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Kommentar zur Ausbootung von Mesut Özil beim FC Arsenal

Kommentar zur Özil-Ausbootung

Arsenal muss das jetzt mal erklären

Nicht unschuldig, aber am Ende das "Opfer": Mesut Özil beim FC Arsenal.

Nicht unschuldig, aber am Ende das "Opfer": Mesut Özil beim FC Arsenal. imago images

Vielleicht kann mal jemand in Sunderland anrufen und fragen, ob sich dort noch jemand an Mesut Özil erinnert. Also an den Mesut Özil, der bei seinem Premier-League-Debüt vor sieben Jahren "gleich die Hauptrolle" spielte ("The Guardian") und mit "individueller Brillanz und hervorragender Spielübersicht" ("Daily Mail") herausragte.

An dieser Übersicht hat sich bis heute nichts geändert, seit März genießt Özil sie von der Tribüne. Der Weltmeister von 2014 darf beim FC Arsenal nicht mehr mitspielen und ist davon genauso wenig begeistert wie viele Anhänger.

Zwei Jahre, nachdem Özil einen Rekordvertrag in Nordlondon unterschrieben hat, soll er diesen für das letzte Jahr aussitzen und, bitteschön, nie wieder für Arsenal auflaufen. "Loyalität", schreibt der geknickte Mittelfeldspieler bei Twitter, "ist heutzutage schwer zu erlangen."

Man darf sich inzwischen fragen, ob der FC Arsenal in Sachen PR ein paar Kurse verpasst hat. Oder ob irgendwer einen ganz entscheidenden Teil an diesem ganzen Drama verschweigt. Denn von außen betrachtet, ergibt die Herangehensweise der Gunners überhaupt keinen Sinn.

Wer soll einem Klub Mitleid abkaufen, wenn er inmitten der Corona-Pandemie 55 Festangestellte entlässt, gleichzeitig aber seinen Großverdiener fürs Nichtstun bezahlt? Was gibt man für ein Bild ab, wenn der Teilzeitvertrag von Jerry Quy, seit 1994 im Kostüm des Arsenal-Maskottchens, gekündigt wird und nur wenige Stunden später ausgerechnet Özil öffentlich erklärt, für das Gehalt von "Gunnersaurus" aufzukommen?

Natürlich ist Özil nicht unschuldig, er hatte schließlich als einer der wenigen Arsenal-Profis beim Beginn der Pandemie einen Gehaltsverzicht abgelehnt. Und natürlich ist Özil auch nicht mehr der Spieler von vor sieben Jahren und hat nachweislich, wenn er noch durfte, wenig herausragend gespielt.

Wer Recht oder Unrecht hat, weiß aber offensichtlich nicht mal mehr der Hauptakteur. Arsenal sollte diese merkwürdige Außendarstellung der letzten Monate langsam mal erklären.

Mario Krischel