Von der U-21-Europameisterschaft aus Batumi (Georgien) berichten Thomas Hiete und Tim Lüddecke
Der Abend wirkt nach beim deutschen U-21-Tross in Georgien. Für den Moment ist das sportlich enttäuschende 1:1 zum EM-Auftakt gegen Israel in den Hintergrund gerückt, die rassistischen Internet-Beleidigungen gegen den Dortmunder Youssoufa Moukoko und Jessic Ngankam von Hertha BSC überlagern alles.
Am Freitag werden nicht wie gewohnt Spieler bei der obligatorischen Medienstunde im Teamhotel in Batumi Rede und Antwort stehen, sondern die DFB-Vizepräsidenten Ronny Zimmermann und Peter Frymuth, die Teil der Delegation sind. Auch Trainer Antonio Di Salvo, der bereits kurz nach den Vorkommnissen klare Worte gefunden hatte, wird sich noch einmal äußern, auch darüber, wie die Mannschaft mit der Thematik nun umgeht. Torwart Noah Atubolu, der selbst nigerianische Wurzeln hat, betont bereits: "Ich hoffe, es hört einfach auf."
Was am Donnerstagabend rund um das Spiel bei Instagram in den Kommentarspalten von Moukoko und Ngankam los war, habe sich der Freiburger gar nicht erst angeschaut. "Früher habe ich das oft gemacht, aber das bringt nichts", sagt der 21-Jährige. "Ich verstehe nicht, warum man heutzutage immer noch rassistisch ist. Die Jungs können nichts dafür, woher sie kommen. Sich entscheiden sich, für Deutschland zu spielen und geben das Beste für ihr Land."
"Man sieht es in allen Ligen"
Auch Atubolu selbst mache regelmäßig Erfahrungen mit Rassismus, berichtet er. "Hin und wieder, wenn man ins Stadion kommt, kommt es zu Äußerungen, zu Rufen. Ich glaube, ich kann es ganz gut wegstecken. Aber sowas soll einfach aufhören. Man sieht es nicht nur bei uns, das gibt es auch in anderen Ligen."
Nichtsdestotrotz wird die DFB-Auswahl schnell wieder den Fokus auf den Sport legen müssen, schon am Sonntag geht es gegen Tschechien womöglich schon um alles oder nichts. Nach dem unnötigen Remis gegen Israel, das die komplette zweite Hälfte in Unterzahl spielte, steht die Di-Salvo-Mannschaft bereits gehörig unter Druck. Atubolu betont: "Es bringt nichts, negativ zu denken und zurückzublicken, sondern nach vorne zu schauen und das Positive mitzunehmen."