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Eintracht-Trainer Arnautis im Interview: "Wie im Finale"

Frankfurt-Coach vor Spiel gegen Hoffenheim

Arnautis im Interview: "Wir müssen wie in einem Finale spielen"

"Ich fühle mich hier wohl und lebe den Verein": Niko Arnautis ist seit elf Jahren Trainer in Frankfurt.

"Ich fühle mich hier wohl und lebe den Verein": Niko Arnautis ist seit elf Jahren Trainer in Frankfurt. IMAGO/foto2press

Herr Arnautis, wie läuft die Vorbereitung auf das wichtige Spiel am Samstag (14 Uhr, LIVE! bei kicker)?

Im Endeffekt sind alle Spiele sehr wichtig, weil du in der Saisonschlussphase nicht mehr so viel Zeit hast, um noch etwas zu korrigieren. Klar ist: Du musst ja immer Punkte holen - ob am zweiten oder am letzten Spieltag. Unsere Ausgangssituation ist besser als noch vor wenigen Wochen, das ist schon mal positiv. Die Mädels hatten Anfang der Woche zwei Tage frei. Ich glaube, das ist auch nochmal wichtig, bevor es jetzt in den richtigen Endspurt geht. Danach haben wir uns im Training nochmal explizit auf Hoffenheim vorbereitet. Man kennt sich gut, von daher wird alles einfach nur nochmal aufgefrischt. Wir wollen am Samstag unser Spiel durchdrücken. Das ist auch unsere DNA, dass wir uns treu bleiben, an unser Limit kommen müssen wir sowieso. Gerade in den Top-Spielen hat man wirklich gesehen, was in der Mannschaft steckt.

Vor nicht allzu langer Zeit sah es ja gar nicht so aus, als würde die Eintracht noch mal die große Chance bekommen auf den 3. Platz. Hatten Sie damit noch gerechnet, jetzt wieder vor Hoffenheim zu stehen?

Ich habe der Mannschaft nach der Niederlage in Leverkusen gesagt: Wenn wir die vier restlichen Spiele gewinnen, bin ich zu 100 Prozent davon überzeugt, dass wir sehr gute Chancen haben, es noch zu schaffen. Das Spiel in Hoffenheim ist kein Finale, aber ich finde, wir müssen spielen wie in einem Finale und können unsere Ausgangssituation natürlich verbessern. Das ist unser großes Ziel.

Ich würde meine Emotionalität niemals ablegen.

Niko Arnautis

Wie wichtig ist dieser dritte Platz für Sie?

Frauen-Bundesliga, 20. Spieltag

Sehr wichtig, weil wir es in den vergangenen zwei Jahren auch geschafft haben, Dritter zu werden. Davor waren wir im Prinzip ein paar Jahre eine graue Maus mit Potenzial. Und dieses Potenzial haben wir gut rausgeholt. Die Spielerinnen haben sich toll entwickelt - individuell und auch als Mannschaft. Wir sind eine Konstante in der Bundesliga, und haben in dieser Saison auch international gezeigt, zu welchen Leistungen wir fähig sind. Wir haben gezeigt, warum Eintracht Frankfurt auf diese Bühne gehört. Und deswegen wäre es für uns ein wichtiger Schritt, noch einmal das mit dieser Saison zu bestätigen. Deswegen sind wir sehr heiß darauf und werden alles dafür tun. Ich bin sehr glücklich und sehr stolz auf diese Mannschaft und auf das, was sie in den vergangenen Jahren hier auf die Beine stellt.

Hängt Ihnen das knappe Ausscheiden in der Gruppenphase der Champions League und auch das im DFB-Pokal gegen die Bayern noch nach?

Sagen wir es mal so: Ich bin natürlich verärgert über das jeweils knappe Ausscheiden. Aber wenn ich verärgert bin, ist es so, dass ich das in positive Energie umwandle. Und das motiviert mich umso mehr. Für mich ist es das Entscheidende, dass man daran wächst. Und ich sage immer wieder: Es gibt nichts auf der Welt, was immer nur steil aufwärtsgeht. Man muss auch mal einen Rückschlag hinnehmen. Es stärkt einen Menschen, wenn er diesen in positive Energie umwandelt. Und das habe ich in meinem Leben immer wieder geschafft. Trotzdem ist es natürlich so, dass ich sehr traurig war. Aber du musst immer wieder da gestärkt rauskommen. Und im Sport ist es auch so, dass du sehr schnell wieder Chancen bekommst, weil es immer weitergeht.

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Wie groß oder klein ist die Lücke zum VfL Wolfsburg und dem FC Bayern?

Ich glaube, was die Spielleistung angeht, hat man in diesem Jahr wieder einen Fortschritt bei uns gesehen. Was uns noch fehlt, ist das eine oder andere gute Ergebnis, mehr Punkte in diesen engen Duellen rauszuziehen.

Sie sind ja ein sehr emotionaler Trainer. Sind Sie auch schon übers Ziel hinausgeschossen?

Ich glaube, dass ich trotz dieser ganzen Emotionalität durchaus ein sehr angenehmer Mensch bin, mit dem man reden kann. Und ich glaube, dass ich im Laufe meiner Karriere viel Reife hinzugewonnen habe, um nicht über das Ziel hinauszuschießen. Aber ich würde auch meine Emotionalität niemals ablegen, weil ich nun mal so bin. Aber man muss auch immer wissen, dass man eine Vorbildfunktion hat.

Wir haben sowohl sportlich als auch infrastrukturell immer weiter zugelegt.

Niko Arnautis

Sie kritisieren Ihre Mannschaft nie öffentlich. Ist das ein bewusstes Stilmittel?

Ja, weil ich der Meinung bin, dass sie eine positive Entwicklung genommen hat. Natürlich sprechen wir intern Dinge an, die wir optimieren müssen - einzeln, aber auch als Team. Aber ich stelle mich immer vor die Mannschaft, wenn ich merke, dass die Spielerinnen alles reinwerfen. Wir sind eine Mannschaft, die klar anspricht, was wir besser machen müssen. Aber das ist eine interne Angelegenheit. Wenn ich der Meinung bin, dass etwas total in die Hose geht, würde ich das auch öffentlich sagen.

Mit Nicole Anyomi und Sophia Kleinherne haben zwei Nationalspielerinnen kürzlich verlängert, mit Elisa Senß kommt zur neuen Saison eine weitere Nationalspielerin dazu. Welche Perspektiven zeigen Sie diesen Spielerinnen auf, die sicherlich auch andere Optionen hatten?

Es ist sehr wichtig, dass die Spielerinnen spüren, was hier gewachsen ist. Wir haben sowohl sportlich als auch infrastrukturell immer weiter zugelegt. Der gesamte Verein steht dahinter. Die Kaderstruktur zeigt ja, dass sich die Mädels hier wohlfühlen. Sie haben hier die Möglichkeiten, sehr professionell zu arbeiten und die nächsten Schritte zu gehen. Der Verein ist spannend, die Stadt ist spannend. Wir haben sehr vieles nachgewiesen in den vergangenen Jahren - auch eine gewisse Nachhaltigkeit in der Entwicklung zu haben.

Sie selbst sind schon seit 2013 im Verein, also elf Jahre. Auch ein Zeichen von Kontinuität. Können Sie sich mal vorstellen, den Klub zu wechseln?

Ich fühle mich hier wohl und lebe den Verein. Meine Motivation war und ist sehr groß war, hier etwas aufzubauen, mitzugestalten und zu entwickeln. Es macht mir Spaß, in meinem Verein und in meiner Stadt zu arbeiten - und auch mit den Mädels und meinen Kolleginnen und Kollegen. Und ich spüre diese Energie. Deshalb macht es mir große Freude.

Interview: Gunnar Meggers

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