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Atalanta Bergamo: Champions-League-Spiel als Corona-Infektionsherd?

Spiel im Mailänder Giuseppe Meazza wohl ein Ausgangspunkt

Bergamos Bürgermeister bezeichnet CL-Spiel als Corona-Infektionsherd

"Bergamo mola mia!", "Bergamo, gib nicht auf!": Die Werder-Ultra-Gruppierung Caillera hat ein Mut machendes Plakat vor dem Weserstadion in Bremen aufgespannt.

"Bergamo mola mia!", "Bergamo, gib nicht auf!": Die Werder-Ultra-Gruppierung Caillera hat ein Mut machendes Plakat vor dem Weserstadion in Bremen aufgespannt. imago images

Italien ist derzeit weiterhin am stärksten betroffen von den Folgen des neuartigen Coronavirus. Allen voran die Stadt Bergamo in der norditalienischen Region Lombardei.

Mit ein Grund für das Ausmaß soll dabei das Champions-League-Achtelfinalhinspiel zwischen Atalanta und dem FC Valencia am 19. Februar 2020 gewesen sein (4:1). Vor hier aus soll eine regelrechte Welle an Infektionen ausgegangen sein, weil längst auch die spanische Stadt Valencia samt ganz Spanien nach Italien am stärksten betroffen ist.

Bürgermeister Gori wählt deutliche Worte

Sicher ist: Jenes CL-Duell schlägt als möglicher Beschleuniger der Corona-Pandemie in Norditalien und Spanien weiter hohe Wellen - auch Experten haben sich damit schon befasst und reden von "Spiel null". Der Bürgermeister von Bergamo, Giorgio Gori, ist diesbezüglich fest davon überzeugt, dass dieses Spiel zur Verbreitung der Epidemie in seiner Provinz beigetragen habe - und er bemüht dabei heftige Worte.

Die Begegnung in der Königsklasse bezeichnete der Politiker als "biologische Bombe": "Damals wussten wir noch nicht, dass sich das Virus in der Lombardei ausgebreitet hatte. Nicht nur viele der 44.000 Zuschauer in San Siro (Stadion von AC und Inter Mailand und international die Ausweichstätte für Atalanta; Anm.d.Red.) könnten sich infiziert haben. Viele Fans haben sich in Bergamo in Lokalen oder in den Wohnungen versammelt, um das Spiel im Fernsehen zu verfolgen. Dies könnte zur weiteren Verbreitung der Pandemie beigetragen haben." Parallel zum Spiel im Giuseppe-Meazza-Stadion hatte es in Bergamo zahlreichen Public-Viewing-Veranstaltungen in Kneipen und Restaurants mit Hunderten von Teilnehmern gegeben.

In Valencia "gab es keine Kontrollen"

Hier zeigen sich Fans von Atalanta Bergamo.

Zum ersten Mal in der Geschichte nimmt Atalanta an der Champions League teil, steht direkt im Viertelfinale - und ist Teil der großen Corona-Krise in Bergamo. imago images

Nachdem der italienische Erstligist inzwischen seinen ersten bestätigten Coronavirus-Fall gemeldet hat, wächst die Sorge, dass weitere Spieler an COVID-19 erkranken könnten. Auch Robin Gosens' Teamkollege Alejandro Gomez meinte, dass die Partie in der Champions League eine große Rolle bei der Verbreitung der Epidemie gespielt haben könnte. "Beim Spiel in San Siro waren 44.000 der 120.000 Einwohner Bergamos anwesend. Als wir Wochen später für das Rückspiel nach Valencia gereist sind (4:3 beim Geisterspiel; Anm.d.Red.), gab es keine Kontrollen. Heute ist Spanien eines der EU-Länder mit den meisten Infektionen", sagte Gomez im Interview mit "Sky".

Sportjournalisten, die das Spiel in Mailand verfolgt hatten, berichteten außerdem von U-Bahnen voller Fans beider Klubs an jenem Tag. Viele Tifosi hätten aus derselben Bierflasche getrunken. Die Möglichkeit, dass sich das Virus extrem stark verbreitet habe, sei deswegen sehr groß. Die Zahl der Coronavirus-Todesopfer ist in Italien mittlerweile auf fast 7000 gestiegen. Insgesamt gibt es über 50.000 bestätigte Infizierte.

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