Champions League

Atleticos Absturz: "Hat die Identität verloren"

La Liga hat in der Champions League nur noch eine Hoffnung

Atleticos Absturz: "Eine Mannschaft, die ihre Identität verloren hat"

Auch er wird hinterfragt: Diego Simeone.

Auch er wird hinterfragt: Diego Simeone. AFP via Getty Images

Ende 2011, als Simeone bei einem gebeutelten Atletico Madrid übernommen hat, hätten sie selbst im rot-weißen Teil der spanischen Hauptstadt wohl nicht einmal zu träumen gewagt, 2014 und 2016 im Endspiel des größten europäischen Vereinswettbewerbs zu stehen.

Dann aber hatte "El Cholo" die Colchoneros wachgeküsst, in der Champions League Mourinhos Chelsea, Luis Enriques Barça oder Guardiolas Bayern eliminiert und eine Einheit geformt, auf die europaweit auch sonst niemand treffen wollte. Nur Stadtrivale Real verhinderte zweimal den ganz großen Triumph.

Atletico war im erlauchten Kreis der Großen angekommen, aus dem es sich im elften Jahr unter Simeone nun verabschiedet hat. Das Vorrunden-Aus als Gruppenletzter, wodurch die Rojiblancos - wie zuletzt erfolgreich 2018 - nicht einmal mehr in der Europa League weitermachen dürfen, ist eine Zäsur. Nach der Niederlage in Porto, "die demütigender nicht sein konnte" ("Marca"), stehen selbst hinter dem bestbezahlten Trainer der Welt einige Fragezeichen.

Madrids große Tageszeitung titelte auch mit den "schlimmsten Tagen des Cholismo" - angesichts einer Mannschaft, "die ihre Identität verloren hat". Mehr Demütigung geht für El Cholo und sein Gefolge tatsächlich nicht. Auch gegen Porto waren sie defensiv nicht mehr so griffig, offensiv nicht mehr so eiskalt, und dazwischen zu oft zu lasch. Also so gar nicht das Atletico, das Europa kennen und fürchten gelernt hat.

"Wir stehen auf dem Platz, den wir verdient haben"

Diese Entwicklung kommt nicht aus heiterem Himmel. Von 24 Partien in der Königsklasse seit Beginn der Saison 2020/21 konnte die Simeone-Mannschaft nur sechs gewinnen, neben acht Remis setzte es zehn Niederlagen. Gipfelnd im letzten Platz in einer Gruppe, in der Atletico der Favorit gewesen war. "Fast alle Teams waren besser als wir", räumte Simeone gegenüber der AS hinterher ehrlich ein. "Wir stehen auf dem Platz, den wir verdient haben."

Besorgniserregende Statistiken tummeln sich auch rund um den 22-jährigen Joao Felix, mit dessen Transfer Atletico im Sommer 2019 sicherlich auch ein Statement setzen wollte: 126 Millionen Euro hatten die Rojiblancos für den portugiesischen Offensivkünstler hingeblättert, der aber auch in Saison Nummer vier noch auf seinen dauerhaften Durchbruch wartet. Unbeteiligt ist daran auch Simeone nicht, der Joao Felix 2022/23 von möglichen 1440 Minuten in nicht einmal der Hälfte der Zeit eingesetzt hat. Das Verhältnis gilt als schwierig, Simeone trotz der Erfolge der Vergangenheit nicht mehr als unangefochten.

Atleticos Tiefschlag ist auch ein Tiefschlag für den spanischen Vereinsfußball, der den europäischen Wettbewerb trotz Englands finanziellem Wachstum noch bis in die vergangene Saison maßgeblich geprägt hat. Mit dem FC Villarreal warf der Tabellensiebte in La Liga Italiens Rekordmeister Juventus und Deutschlands Rekordmeister FC Bayern raus, Titelträger Real Madrid hatte mit Chelsea, ManCity und Liverpool schließlich die gesamte englische Elite eliminiert.

Nun findet die K.-o.-Phase der Königsklasse nicht nur ohne Atletico statt, auch der FC Barcelona und der FC Sevilla sind schon nach der Gruppenphase raus. La Ligas einzig verbliebene Hoffnung ist Titelverteidiger Real, der heute Abend gegen Celtic (18.45 Uhr, LIVE! bei kicker) zumindest noch den Gruppensieg verspielen könnte.

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