29. Spieltag
Nach zwei Unentschieden in der Liga und dem Pokal-Aus beim Sechstligisten Sparta Lichtenberg herrschte dicke Luft beim BFC Dynamo. Gegen Erfurt boykottierten hunderte Anhänger die ersten zehn Minuten, blieben bis dahin außerhalb ihrer Blöcke. In einem offenen Brief machte die Fanszene im Vorfeld deutlich, was der Zweck dieses zeitweisen Liebesentzugs war: "Nächste Saison wollen wir oben dabei sein. Lasst uns als Fans jetzt schon den Grundstein dafür legen." Im Stadion hingen am Sonntag Spruchbänder, die ebenfalls die jüngsten Darbietungen schonungslos kritisierten.
Coach Heiner Backhaus konnte den ersten zehn Minuten natürlich nicht fernbleiben, im Gegenteil, er bereitete seine Mannschaft gewissenhaft wie immer auf das Match gegen den Aufstiegskandidaten vor und veränderte die Startformation im Vergleich zum 2:2 in Halberstadt gleich auf sechs Positionen. Rein kamen Kamm Al-Azzawe, Breitfeld, Kleihs, Blum, Suljic und Duncan. Raus mussten Franke (gelb-rot-gesperrt), Pollasch, Klump, Tiliudis, Siebeck und Geurts.
Sein Erfurter Kollege Fabian Gerber schlug mit seinem Team zuletzt Greifswald mit 4:0 und veränderte seine erste Elf auf einer Position: Felßberg ersetzte den verletzten Elva.
Durch den Boykott der Dynamo-Fans hatte RWE zu Beginn auf den Rängen einen haushohen akustischen Vorteil. Auf dem Feld setzten die Berliner den ersten kleinen Stich, Beck verpasste im Fünfer eine Hereingabe um Haaresbreite. Danach zog Erfurt sein Kombinationsspiel auf. Reher brachte bei einem Mergel-Schuss in der 9. Minute gerade noch seine Zehenspitzen dazwischen.
Breitfeld markiert die Führung
Auch wenn Erfurt bis dahin Feldvorteile verzeichnen konnte, ging der BFC in der 21. Minute in Führung: Reher setzte sich rechts energisch durch und bediente Breitfeld mit einer präzisen Flanke von der Grundlinie, der gegen die Laufrichtung von Flückiger einköpfte. Der Spielfluss der Gäste war erstmal abgeebbt. Einen Mergel-Freistoß konnte Heim-Keeper Sommer nach 31 Minuten problemlos wegfausten. Pech hatte Erfurt, dass es in der 38. Minute bei einem Zweikampf im BFC-Strafraum zwischen Beck und Nkoa keinen Elfmeter gab. Der aufgerückte RWE-Verteidiger war vor dem gegnerischen Torjäger am Ball und wurde von ihm klar getroffen. Schiedsrichter Klemm gab hingegen Freistoß für die Hausherren.
Kurz vor der Pause hatte Weinhauer den Ausgleich auf dem Fuß. Ein langer Ball segelte auf den langen Pfosten, wo der Erfurter Stürmer überrascht wirkte und den Ball nur von der Brust in die Arme von Sommer abtropfen ließ. Der BFC-Torwart rettete in der Nachspielzeit bei einer Felßberg-Hereingabe nochmal in höchster Not. Generell war die Partie aber arm an richtigen Höhepunkten, sodass es mit 1:0 in die Pause ging.
Blum-Kopfball duscht Erfurt
Die zweite Halbzeit begann mit einer eiskalten Dusche für Erfurt: Kleihs schlug in Minute 48 aus dem rechten Halbraum einen Freistoß ins Strafraumzentrum, wo der aufgerückte Blum zum Kopfball kam und einnickte. Flückiger war zwar noch am Ball, konnte den Einschlag allerdings nicht verhindern.
In der 53. Minute hatten die Thüringer auch noch Pech: Bei einer Kopfball-Bogenlampe von Mergel stand Sommer ungünstig zum Ball, fingerte das Spielgerät aber gerade noch so an die Latte, Kamm Al-Azzawe köpfte den Ball von der Linie, der Nachschuss rauschte drüber.
Die Partie war nun offener, denn auch der BFC Dynamo erspielte sich Chancen auf das dritte Tor, so zum Beispiel Euschen, der in der 55. Minute mit einem Kopfball aus kurzer Distanz an Flückiger scheiterte. Auch Suljic fand in der 61. Minute per Kopf im Gäste-Schlussmann seinen Meister.
Ab der 70. Minute intensivierte Rot-Weiß seine Offensivbemühungen und kam zu einigen Abschlüssen, die jedoch von begrenzter Gefährlichkeit waren. Rehers Schuss auf der Gegenseite aus wenigen Metern Distanz war da in der 78. Minute schon vielversprechender, strich aber knapp vorbei.
An was es diesem Spiel definitiv nicht fehlte, waren Gelbe Karten. Klemm musste in regelmäßigen Abständen seinen Notizzettel aus der Brusttasche holen, überharte Aktionen waren allerdings nicht dabei, sondern viele intensive Zweikämpfe und einige taktische Fouls.
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Traumpass von Ciccarelli
Mit einem toll herausgespielten Treffer machte es Erfurt in der 84. Minute nochmal spannend: Ciccarelli spielte aus dem Mittelfeld einen nahezu perfekten Schnittstellenpass in den Lauf von Kämpfer, der frei vor Sommer überlegt ins rechte Eck einschob. RWE hatte jetzt Oberwasser: Zwei Zeigerumdrehungen später köpfte Manu nach einem Eckball am langen Pfosten ans Außennetz.
Danach schaffte es der BFC allerdings, die Gäste überwiegend vom eigenen Tor fernzuhalten, sodass die drei Punkte im Sportforum Hohenschönhausen blieben. Für Erfurt ist dieses 1:2 ein Rückschlag im Titelkampf, da Cottbus am frühen Nachmittag sein Spiel in Greifswald gewonnen hat.
Schiedsrichter-Team
Spielinfo
| Stadion | Sportforum Hohenschönhausen |
| Zuschauer | 2.558 |
Auf den BFC Dynamo wartet am 2. Mai der nächste Kracher, dann geht es nämlich zu Erfurts Titelkonkurrenten Energie Cottbus. RWE hat kommenden Sonntag mit Germania Halberstadt eine auf dem Papier lösbare Aufgabe vor der Brust.
