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Andreas Wieland und seine Spielidee für den LASK

Der LASK-Trainer im Interview

Andreas Wieland und seine Spielidee für den LASK

Andreas Wieland hat eine klare Idee, wie der LASK spielen soll.

Andreas Wieland hat eine klare Idee, wie der LASK spielen soll. GEPA pictures

kicker: Herr Wieland, wenn man Ihre großteils unterklassige Spielerkarriere betrachtet, war es nicht unbedingt abzusehen, dass Sie einmal Cheftrainer in der Bundesliga werden. Wo liegen Ihre Anfänge als Trainer?

Andreas Wieland: Bei meinen Jugendvereinen war ich ein sehr guter Spieler, ich habe es auch ins Jugend-Nationalteam geschafft. Im Erwachsenenbereich war ich immer wieder bei Vereinen, die sich neu aufstellen mussten. Wie zum Beispiel beim FCN St. Pölten. Trotzdem ist mir der Sprung in den Profifußball gelungen, wenn auch nicht nachhaltig. Deshalb habe ich mich neu orientiert, Lehramt und Psychomotorik studiert und nur noch unterklassig gespielt. Nebenher habe ich Nachwuchsmannschaften trainiert und irgendwann das Angebot bekommen, im LAZ und in der Akademie St. Pölten als Trainer zu arbeiten.

Sie sind dann in sehr jungen Jahren zum Akademieleiter aufgestiegen. Wie haben Sie erkannt, dass Sie das Talent für den Job des Trainers haben?

Naja, als Lehrer war Wissensvermittlung ja immer meine Aufgabe. Das Feedback von den Spielern ist mir natürlich auch wichtig. Und ob es funktioniert oder nicht, siehst du ja am Platz und an den Ergebnissen.

Dabei hatten Sie immer eine klare Vorstellung, wie Ihre Mannschaft Fußball spielen soll?

Man muss als Trainer ein klares Bild entwickeln, eine Spielidee, die gewissen Prinzipien folgt. Mein Ansatz ist dabei proaktiv. Meine Mannschaft soll agieren und nicht reagieren, dem Gegner, wie es so schön heißt, das Spiel aufzwingen. Sie soll im Spiel gegen den Ball den Gegner unter Druck setzen, Raum gewinnen, Unordnung erzeugen und dann das Momentum nutzen, um zu Torchancen zu kommen. Im Spiel mit dem Ball geht es vor allem darum, Überzahl herzustellen, hinter die gegnerische Ketten zu kommen und relevante Räume zu besetzen. Wir wollen in die rote Zone oder Assistzone kommen, also dorthin, wo es für die verteidigende Mannschaft gefährlich wird.

Würden Sie das als die viel zitierte LASK-DNA bezeichnen?

Das sind sicher die Basics, die Oliver Glasner implementiert hat. Aber da gibt es auch noch eine zweite Ebene, nämlich die außerhalb des Platzes: Da wollen wir mehr arbeiten als der Gegner. Der Job des Profifußballers ist nicht nur an die Arbeitszeiten mit dem Trainer gebunden.

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Wie sind Sie zu Ihrer Spielidee gekommen, durch die Praxis oder durch Schulbücher?

Das klingt so nach der Frage Laptop-Trainer oder Old School. Ich halte diese Diskussion für obsolet. Man kann aus allen Dingen etwas rausziehen. Ich habe sicher am meisten aus der Praxis mitgenommen und aus der Ausbildungszeit. Mir war immer der Austausch mit den Kollegen ganz wichtig. Von René Aufhauser zu hören, wie das bei Red Bull gemacht wird. Aber auch von Carsten Jancker, was klappt im Training, was nicht. Wichtig ist, ein klares Bild davon zu haben, wie deine Mannschaft spielen soll, alles durchzudenken und es dann so zu präsentieren, dass die Spieler es auch umsetzen können.

Apropos Laptop: Sie haben nach dem letzten Herbstspiel, dem 3:2-Sieg gegen die Austria, einen Datenanalysten in Ihrem Team erwähnt. Ein wissenschaftlicher Ansatz ist Ihnen also schon wichtig?

Wir haben einen Datenanalysten, der in mehreren Bereichen arbeitet. Er hilft bei der Analyse des Gegners, aber auch des eigenen Spiels. Wir gehen da schon sehr in die Tiefe. Wie oft sind wir in die Box gekommen, wie haben wir uns bei Kontersituationen verhalten, wie hat die Restverteidigung ausgeschaut? Aber er ist natürlich auch im Scouting wichtig. Mittlerweile gibt es ja Vereine, die das Scouting vordergründig auf Spielerdaten aufgebaut haben.

Bevor Sie auf das Scouting eingehen, besagter Datenanalyst hat auch errechnet, dass Sie in den vier "Restrunden" des Grunddurchgangs neun Punkte brauchen werden, um noch in die Meisterrunde zu kommen. Wie groß ist die Chance das zu schaffen, wie schlimm wäre es, wenn es nicht klappt?

Zunächst einmal war es wichtig, dass wir mit unseren Dezember-Ergebnissen überhaupt die Chance auf die Meisterrunde am Leben gelassen haben. Neun Punkte aus vier Spielen (Klagenfurt, Admira, Salzburg, WAC, Anm.) ist kein leichtes Unterfangen. Unabhängig davon, ob das gelingt oder nicht, gibt es ja noch in der Qualifikationsrunde die Möglichkeit, sich für Europa zu qualifizieren. Deshalb muss unser Mindset so sein, dass wir nicht die Köpfe hängen lassen, wenn es nicht für die Meisterrunde reicht, sondern gleich bereit zu sein, die zweite Chance zu nützen.

Unser Ziel ist es, die fitteste Mannschaft in der Bundesliga zu sein.

LASK-Trainer Andreas Wieland

Im Herbst war eines der Probleme des LASK, dass die Spieler nach der Rückkehr zum kräfteraubenden Gegenpressing nicht mehr die körperlichen Grundlagen dafür hatten. Kann man davon ausgehen, dass die im Frühjahr wieder da sein werden?

Unser Ziel ist es, die fitteste Mannschaft in der Bundesliga zu sein. Dazu ist eine gewisse Umstellung nötig, im Herbst hat's, was die Intensität betrifft, nicht für 90 Minuten gereicht. Wir arbeiten sukzessive daran.

Zurück zum Scouting. Sie haben zwei neue Innenverteidiger verpflichtet, die beide das Trainingslager verpasst haben.

Nach dem Trauner-Abgang war klar, dass wir ohne ihn in Kopfballduellen nicht mehr so gut aufgestellt waren. Deshalb haben wir ein Spielerprofil erstellt und uns nach einem relativ langwierigen Prozess für Oumar Sako und Filip Twardzik entschieden. Bei Sako haben wir schon vor der Verpflichtung gewusst, dass ein medizinischer Eingriff notwendig sein wird. Aber das ist ein langfristiger Transfer, der Vertrag läuft bis 2026. Dass er in den ersten Runden nicht verfügbar sein wird, war dabei einkalkuliert. Twardzik war schon gut im Training, konnte dann aber wegen Corona nicht mit ins Trainingslager. Er soll aber wie Schmidt noch dazustoßen.

Stichwort Transfers: Husein Balic hat im Herbst lange Zeit nicht in die Spur gefunden, es hieß schon, er sollte abgegeben werden. Im letzten Spiel gegen die Austria war er dann top. Wie sehr rechnen Sie mit ihm im Frühjahr?

Ich habe mich zu diesen Gerüchten nie geäußert, weil gar nicht nachvollziehbar ist, woher das kommt. Husein war nicht nur gegen die Austria sehr stark, er hat auch davor schon aufsteigende Form gezeigt und ich rechne auch im Frühjahr stark mit ihm. Über seine Qualität müssen wir ja nicht diskutieren.

Vielleicht über die von Christoph Monschein? Wieso war er noch nicht die gewünschte Verstärkung, lag’s daran, dass er selten die Mittelstürmer-Position einnehmen durfte?

Auch Christophs Qualitäten stehen außer Zweifel. Spieler, die von anderen Vereinen zu uns stoßen, brauchen eine gewisse Zeit, um sich auf unsere Spielweise einzustellen. Bei uns ist der Stürmer nicht nur im Spiel mit dem Ball, sondern auch gegen den Ball gefragt. Dazu kommt, dass wir bei unserer Spielidee grundsätzlich schon einen Neuner bevorzugen, der seine Stärken mit dem Rücken zum Tor hat. Christoph passt mit seiner Dynamik und seinem Tiefgang bei uns wie Goiginger oder Gruber eher ins Profil des Halbstürmers. Was nicht heißt, dass er nicht auch einmal Neuner spielen kann.

Horst Hötsch

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