3. Liga

Beiersdorfer:

Ingolstadts Geschäftsführer im kicker-Interview

Beiersdorfer: "Unser Ziel bleibt es, den FCI mittelfristig in der 2. Liga zu etablieren"

Leitet in Ingolstadt das Sportliche: Dietmar Beiersdorfer.

Leitet in Ingolstadt das Sportliche: Dietmar Beiersdorfer. imago images

Elf Punkte aus sieben Partien. Wie zufrieden sind Sie mit dem Saisonstart der Schanzer, Herr Beiersdorfer?

Nach dem sehr guten Start hätten wir uns natürlich gewünscht, dass die letzten Spiele erfolgreicher verlaufen wären. Im besten Fall ist ein kleiner Dämpfer zu diesem Zeitpunkt auch nicht verkehrt, um die Sinne zu schärfen und zu verbessern, was selbst in den erfolgreichen Spielen vorher nicht durchgängig gut war. Wichtig ist, dass wir nach wie vor Tuchfühlung nach oben haben.

Merlin Röhl ist nach vier Ligaspielen zum Bundesligisten SC Freiburg gegangen. Schlaflose Nächte, weil Sie das Mittelfeldjuwel haben ziehen lassen?

Natürlich tut uns sein Verlust weh, weil er ein toller junger Spieler mit sehr gutem Charakter ist. Aber uns war von vornherein klar, dass wir ihn in der 3. Liga nicht halten können, wenn große Bundesligaklubs anklopfen. Bei einem Spieler mit solchem Potenzial ist es letztendlich auch unsere Verpflichtung ihm gegenüber, ihn freizugeben um sich weiterentwickeln zu können. Dies allerdings unter der Bedingung, dass unsere Ausbildung berücksichtigt und belohnt wird. Wir sind stolz auf Merlins Weg. Das ist ein Qualitätsnachweis für unsere Trainer und Mitarbeiter sowie für unsere Ausbildung und Nachwuchsarbeit.

Wir denken, dass unser Kader für Liga drei überdurchschnittlich gut besetzt ist.

Dietmar Beiersdorfer

Liegen die schwachen letzten drei Auftritte mit sechs Gegentoren nur am Leistungsknick der Führungsspieler oder spielt auch Röhls Abgang eine Rolle?

Uns war klar, dass wir nach Merlins Wechsel qualitativ etwas abfallen werden. Einen unmittelbaren Zusammenhang mit den Gegentoren sehe ich aber nicht, weil er ja ein offensiver Mittelfeldspieler war.

Warum wurde kein Röhl-Ersatz geholt?

Weil wir denken, dass wir es mit dem aktuellen Kader abgefangen bekommen. Bislang mussten wir ja aufgrund von Verletzungen auch noch auf David Kopacz und Max Dittgen verzichten. David kann die offensivere Rolle im Mittelfeld hervorragend spielen.

Kein Last-Minute-Transfer: War nichts Passendes dabei oder hat der FCI seine Hausaufgaben frühzeitig erledigt?

In unseren Planungen hat die Rückkehr von David und Max natürlich eine große Rolle gespielt. Außerdem wollten wir die Kadergröße übersichtlich halten und unseren Budgetrahmen nicht überschreiten. Und wie gesagt: Wir denken, dass unser Kader für Liga drei überdurchschnittlich gut besetzt ist.

Wenn wir kurz zurückblicken, fiel der Umbruch größer aus als geplant?

Nein, wir wollten bewusst verkleinern, um auch der Strategie und der Ausrichtung des Klubs folgend, unsere Perspektivspieler bei den Profis verstärkt einzubinden. Wir haben einige sehr erfahrene Spieler, die eine sehr gute Achse bilden und das deutlich verjüngte Team führen. Abschließend zu dieser Transferperiode kann ich sagen: Das ist der Kader, so wie wir ihn geplant haben und er umsetzbar war.

Das Spielniveau dieser Liga hat sich enorm weiterentwickelt.

Dietmar Beiersdorfer

Nach Ex-Abwehrchef Björn Paulsen scheint sich mit Angreifer Tobias Bech eine Tradition beim FCI fortzusetzen. Gibt es eine Erklärung, warum dänische Spieler hier so gut funktionieren?

Tobias Bech

Hat "sehr großes Talent", wie Dietmar Beiersdorfer sagt: Tobias Bech. Getty Images

Paulsen wurde mir als bodenständig geschildert, was auch auf Tobi zutrifft, der zudem über sehr großes Talent verfügt. Wir haben ihn schon längere Zeit beobachtet und sind beharrlich drangeblieben, was sich dann zu unseren Gunsten ausgewirkt hat.

Wie konnten Sie ihn überzeugen 3. Liga statt 1. Liga in Dänemark zu spielen?

Den Ausschlag gab sicher die Aussicht auf persönliche, wie sportliche Weiterentwicklung, den nächsten Schritt, auch weg von zu Hause, zu gehen und eine wettbewerbsfähige Liga. Natürlich spielen hier auch unsere Möglichkeiten mit unseren Trainern und unseren Infrastrukturen eine große Rolle, ihn, siehe Merlin Röhl, dementsprechend fördern und formen zu können.

Ist diese Spielklasse aufgrund der vielen Traditionsvereine attraktiver geworden?

Das Spielniveau dieser Liga hat sich enorm weiterentwickelt. Freiburg II hat uns zuletzt gezeigt, wie stark ein junges Team sein kann, das jahrelang zu großen Teilen systematisch ausgebildet und entwickelt wurde.

Es ist eine ambitionierte Liga, in der Teams über sich hinauswachsen können.

Dietmar Beiersdorfer

Im Vergleich zu den Jahren zuvor mit dreimal in Folge Relegation stand die Spielklasse durch den Abstieg früh fest. Ein Vorteil für die Personalplanung?

Hinsichtlich unseres sehr großen Umbruchs mit neun Zugängen und 21 Abgängen ja. Nichtsdestotrotz hätten wir letztes Jahr lieber den Klassenerhalt geschafft.

Mitabsteiger Dresden und Aue haben derzeit größere Sorgen als die Schanzer. Was macht die 3. Liga nach dem Abstieg so schwierig?

Jedes dieser Teams hat einen Umbruch, einen Einschnitt hinter sich und es ist klar, dass Zeit für diese Teams ein wichtiger Faktor ist. Es ist eine ambitionierte Liga, in der man als Mannschaft alles geben muss, um Spiele gewinnen zu können und in der Teams, wenn sie gut funktionieren, über sich hinauswachsen und erfolgreich sein können.

Tabellenführer 1860 München hat ziemlich forsch das Ziel Aufstieg ausgerufen. Wie schnell will der FCI zurück in die 2. Liga?

Für den FCI ist wichtig: Wir wollen so schnell wie möglich in die Erfolgsspur zurück, um uns innerhalb der Aufstiegsaspiranten festzusetzen. Unser Ziel bleibt es, den FCI und damit den Standort Ingolstadt mittelfristig in der 2. Liga zu etablieren.

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