Barcelonas Trainer Frank Rijkaard änderte seine erfolgreiche Startelf aus dem Hinspiel auf zwei Positionen: In der Abwehrkette kam Belletti für Oleguer, der rechts hinten verteidigte. Und im offensiven Mittelfeld nominierte der niederländische Coach den Portugiesen Deco und ließ seinen Landsmann Mark van Bommel draußen.
Sein Gegenüber, Carlo Ancelotti, stellte ebenso zweimal um: Für Gilardino rückte Filippo Inzaghi, der seine Mandelentzündung auskuriert hat, neben Andriy Shevchenko in den Sturm. Die Spekulation, Ancelotti könnte gar mit drei Spitzen spielen, erwies sich zumindest beim Anpfiff in Camp Nou als falsch. Für den angeschlagenen Nesta bildete Alessandro Costacurta zusammen mit Kaladze die Innenverteidigung von Milan. Der Routinier der "Rossoneri" feierte erst vor zwei Tagen seinen 40. Geburtstag.
Kaum hatte der deutsche Schiedsrichter Markus Merk die Partie im mit 98000 Zuschauern ausverkauften Camp Nou angepfiffen, tauchte auch schon Milans Antreiber Kaka am Strafraum auf und drosch den Ball nur knapp am langen Eck vorbei (1.). Barcelona ließ sich nicht lange bitten und antwortete prompt: Iniesta setzte Eto'o in Szene, doch der Kameruner scheiterte alleine vor Milan-Keeper Dida (3.).
In der Folge beruhigte sich die Partie ein wenig, doch zeigten sich beide Mannschaften weiterhin unglaublich spielfreudig. Die Katalanen spielten mit den im ersten Abschnitt starken Ronaldinho, Deco und Giuly etwas befreiter auf und hatten in der 17. Minute durch Eto'o die zweite hundertprozentige Chance: Eto'o war einmal mehr durch die wackelige Innenverteidigung mit Kaladze und Costacurta spaziert, fand aber erneut in Brasiliens Nationalkeeper Dida seinen Meister.
Trotz so mancher Unsicherheit im Abwehrverbund spielten die Mailänder aus einer kontrollierten Defensive. Kaka, Seedorf und Pirlo suchten immer wieder Inzaghi und Shevchenko, doch dem Sturmduo fehlte über weite Strecken des ersten Abschnitts die Unterstützung aus dem Mittelfeld, das nicht energisch genug nachrückte. Zweimal tauchten die beiden jedoch gefährlich vor dem Barca-Tor auf. Erst traf Shevchenko nur das Außennetz (22.), dann brachte Inzaghi nach einer Stam-Flanke nicht genügend Druck hinter seinen Kopfball (36.). Trotz der Überlegenheit von Barcelona ging Milans Rechnung jedoch auf, das den ersten Durchgang ohne Gegentor abschließen wollte.
Mit dem Seitenwechsel wurden die "Rossoneri" etwas mutiger im Spiel nach vorne und hatten durch Shevchenkos Flugkopf die bis dato beste Chance (50.), doch Keeper Victor Valdes parierte sicher. Vier Minuten später hätte das Halbfinale seine Vorentscheidung erleben müssen, doch Abwehrspieler Belletti, der urplötzlich in Mittelstürmer-Position auftauchte, schlug am Fünfer ein Luftloch, nachdem ihn Ronaldinho und Giuly traumhaft freispielten.
Nach dieser Szene folgte eine Verschnaufpause. Beide Teams sortierten sich, die Trainer, speziell Ancelotti, nutzte die Zeit zum Wechseln. Doch die frischen Kräfte Cafu und Rui Costa konnten dem Milan-Spiel keine neuen Impulse geben. Vielmehr wuchs bei Barcelona mit zunehmender Spieldauer die Gewissheit, dass sie das Finale nicht mehr hergeben würden. Im Mittelfeld standen auch die "Künstler" der Rijkaard-Elf kompakt, zudem lieferte Edmilson eine Klasseleistung gegen Kaka ab, so dass der brasilianische Nachwuchsmann bis auf wenige Szenen vollends aus dem Spiel genommen wurde. In der 69. Minute hatte Barcelona ein wenig Glück, dass Schiedsrichter Merk nach einem Zweikampf zwischen Shevchenko und Puyol auf Freistoß entschied, denn der Ukrainer traf Sekunden danach per Kopf ins Netz - von einem Foulspiel des Milan-Stürmers war eigentlich nichts zu erkennen.
Tore und Karten
Tore Fehlanzeige
Victor Valdes - Juliano Belletti, Marquez, Puyol, van Bronckhorst - Iniesta, Edmilson , Deco - Giuly , Eto'o , Ronaldinho
Schiedsrichter-Team
Spielinfo
| Stadion | Camp Nou |
| Zuschauer | 98.000 (ausverkauft) |
Ab der 70. Minute erhöhten die Katalanen in der Offensive wieder die Schlagzahl und kamen immer wieder zu besten Chancen, doch Keeper Dida war an diesem Abend extrem stark aufgelegt. Allein die Null zu halten, reichten den "Rossoneri" nicht. Nach 180 Minuten setzte sich Barcelona verdient durch - das Trainerduell zwischen Frank Rijkaard und Carlo Ancelotti, die beide mit Milan als Spieler den Landesmeister-Pokal holten, ging an den Niederländer. Die Mailänder müssen mindestens eine weitere Saison warten, ehe sie das "Trauma von Istanbul" (Finalniederlage 2005 nach 3:0-Führung) tilgen können.