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Donis Avdijaj im Interview: "Ich habe für mich erkannt, dass es nicht so weitergehen kann wie früher"

Der 25-Jährige im Gespräch

Avdijaj im Interview: "Ich habe für mich erkannt, dass es nicht so weitergehen kann wie früher"

Donis Avdijaj will nach Deutschland zurückkehren.

Donis Avdijaj will nach Deutschland zurückkehren. GEPA Pictures

Herr Avdijaj, Sie haben mit Hartberg am vergangenen Wochenende den Aufstieg ins Cup-Halbfinale geschafft. Was bedeutet Ihnen dieser Erfolg nach den zahlreichen Corona-Fällen, mit denen der Verein im Vorfeld der Partie zu kämpfen hatte?

Das war ein sehr großer Erfolg für uns. Für Hartberg ist es eine Riesensache, im Halbfinale zu stehen. Wir haben jetzt die Chance, ins Finale zu kommen. Das ist sensationell - sowohl für den Klub als auch für jeden einzelnen Spieler. Durch die Corona-Fälle im Vorfeld war die Situation nicht so einfach. Deswegen war ein noch größerer Teamgeist gefordert. Für mich persönlich war es sehr wichtig, dem Team auswärts gegen einen starken Gegner trotz dieser Widerstände zu helfen.

Hartberg-Torhüter René Swete betonte bereits im September, dass für ihn der Cup-Titel ein großes Ziel sei. Hat auch bei Ihnen schon das Träumen vom Pokal begonnen?

Aufgrund meiner Erfahrungen im Profibereich setze ich mir natürlich Ziele, gleichzeitig schaue ich aber von Spiel zu Spiel. Wir haben in dieser Saison gemerkt, dass wir einige gute Spiele und ein paar Dämpfer hatten. Für uns wird wichtig sein, nicht sofort zum Träumen zu beginnen. Wir wollen den Schwung mitnehmen und natürlich ins Finale kommen. Klar ist, dass wir den Cup letztendlich gewinnen möchten.

In der Liga startet Hartberg am Sonntag in die entscheidende Phase im Kampf um die Meistergruppe. Wie soll der Sprung in die Top sechs noch gelingen?

Durch die Veränderungen in meinem Umfeld und meine persönliche Weiterentwicklung habe ich für mich den Ansatz entwickelt, immer das Bestmögliche erreichen zu wollen. Es ist mein Anspruch, mit dem Team genau das umzusetzen. Wir wollen unbedingt in die Meistergruppe kommen. Das wird aber nur dann möglich sein, wenn wir in den verbleidenden vier Spielen immer 100 Prozent abrufen. Die Möglichkeit ist auf jeden Fall da. Es wird wichtig sein, nur auf uns zu schauen, um die Spiele so erfolgreich wie möglich zu gestalten.

Ich war in jungen Jahren häufig auf mich alleine gestellt und merke jetzt auch menschlich eine enorme Entwicklung.

Donis Avdijaj

Sie haben Ihre persönliche Weiterentwicklung bereits angesprochen. In einem Interview mit der WAZ zum Jahreswechsel haben Sie gesagt, dass der alte Donis sich nur auf sein Talent verlassen hat, der neue dieses nun aber mit harter Arbeit kombiniert. Wie sieht diese harte Arbeit bei Ihnen konkret aus?

Um kurz auf das Interview zurückzukommen: Der alte Donis hat sich auf seinen Instinkt verlassen und wollte sein Können auf dem Platz zeigen und die Leute begeistern. Das ist beim neuen Donis auch noch der Fall, aber jetzt will ich in erster Linie mit dem Team erfolgreich sein. Ich habe für mich erkannt, dass es nicht so weitergehen kann wie früher. Daher habe ich mein Umfeld komplett neu aufgestellt. Ich habe seit einiger Zeit einen neuen Berater und einen neuen Athletiktrainer. Diese Jungs sind das Beste, das mir passieren konnte. Wir arbeiten tagtäglich zusammen, um mich noch besser zu machen. Dazu zählen etwa fixe Schlafenszeiten, Regenerationsphasen und der Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln. Auch im athletischen Bereich arbeiten wir wöchentlich hart. Ich merke, dass ich in den Matches nun noch mehr an mein Limit gehen kann. Das hilft mir sehr. Ich möchte genau diesen Weg weitergehen.

Vor einigen Jahren fielen Sie des Öfteren mit skurrilen Aussagen auf, in der jüngeren Vergangenheit gab es diese nicht mehr. Warum?

Ich habe in der Vergangenheit ein paar Dinge falsch gemacht. Durch meine Erfahrung weiß ich, dass ich diese Sachen jetzt nicht mehr machen werde. Ich bin jetzt reifer und eine Person geworden, die verschiedene Dinge viel besser einordnen kann. Ich war in jungen Jahren häufig auf mich alleine gestellt und merke jetzt auch menschlich eine enorme Entwicklung. Das will ich beibehalten, da ich mich aktuell viel wohler fühle. Daher bin ich schon gespannt, was die Zukunft bringt.

Zunächst möchte ich mit Ihnen noch einen Blick in die Vergangenheit wagen. Dass Sie im Sommer nach Österreich zurückkehrten, kam durchaus überraschend. In der Liga erzielten Sie in zehn Spielen bislang drei Treffer und bereiteten ein Tor vor. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?

Positiv. Ich kann mich jeden Tag nur auf den Fußballsport und meine sportliche Entwicklung konzentrieren. Ich bin froh, dass ich im Verein eine wichtige Rolle spiele und diese einnehmen darf. Ich bin mit den aktuellen Leistungen zufrieden, möchte mich aber nach wie vor steigern. Mit der Mannschaft stehen wir aktuell gut da. Mir war klar, dass es in Hartberg funktionieren könnte, weil ich mir diese Station mit meinem Management gezielt ausgesucht habe. Das hat sich bestätigt. Daher bin ich über meine Entwicklung sehr froh.

Die Gewinner und Verlierer auf dem Transfermarkt

Sie haben immer betont, wieder einmal in der deutschen Bundesliga auflaufen zu wollen. Wann soll es dazu kommen?

Aufgrund meiner Erfahrung teile ich mir meine Ambitionen in kurz-, mittel- und langfristige Ziele ein. Kurzfristig will ich meine Leistung bei Hartberg weiterhin verbessern, da ich weiß, dass ich noch immer mehr kann. Mittelfristig möchte ich mit der Mannschaft maximalen Erfolg haben und mit meinen Aktionen glänzen. Ich möchte meinen Trainerstab und die Fans glücklich machen. Langfristig möchte ich in die deutsche Bundesliga zurückkehren. Ich traue mir diesen Schritt zu. Ich habe Sachen, die mir früher vielleicht noch gefehlt haben, jetzt gelernt und habe daher das große Ziel, wieder in der Bundesliga zu spielen. Ich will die Leute davon überzeugen, dass der Donis das kann.

Welchen Zeitraum meinen Sie mit "langfristig"?

Ich habe in Hartberg noch bis 2023 Vertrag. Im Fußball kann es aber sehr schnell gehen. Ich habe immer offen kommuniziert, dass ich diesen Schritt auch zeitnah machen möchte. Daher lasse ich mir auch für den kommenden Sommer alle Optionen offen.

Sie haben soeben gemeint, dass Sie in der jüngeren Vergangenheit viel dazugelernt haben. Was meinen Sie damit konkret?

Früher war es so, dass ich zum Training und zu den Matches gefahren bin und dort meine beste Leistung abrufen wollte. Jetzt mache ich auch abseits des Platzes viel mehr für meine Entwicklung. Ich achte auf meine Ernährung, lasse Blutanalysen durchführen und habe einen exakten individuellen Trainingsplan. Diese Dinge machen mich besser - und ich spüre den Unterschied!

Ich würde mir natürlich wünschen, dass Schalke den Aufstieg schafft.

Donis Avdijaj

Ihr Ausbildungsverein Schalke 04 mischt im Kampf um den Aufstieg als Fünfter kräftig mit. Wie intensiv verfolgen Sie die Spiele Ihres Ex-Vereins noch?

Generell verfolge ich den Fußball in allen Ligen sehr intensiv. Fußball ist mein Leben. Ich schaue mir jeden Tag die aktuellen Ereignisse in der Welt des Fußballs an. Aktuell ist es so, dass ich mich in erster Linie auf Hartberg konzentriere. Ich verfolge die zweite Bundesliga dennoch und würde mir natürlich wünschen, dass Schalke den Aufstieg schafft.

Ist für Sie eine Rückkehr nach Gelsenkirchen vorstellbar?

Zunächst einmal möchte ich noch einmal betonen, dass ich Schalke den Aufstieg in die erste Liga wünsche. Das ist ein toller Klub mit großartigen Fans, die ich niemals vergessen werde. Ich habe dort meine ersten Schritte im Fußball gemacht, habe aktuell aber keinen Kontakt zu Schalke. Ich habe mich mit einem möglichen Transfer noch nicht auseinandergesetzt, da ich mich auf meine aktuellen Aufgaben in Hartberg konzentriere. Vorerst möchten wir hier weiterhin Erfolg haben.

Dennoch haben Sie klar kommuniziert, dass Sie in die deutsche Bundesliga zurückkehren möchten. Wenn Sie es sich aussuchen könnten: Bei welchem Verein würden Sie im kommenden Jahr spielen?

Ich habe mir über einzelne Vereine noch keine Gedanken gemacht. Die deutsche Bundesliga ist mein großes Ziel. Ich bin generell ein sehr großer Fan von ihr. Es kann sich aber immer etwas ergeben, das auch abgesehen von der Bundesliga interessant wäre. Dennoch stimmt es, dass sie mein großes Ziel bleibt. Ich habe aktuell noch keinen konkreten Verein im Kopf. Wichtig ist für meinen nächsten Schritt jedoch, dass es eine Mannschaft ist, die mitreißenden Offensivfußball spielt und zu mir passt. Einen Namen gibt es aber nicht. Es gibt in der Bundesliga nur tolle Vereine. Das trifft auch auf die potentiellen Aufsteiger zu. Das ist eine Liga für sich - von der Jugendarbeit bis ganz oben.

Interview: Nikolaus Fink