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Bergfest in Italien: Am Freitag startet der Giro

Deutsches Team Bora-hansgrohe hat große Pläne

Bergfest in Italien: Am Freitag startet der Giro

Legendäre Anstiege in den Dolomiten: Der Passo Pordoi.

Legendäre Anstiege in den Dolomiten: Der Passo Pordoi. imago images/Antonio Scarpi

Wenn die dreiwöchige Hatz am kommenden Freitag in Ungarn startet, dort für drei Tage verbleibt, um sich dann von Sizilien aus, der südlichsten Region Italiens, in den Norden zur Schlussetappe in Verona vorzuarbeiten, ist eines gewiss: In der Arena der malerischen Stadt an der Etsch kann nur der den Siegerpokal in die Höhe recken, der mit Letzterer kein Problem hat - wobei dies noch schamlos untertrieben ist, verdammt bergfest muss er sein.

Fünf Bergankünfte, fünf Etappen, bei denen über 4000 Höhenmeter zu bewältigen sind, wobei die 16. am 24. Mai von Salo am Gardasee über den gefürchteten Passo del Mortirolo nach Aprica sogar fast 5500 Meter auf der Höhenuhr hat - macht unterm Strich 51.000 Höhenmeter, die sich an den 21 Renntagen vor dem Fahrerfeld auftürmen. Was erschwerend zu diesem Fest an Bergen und Hügeln hinzukommt: das Wetter. Von glühend heiß bis eisig kalt ist im Mai in Italien alles möglich - wer bei der vorletzten Etappe am 28. Mai in den Dolomiten über den legendären, 2239 Meter hohen Passo Pordoi mit dem Ziel an der Marmolada auf Schnee wettet, muss kein Hasardeur sein.

Der große Favorit fehlt

Eine Siegerwette zu platzieren, ist jedenfalls nicht mit unwesentlich weniger Risiko behaftet. Die absoluten Rundfahrtgrößen à la Tadej Pogacar oder Primoz Roglic ziehen die Tour vor, für Vorjahressieger Egan Bernal kommt nach einem schrecklichen Trainingsunfall ein Start noch viel zu früh, sodass es zwar viele Sieganwärter gibt, nicht aber den ausgemachten Favoriten.

Am ehesten hebt da noch das Team Ineos Grenadiers die Hand, das mit zwei Ex-Giro-Siegern als Doppelspitze antritt: mit dem Ecuadorianer Richard Carapaz (28), der 2019 triumphierte, und dem Londoner Tao Geoghan Hart (27), dem Überraschungsersten 2020.

Bora-hansgrohe möchte aufs Podest

105. Giro d'Italia

Doch auch die deutsche Karte könnte stechen. Der im oberbayrischen Raubling beheimatete Rennstall Bora-hansgrohe jedenfalls hat Großes vor. Das einstige Sprinterteam, das sich im vergangenen Jahr mit Peter Sagan das violette Sprinter-Trikot sicherte, hat in diesem Jahr die neue Ära als eine auf Rundfahrten ausgerichtete Equipe eingeläutet: Es wird erstmals ohne Sprinter an den Start rollen, dafür aber mit Blick aufs Gesamtklassement mit drei Kapitänen. Der Niederländer Wilco Kelderman (31), mit dem Team Sunweb 2020 Giro-Dritter, der Kanadier Jai Hindley (25), mit dem Team Sunweb 2020 Giro-Zweiter, und der Allgäuer Emanuel Buchmann (29), 2019 Vierter bei der Tour de France, sollen diese Zeitenwende gleich mit einem Podestplatz unterstreichen.

Wie stark ist Buchmann?

Für Letzteren könnte dieser Giro zum Scheidepunkt seiner Karriere werden. Nach seinem Tour-Erfolg vor drei Jahren ist diese auch sturz-und verletzungsbedingt ins Stocken geraten. Beim Giro im vergangenen Jahr stürzte er als Kapitän auf Gesamtrang 6 liegend auf der 15. Etappe und musste aussteigen. Sollte er nun in Italien erneut nicht an seine einstige Klasse anknüpfen können, müsste er sich im Team zukünftig erst mal mit einer Helferrolle begnügen - in dieser Saison ist der Ravensburger bislang ehr dezent unterwegs gewesen.

Auch ohne Sprinter rechnen sich die Raublinger übrigens Etappensiege aus: Der Deutsche Lennard Kämna (25), der 2020 eine Etappe bei der Tour gewinnen konnte, wird in den Bergen je nach Form freie Fahrt bekommen.

Chris Biechele