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Beim SC Freital ist das "Interesse am Erfolg" erwacht

Der Fusionsverein will in die Regionalliga

Beim SC Freital ist das "Interesse am Erfolg" erwacht

Ein Sachsenligist will hoch hinaus: Der SC Freital wird kommende Saison einen erneuten Anlauf in Richtung Oberliga nehmen.

Ein Sachsenligist will hoch hinaus: Der SC Freital wird kommende Saison einen erneuten Anlauf in Richtung Oberliga nehmen. Makopix

"Das Interesse am Erfolg" ist erwacht in Freital, einer Kreisstadt mit knapp 40.000 Einwohnern vor den Toren Dresdens. Dort wurde 2020 entschieden, dass die Stadt fußballerisch mehr aus sich machen müsse, schließlich spielen Orte wie Aue (rund 16.000 Einwohner) oder Sandhausen (gut 15.000) in ganz anderen Sphären. Von der von SAP-Gründer Dietmar Hopp unterstützten TSG 1899 aus Hoffenheim (gut 3.000 Einwohner) ganz zu schweigen.

Da "das Interesse am Erfolg", wie es Paul Leiteritz ausdrückt, mit den drei konkurrierenden Klubs SG Motor Freital, FV Blau-Weiß Stahl Freital und Hainsberger SV schwer zu befriedigen war, fusionierten die drei Vereine 2020 zum Sportclub Freital, deren Geschäftsführer Leiteritz ist. "Zusammen kann man mehr erreichen", fasst Leiteritz die Motivlage zusammen und konkretisiert: "So hast du einfach bessere Argumente bei Sponsoren oder wenn es um einen Stadionausbau geht." Dazu später mehr.

Zwar antwortet der Freitaler Funktionär auf die Frage, welcher Verein denn aus Vorbild herhalten könnte, augenzwinkernd mit RB Leipzig, doch das Champions-League-Halbfinale steht beim SCF nicht auf der Agenda. Dafür aber - ohne Flachs und auch ohne branchenübliches Tiefgestapel - die Regionalliga. Fern jeder Absicht, der 5. Liga zu nahe treten zu wollen, sagt Leiteritz: "In der Oberliga gibt es viele Dorfvereine, oft herrscht dort nur Sportplatzfeeling", und beim Aufzählen aktueller Regionalligisten wie Carl Zeiss Jena, Energie Cottbus oder Lokomotive Leipzig erahnt man, welche Sehnsüchte das Handeln in Freital befeuern.

Daher geht es momentan ganz stark darum, auf und neben dem Platz die Rahmenbedingungen zu schaffen, die sechstklassige Sachsenliga bald verlassen zu können. Schon Ende Juni hätte das klappen können als Freital gegen Budissa Bautzen in einem Entscheidungsmatch den Aufsteiger in die Oberliga ausspielte. Bautzen gewann knapp mit 2:1, die Köpfe beim Sportclub waren erstmal unten.

Stadionentwurf 2

Großes Infrastruktur-Projekt: So soll die neue Tribüne in Freital aussehen. SC Freital

"Vielleicht aber auch ganz gut so", gibt Leiteritz zu bedenken, denn "wir müssen erstmal die Strukturen für die Oberliga schaffen", sei es ein taugliches Sicherheitskonzept zu entwerfen, wenn ein Verein wie Rot-Weiß Erfurt mit seiner Fanszene gastiert, oder - das hängt eng damit zusammen - eine vorzeigbare Spielstätte zu schaffen. Ersteres hätte der Verein hinbekommen, beim Stadion wird sich in Bälde etwas tun. Eine schmucke Tribüne mit Büros, modernen Kabinen und einem Sportcasino, in dem man Sponsoren empfangen kann, wird demnächst gebaut, die Stadt Freital hat dabei angekündigt, 50 Prozent der Kosten zu übernehmen. Zunächst könnten dann bis zu 2000 Zuschauer Platz bei Heimspielen im "Stadion des Friedens" finden, das Gelände ist aber so beschaffen, dass weitere Ausbauschritte möglich wären. Auch im Umkreis der Spielstätte sind Verbesserungen in Planung, zum Beispiel zwei Kunstrasenplätze, die auch dem Nachwuchs zu Gute kommen sollen.

Potente Sponsoren aus der Region und auch ein guter Draht zur Politik - Sachsens Innenminister Roland Wöller ist Mitglied im Verein - sorgen laut Leiteritz dafür, dass auch nach dem kürzlich verpassten Aufstieg das Ziel "Regionalliga" nicht aus den Augen verloren werden muss. Der Kader für 2021/22 stand schon vor dem Show-Down mit Bautzen, aufgrund der ambitionierten Zukunftspläne sahen auch Leistungsträger wie Torjäger Philip Weidauer, Torhüter Steffen Beer oder Abwehr-Ass Erik Schütze keine Veranlassung, Freital den Rücken zu kehren. Im Gegenteil: Mit Neuzugängen wie dem 2014/15 bei Dynamo Dresden auch zweimal in der 3. Liga eingesetzten Robin Fluß (25) bekommt der Sachsenligist sogar noch eine qualitative Blutauffrischung. "Das ist auch Neuland für uns, weil jetzt Spieler für uns interessant werden, die bei Verhandlungen mit einem Berater kommen", erzählt Leiteritz. Aus diesen Worten hört man heraus: Für Spieler wird der SCF mehr und mehr interessanter. Das bestätigt der Geschäftsführer und berichtet auch von Trainern, die ihre Hilfe anbieten, sei es, um Chefcoach Knut Michael ("kommunikativ, streng, aber auch mit einem gewissen Witz") zu unterstützen oder im Nachwuchs Verantwortung zu übernehmen.

Wir dürfen nie unseren eigenen Nachwuchs vergessen.

Paul Leiteritz, Geschäftsführer SC Freital

Hochkarätige, teils drittligaerfahrene Neuzugänge sind das eine. Leiteritz ist es aber wichtig, darauf hinzuweisen, dass Spieler wie Kapitän Marian Weinhold für einen der drei Freitaler Vorgängervereine schon auf Kreisebene aktiv gewesen war und jetzt auch in der 6. Liga stabile Leistungen abliefern.  Die neuen Weinholds sollen aus dem geplanten vereinseigenen Nachwuchsleistungszentrum kommen, denn auch wenn Leiteritz offen mit dem Gedanken spielt, zukünftig auch mal das ein oder andere Talent vom großen Nachbarn Dynamo Dresden auszuleihen, betont er: "Wir dürfen nie unseren eigenen Nachwuchs vergessen."

Alles in allem stellt der SC Freital einen starken Kader, der ab August den nächsten Anlauf in Richtung der Zwischenstation Oberliga nehmen wird. Beim Ausblick auf die neue Runde verfällt Leiteritz erneut nicht in das branchenübliche Understatement, sondern sagt mit breiter Brust: "Man muss es so klar sagen, wir sind natürlich Favorit in der kommenden Saison."

Stefan Wölfel

BSG Aktivist Schwarze Pumpe, Turbine Halle und Co.: DDR-Teams früher und heute