inzwischen gut erholt. Zudem haben sie den Vorteil, dass die Mannschaft eingespielt ist. Bei Erfurt muss man schauen, wie lange die Euphoriewelle als Aufsteiger anhält. Ich kann mir aber schon vorstellen, dass sie sich lange oben halten können. Jena ist auch nicht weit weg.

Auf welchen Positionen benötigt Cottbus nach Ihrer Meinung noch Verstärkung?

Möglicherweise könnten wir uns in der Offensive verstärken, um mehr Optionen zu haben. Wir können uns sehr glücklich schätzen, dass Eric Hottmann immer einsatzfähig war. Um unsere Ziele zu erreichen, wäre mehr Flexibilität schon zu begrüßen.

Ihr Vertrag läuft am Saisonende aus. Ist der Aufstieg in die 3. Liga zwingende Voraussetzung für einen Verbleib in der Lausitz?

Ich habe jedes Jahr meinen Vertrag in Cottbus mit dem Ziel verlängert, dass wir aufsteigen. Im Optimalfall bleiben wir also Tabellenerster, gewinnen die Aufstiegsspiele. Dann verlängert sich mein Vertrag automatisch. Natürlich habe ich nicht vor, ein Leben lang in der Regionalliga zu spielen. Der Verein und die Fans sehnen sich nach dem Aufstieg - ich auch.

Sie wurden beim FC Schalke 04 ausgebildet. Schlägt Ihr Herz noch für Königsblau?

Ja, denn ich habe sieben Jahre meines Lebens beim FC Schalke verbracht. Ich bin stolz darauf, dass ich als junger Spieler in der Bundesliga auf der Bank sitzen durfte. Ich war als 19. Mann im Champions-League-Kader gegen Real Madrid. Das Abschlusstraining im Bernabeu-Stadion - das kann mir niemand nehmen. Natürlich hat sich der Verein verändert. Aber wir haben eine gemeinsame Vergangenheit.

Wie beurteilen Sie die Diskussionen rund um die deutsche Nationalmannschaft und die One-Love-Binde bei der Weltmeisterschaft in Katar?

Nervig. Ja, diese Botschaft ist richtig und wichtig. Aber der Zeitpunkt war falsch. Und das Zusammenspiel zwischen DFB und FIFA war schlecht. Der Konflikt wurde auf dem Rücken der Spieler ausgetragen. Junge Spieler, die teilweise erst 20 Jahre sind, sollten sich zu einer WM äußern, die vor zwölf Jahren vergeben worden ist. Wissen Sie, was ich außerdem schade finde?

Bitte.

Mir hat aus deutscher Sicht der nötige Stolz der Fans auf das eigene Team gefehlt. Schauen Sie sich Argentinien an. Ein Lionel Messi verdient Millionen - trotzdem sind die Fans stolz darauf, dass es ihn gibt. Hierzulande hat mir diese Leidenschaft gefehlt. Das ist schade.

Frank Noack

Am häufigsten ungeschlagen in 2022: RL-Traditionstrio und Elversberg vor FC Bayern