Bei den Gastgebern wechselte Trainer Manuel Pellegrini doppelt, ganz vorn und ganz hinten: Sanabria startete im Sturm für Borja Iglesias, und im Tor vertrat Joel den angeschlagenen Claudio Bravo. Betis hatte zuvor beide Ligapartien zu null gewonnen.
Reals Trainer Zinedine Zidane veränderte personell zweierlei im Vergleich zur Nullnummer in San Sebastian: Jovic erhielt eine Chance in der zu erwartenden Doppelspitze, Fede Valverde durfte im zentralen Mittelfeld ran. Die zuletzt enttäuschende Flügelzange aus Vinicius Junior und Rodrygo schaute erst einmal zu.
Das Spiel begann sehenswert, weil beide Mannschaften zielstrebig nach vorn spielten: Benzema traf nach 105 Sekunden volley zur Führung (2.), die aber keine Gültigkeit behielt - Abseits. Gegenüber scheiterte Sanabria am toll parierenden Courtois, der dessen Kopfball mit der Hand von der Linie wischte (8.).
Betis gibt seine Spielidee nicht auf
Abermals sechs Minuten später mündete dieser Rhythmus dann ins 1:0 für Real: Benzema leistete auf dem rechten Flügel wertvolle Vorarbeit, im Zentrum war Fede Valverde eher am Ball als Bartra (14.) - die Führung. Sergio Ramos hätte direkt nachlegen müssen, als er auf Benzema-Vorlage völlig frei im Strafraum auftauchte und rechts vorbei schoss (15.).
Betis schüttelte sich kurz und beschloss dann, die offensive Ausrichtung nicht aufzugeben. Die Druckphase mündete in den Ausgleich durch Mandi, der eine Flanke von Canales wuchtig per Kopf veredelte (35.). Damit nicht genug: Fekir bediente kurz darauf William Carvalho, der aus 16 Metern in die kurze Ecke abschloss - Spiel gedreht (37.)!
Drin oder nicht drin? Ein Hauch von Wembley in Sevilla
Noch vor der Pause musste Real zu allem Überfluss den Ausfall von Kroos verschmerzen. Der deutsche Nationalspieler musste mit Problemen im Bereich der linken Hüfte oder des linken Oberschenkels ausgewechselt werden (45.+2).
Nach dem Wechsel schlugen die Madrilenen rasch zurück. Carvajal nutzte den übermäßigen Platz auf dem rechten Flügel und gab in die Mitte, wo Emerson seinem Gegenspieler Benzema den Ball vom Fuß klaute und ins eigene Tor traf (48.).
Beinahe hätte Benzema seine starke Leistung daraufhin mit eigenem Tor garniert. Aus zehn Metern nagelte der Franzose den Ball mit voller Wucht an die Unterkante der Latte. Von dort sprang der Ball wohl hinter der Linie auf und wieder aus dem Tor hinaus. Schiedsrichter Ricardo de Burgos ließ weiterspielen, womöglich stand Benzema aber auch im Abseits (52.).
Zwei verhängnisvolle VAR-Einsätze
Der nächste Aufreger folgte nur 13 Minuten später: Jovic lief allein aufs Tor von Joel zu, wurde von Emerson am Abschluss gestört und kam zu Fall. Nach VAR-Einsatz wurde der Rechtsverteidiger mit Rot vom Platz gestellt (67.). Nach der frühen Gelben Karte und dem Eigentor war der schwarze Abend für ihn perfekt.
In Überzahl hatten die Königlichen leichteres Spiel, während bei Betis sichtlich die Kräfte schwanden. Im Zweikampf zwischen Mayoral und Bartra bekam Letzterer den Ball an den Oberarm. Erneut musste der Videobeweis herhalten, wieder mit schlechtem Ausgang für die Gastgeber. Sergio Ramos versenkte den Strafstoß in gewohnt lässiger Manier als Chipball (82.).
Anschließend hatte der ungeschlagen angetretene Underdog nichts mehr entgegenzusetzen. Die acht Minuten lange Nachspielzeit bot nur noch Konterchancen für die Madrilenen aufs 2:4 - allesamt blieben diese ungenutzt. So wendete die Zidane-Elf einen Fehlstart ab und orientiert sich langsam in der Tabelle nach oben. Betis bleibt vorerst über Nacht Zweiter.